Julia Extra Band 0354
bestimmt an einem Ort bleiben, denn ihre Kinder sollten mit Kindern zur Schule gehen, die sie schon von klein auf kannten.
Genauso wie Bella und Kent es erlebt hatten, und wie ihre eigenen Kinder …
Zoe seufzte. Ein unangenehmes Gefühl von Eifersucht keimte in ihr auf, wofür sie sich schämte. Die arme Bella hatte schließlich auch kein perfektes Familienleben genießen können. Die Mutter war tot, und sie hatte keine Geschwister. Ihr blieben bloß der kranke Vater, der den Verlust seiner Frau nur schwer verkraftete, und ihr Großvater im Altersheim.
Es war also nicht verwunderlich, dass Bella sich Kent Rigby und seiner intakten Familie zugewandt hatte.
Abrupt stand Zoe auf. Sie wollte nicht weiter den Schmerz spüren, wenn sie an Kent dachte. Sie würde dafür sorgen, dass Bella und Kent eine fantastische Hochzeit bekämen, und sie selbst würde eine perfekte Brautjungfer sein.
Ihre Aufgabe in den nächsten Wochen bestand darin, Bella durch unruhiges Gewässer zu führen, bis sie sicher mit Kent vor dem Altar stand.
Nach diesem Entschluss fühlte sich Zoe gleich viel besser. Sie ging in die Küche, um Teewasser aufzusetzen. Erschrocken stellte sie fest, dass sie die ganze Zeit an ihrem Daumennagel geknabbert hatte.
Kent stand mit nacktem Oberkörper gebückt am Wasserhahn im Freien, um sich den gröbsten Schmutz abzuwaschen, als er das Knarren des Hoftors hörte. Er hob den Kopf und erblickte Zoe Weston.
Sie trug einen engen grauen Rock und eine weiße Bluse. Die Bürokleidung wirkte ziemlich deplatziert in dieser Umgebung, doch Kent war wie gefesselt von ihrem Anblick.
Ihre Kleidung unterstrich Zoes schlanke Figur, und ihre Beine in den hochhackigen Schuhen waren sensationell. Die dunklen Haare hatte sie mit einem Samtband zu einer Art Knoten zusammengebunden. Sie wirkte elegant und seriös – und unglaublich sexy.
Seine Reaktion war die gleiche wie bei ihrer ersten Begegnung. Nein, diesmal sogar stärker.
Als er Zoe auf der Landstraße getroffen hatte, trug sie ein T-Shirt und Jeans. Seitdem fiel es ihm schwer, nicht mehr an sie zu denken. Die Art, wie sie den Kopf bewegte, das Blau ihrer Augen und der sanft geschwungene Mund beschäftigten ihn immer wieder.
Ihr Anblick in dieser smarten Kleidung schnürte ihm die Kehle zu und brachte seine Libido in Wallung.
Zum Teufel. Warum war sie hier? Und dann noch allein. Kent fasste sich und begrüßte sie. „Hallo.“
Zoe stand immer noch wie angewurzelt da. Die Hand an den Ausschnitt ihrer weißen Bluse gepresst, starrte sie ihn an.
Hastig schnappte er sein Hemd und trocknete sich den nackten Oberkörper damit ab, während er zu ihr hinübereilte. „Ich habe Sie nicht erwartet“, entschuldigte er sich und zog das feuchte und zerknitterte Hemd über. „Ist alles in Ordnung?“
„Ich …“ Zoe schluckte und fühlte sich sichtlich unwohl. „Bella hat mich gebeten herzukommen. Wir hätten eigentlich bei ihrem Vater sein sollen, aber er ist …“ Sie verzog verlegen das Gesicht.
„Oh nein. Tom ist rückfällig geworden, ja?“
Zoe nickte. „Er ist in ziemlich schlechter Verfassung.“
Kent fluchte und schlug die geballte Faust gegen den Oberschenkel. „Dabei schien er auf einem so guten Weg zu sein.“ Er stieß einen tiefen Seufzer aus. „Bella ist bestimmt völlig aufgelöst.“
„Ja. Sie ist bei ihrem Vater geblieben“, erklärte Zoe mit sorgenvollem Ausdruck.
„Tom war nie gewalttätig. Niemals würde er seiner Tochter etwas antun. Jedenfalls nicht körperlich.“ Er begann, sein Hemd zuzuknöpfen. „Ich werde sie gleich anrufen.“
Zoe warf einen Blick auf seine Brust und sah gleich wieder weg. Sie wurde rot.
„Kommen Sie doch rein. Sie sehen aus, als könnten Sie einen Kaffee oder vielleicht auch etwas Stärkeres gebrauchen.“
„Danke. Ich würde gern eine Tasse Tee nehmen.“
Während sie über den Rasen zum Haus liefen, dachte Kent an Bella und ihre Verzweiflung angesichts Toms Rückfalls und zwang sich, die attraktive Frau neben sich zu ignorieren. Er durfte es sich nicht erlauben, über ihren engen Rock und die langen Beine in den hochhackigen Schuhen nachzudenken.
Zoe saß in der Küche und hielt einen Becher heißen Tee in der Hand. Sie schloss die Augen und holte tief Luft.
Von draußen drang der süße Duft der Glyzinien herein, vermischt mit dem feuchten Geruch von Heu und Tieren. Doch diese Aromen konnten sie nicht beruhigen. Zoe war immer noch betroffen von dem, was sich im Haus von Bellas Vater abgespielt
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