Julia Extra Band 0354
gewesen. Sie machte eine Kopfbewegung zur Tür. „Danke für das schöne Dinner, aber Sie sollten jetzt Bella abholen.“
„Ja, ich fahre gleich los. Sie wissen ja, wo Sie Kaffee und Tee finden. Und die Fernbedienung.“
„Danke, alles bestens. Machen Sie sich um mich keine Gedanken. Ich bin es gewohnt, allein zu leben. Jetzt müssen Sie aber los, Kent.“
Er verließ das Haus.
Ich bin es gewohnt, allein zu leben …
Zoe sah vom Küchenfenster aus die Rücklichter von Kents Wagen in der Dunkelheit verschwinden und wusste, dass es ein großer Unterschied war, allein zu leben oder von schrecklicher Einsamkeit aufgefressen zu werden.
Betroffen wanderte sie durch das weiträumige Wohnzimmer, das wie der Rest des Hauses eine elegante und entspannte Atmosphäre ausstrahlte.
Für einen kurzen Moment versank sie in der Vorstellung, die Hausherrin dieses schönen Landsitzes zu sein. Blumen aus dem eigenen Garten in Vasen zu verteilen und köstliche Gerichte für den geliebten Ehemann und die gemeinsamen Kinder zu kochen …
Und morgens neben diesem umwerfenden Mann im Bett aufzuwachen.
Okay. Genug der Fantasien.
Zoe schaltete den Fernseher an und machte es sich in einem der weichen Sofas bequem, um eine ihrer Lieblingsshows zu sehen. Das würde sie von ihrem Selbstmitleid ablenken.
Doch leider war die Sendung heute nicht so lustig wie sonst, und Zoes Gedanken waren schnell woanders …
Sie stellte sich vor, wie Bella gerade Kent glücklich in die Arme schloss.
Hör auf damit.
Das Paar im Fernsehen küsste sich, und schon wieder waren Zoes Gedanken bei Bella und Kent. So konnte das nicht weitergehen. Entschlossen sprang sie auf und schaltete den Fernseher ab. Sie musste sich mit irgendetwas ablenken. Aber was konnte sie in einem fremden Haus tun?
Vielleicht ließ sich in der Küche eine Antwort finden.
5. KAPITEL
Kent war deprimiert. Sein Besuch bei Bellas Vater war wenig erfreulich gewesen. Und irgendwie beunruhigend, denn es war ihm nicht gelungen, Bella in irgendeiner Form zu trösten. Sie war abgelenkt und bedrückt gewesen, was nichts mit dem Zustand ihres Vaters zu tun zu haben schien. Eine Erklärung kam jedoch nicht über ihre Lippen.
Nach dem harmonischen Dinner mit Zoe hatte ihn seine Verlobte sehr kühl empfangen. Und Kent spürte, dass es für beide eine Erleichterung war, als er wieder abfuhr.
Als er zu Hause die Küche betrat, wurde er von einem Meer von brennenden Kerzen empfangen …
Auf jeder kleinen freien Fläche standen winzige Lichter und mittendrin Zoe, wie ein wunderschöner Engel, der beim Spiel mit dem Feuer ertappt wird.
„Ich werde alles gleich wegräumen“, erklärte sie schuldbewusst.
Kents düstere Stimmung war wie weggeblasen, und er unterdrückte ein Lächeln.
„Ich weiß, ich habe ein bisschen übertrieben. Ich wollte einfach sehen, wie die Kerzen wirken, und hatte nicht gedacht, dass Sie so früh zurückkommen“, fügte sie schnell hinzu.
„Bella ist am Boden zerstört“, sagte er leise.
„Oh.“ Zoe runzelte die Stirn. „Sie sind für die Hochzeit. Was denken Sie?“
„Sie sind wunderschön.“ Ein zaghaftes Lächeln umspielte seine Lippen. Und du bist auch wunderschön …
Ihm lag schon auf der Zunge, diesen Gedanken auszusprechen, doch Gott sei Dank konnte er dem Impuls widerstehen.
„Ich wollte eine möglichst große Wirkung erzielen“, erklärte Zoe ernst. „Und Kerzen sind einfach schön für eine Hochzeitsfeier. Ich würde sie gern in kleine, mit Sand gefüllte Papiertüten stellen und überall im Garten verteilen. Keine Angst, sie sind batteriebetrieben und können das Haus nicht in Brand setzen.“
„Wie beruhigend.“ Er trat näher und hob eine Kerze hoch. „Und sie können auch nicht ausgehen.“
„Nein. Man nennt sie intelligente Kerzen.“
„Guter Name.“ Er lächelte ihr zu. „Intelligente Kerzen für ein intelligentes Mädchen.“ Zu spät wurde ihm bewusst, wie leise und verführerisch er gesprochen hatte.
Zoes Augen weiteten sich voller Erstaunen, während sie die Lippen leicht öffnete.
Kent konnte den Blick nicht von ihrem Mund und den wunderschönen ausdrucksvollen Augen abwenden …
Er befand sich im freien Fall …
Er wollte sie küssen, hier und jetzt, im Schein der Kerzen.
Zoe schien seine Gedanken zu lesen. Sie senkte den Blick und strich sich mit zitternder Hand eine Strähne aus der Stirn.
Kent blinzelte. Was zum Teufel war bloß mit ihm los? Warum konnte er dieses merkwürdige Gefühl der Verzauberung nicht
Weitere Kostenlose Bücher