Julia Extra Band 0354
Vertrauen nicht missbrauchte, konnte aber nicht umhin, hinzuzufügen: „Er scheint etwas Mysteriöses zu haben.“
„Ja.“ Ein unüberhörbarer Seufzer war am anderen Ende der Leitung zu vernehmen. „Er war immer schon ein Rätsel, aber Bella kannte ihn besser als wir alle zusammen. Was hat sie Ihnen erzählt?“
„Nicht viel – nur dass er Willara im letzten Schuljahr verlassen hat und Auslandskorrespondent wurde. Er scheint die Gefahr zu suchen.“
„Zweifellos“, murmelte Kent.
Die Anspannung in seiner Stimme war jetzt unüberhörbar. Was hatte es mit diesem Damon auf sich, dass Bella und auch Kent so alarmiert reagierten?
„Wie hat Bella die Nachricht aufgenommen?“, erkundigte sich Kent vorsichtig.
Diese letzte Frage hatte es in sich. Zoe spürte, dass sie sich auf gefährlichem Terrain bewegte. Und egal, wie sie zu Kent stand, fühlte sie sich doch Bella verpflichtet. Deshalb würde sie ihm auch nichts von der nervösen Reaktion ihrer Freundin erzählen, als der Name Damon Cavello gefallen war.
„Bella meinte, dass sie Sie fragen wollte, ob Sie ihn zur Hochzeit einladen wollen.“
„Hat sie ihn denn nicht gleich selbst eingeladen?“
„Nein. Sie möchte das erst mit Ihnen besprechen. Ist Damon … ein Problem für Sie, Kent?“
„Nein, überhaupt nicht. Ich wollte nicht diesen Eindruck erwecken.“ Er sprach fast zu sanft. „Bella hat recht. Er ist ein alter Schulfreund, und es wäre toll, ihn wiederzusehen. Geben Sie mir doch seine E-Mail-Adresse. Ich nehme an, Bella hat ihn schon kontaktiert.“
Kent klang zwar gelassen, doch nachdem sie sich verabschiedet hatten, machte Zoe sich ihre Gedanken.
Es wäre besser gewesen, wenn Bella selbst Kent von Damon erzählt hätte. Eine Brautjungfer sollte eigentlich diplomatisch und taktvoll sein. Stattdessen hatte sie ihren Mund nicht halten können, und nun litt sie darunter, unnötigen Ärger heraufbeschworen zu haben.
4. KAPITEL
Kent nahm eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank und ging auf die Veranda zurück.
Es war eine warme Nacht. Tief hängende Wolken verdeckten den Mond und den Sternenhimmel. In der schweren Luft schien sich ein Gewitter zusammenzubrauen.
Kent spürte, wie das kalte Getränk seine Kehle hinunterlief, und hoffte, dass damit auch die wachsende ungute Vorahnung fortgespült werden würde.
Er mochte diese Art der Gefühle nicht und bevorzugte ein ruhiges Leben. Das Schwanken auf hoher See überließ er lieber anderen. Wie zum Beispiel Damon Cavello.
Verdammt.
Kent trank einen weiteren Schluck und lehnte sich gegen den Holzpfosten, während er in die dunkle Nacht hinausstarrte. Das war wirklich schlechtes Timing. Warum musste Cavello gerade jetzt zurückkommen, wo Bella und er Entscheidungen getroffen hatten?
Seit Jahren hatte sie nichts mehr von ihm gehört.
Beide hatten sie natürlich immer wieder seine Fernsehberichte aus den verschiedensten Krisengebieten der Welt verfolgt.
Damon hatte sich in der ganzen Zeit weder bei ihm noch bei Bella gemeldet. Und jetzt hatten Bella und er aus gutem Grund eine gemeinsame Zukunft geplant.
Alles lief so gut. Tom Shaw war aus dem Krankenhaus entlassen worden, und wenn er sich an die Ratschläge der Ärzte hielt, würde es ihm bald wieder gut gehen. Er freute sich schon sehr darauf, seine Tochter zum Altar zu führen.
Kents rosige Zukunftspläne nahmen Gestalt an.
Doch nun explodierte diese Cavello-Bombe.
Warum gerade jetzt?
Nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte, saß Zoe zusammengekauert in ihrem Sessel und grübelte.
Die Stimmung angesichts der bevorstehenden Hochzeit war nicht so positiv, wie sie es sich gewünscht hätte. Es gab einige Störfaktoren, abgesehen von ihrer dummen Schwärmerei für den Bräutigam, die hoffentlich niemand bemerkt hatte. Das Auftauchen von Damon hatte zweifellos Unruhe bei Bella und Kent ausgelöst.
Zoe wünschte, sie könnten sich alle von diesen Irritationen befreien, denn sie wollte, dass alles wunderbar für das junge Paar war.
Am liebsten wäre sie für eine Weile untergetaucht. Doch abgesehen davon, dass sie nächstes Wochenende in Willara gebraucht wurde, hätte sie gar nicht gewusst, wohin. Schade, dass ihre Familie so weit entfernt wohnte. Wie gern hätte sie ihren Bruder Toby wiedergesehen.
Er konnte sich glücklich schätzen, in einem schönen Haus zu wohnen, ohne dass die Eltern weiterzogen. Ihr Vater betrieb jetzt einen Musikladen dort.
Eines wusste Zoe. Sollte sie jemals ihren Traummann finden, so würde sie ganz
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