Julia Extra Band 0354
Augenwinkeln sah Zoe Kents Anspannung. Nein. Unter keinen Umständen konnte sie ein weiteres Alleinsein mit dem Bräutigam ihrer besten Freundin riskieren.
Ohne einen weiteren Blick in Kents Richtung zu werfen, erklärte sie entschlossen: „Danke, aber ich weiß, dass Kent beschäftigt ist. Ich komme schon allein klar.“
Zu ihrer Erleichterung gab es keine Einwände.
„Wer weiß, vielleicht haben Sie Glück und treffen Bella. Dann können Sie sie gleich fragen, welche der Tischdekorationen sie bevorzugt.“
„Gute Idee. Ich werde nach ihr Ausschau halten. Willara ist ja nicht gerade groß, da läuft man sich leicht über den Weg.“
„Ja, das passiert immer wieder“, stimmte Stephanie lachend zu.
„Die größte Chance, Bella zu treffen, ist entweder im Altersheim in Greenacres oder in der Bäckerei“, bemerkte Kent tonlos, sodass Zoe sich fragte, ob er vielleicht schlechte Laune hatte.
„Okay, ich versuche es im Heim und dann in der Bäckerei.“
Zoe hatte noch nie ein Seniorenheim besucht. Ihre Großeltern waren noch sehr rüstig und gesund und lebten zu Hause. Daher war sie etwas nervös, als sie in Greenacres am Rande von Willara anhielt. Sie betrat das gekachelte Foyer durch die sich automatisch öffnende Glastür und blieb wie vom Donner gerührt stehen.
Am anderen Ende der Lobby stand Bella und unterhielt sich intensiv mit einem jungen Mann.
Zoe erkannte Bellas Begleiter sofort. Die wilden dunklen Haare und das markante unrasierte Kinn gehörten zweifellos Damon Cavello. Er sah aus wie auf dem Foto, das sie im Internet von ihm gesehen hatte.
Nach dem ersten Schock beruhigte sie sich wieder. Es gab eigentlich doch keinen Grund für eine solche Reaktion. Damon war ein alter Schulfreund von Bella und Kent, und warum sollten sie sich nicht zufällig in einem Altersheim begegnen? Schließlich hatte sie ihre Freundin nicht in einer eindeutigen Situation erwischt. Es war also keine große Sache.
Nun gut, vielleicht standen sie ein wenig zu nah beieinander und sahen sich etwas zu intensiv an. Aber vielleicht interpretierte sie die ganze Situation einfach falsch.
Unfähig, ihre Neugier länger zurückzuhalten, trat Zoe ein paar Schritte vor. „Bella!“
Abrupt drehte sich Bella um und lief dunkelrot an, als sie ihre Freundin sah.
„Zoe? Nanu, was machst du denn hier?“ Sie warf dem Mann neben sich einen nervösen Blick zu, bevor sie sich wieder Zoe zuwandte. „Suchst du mich? Zu Hause ist doch nichts passiert, oder?“
„Nein, alles in Ordnung“, versicherte Zoe. „Ich muss im Schreibwarenladen ein paar Dinge für die Party kaufen, und da ich wusste, dass du hier bist, dachte ich, du könntest vielleicht deine Zustimmung geben …“
Zoe hielt inne und spürte Damons kühlen Blick. „Ich dachte, du solltest bei ein, zwei Sachen vielleicht selbst entscheiden.“
„Ja, richtig.“ Bella hatte ihre normale Gesichtsfarbe zurückgewonnen und straffte mit wiedererlangter Sicherheit die Schultern. Vorsichtig lächelte sie den Mann an ihrer Seite an. „Damon, darf ich dir meine Brautjungfer und wunderbare Freundin Zoe vorstellen?“
Trotz der angespannten Situation genoss Zoe es, wie sie von Bella vorgestellt wurde.
„Zoe, das ist Damon Cavello, ein alter Schulfreund.“
„Natürlich.“ Zoe streckte ihm die Hand entgegen und schenkte ihm ein warmes Lächeln. „Sie haben mich auf Facebook kontaktiert. Hi, Damon, schön, Sie kennenzulernen.“
„Hallo, Zoe.“ Damon schüttelte ihr fest die Hand, doch sein Lächeln blieb ausdruckslos. „Danke, dass Sie den Kontakt zu meiner alten Gang hergestellt haben.“
Er nickte in Bellas Richtung, wobei seine grauen Augen zu funkeln schienen. Seine Stimme war jedoch entspannt, und es gab keinen Grund zur Verlegenheit.
Zoe spürte jedoch die unsichtbare Spannung, konnte praktisch die Funken zwischen den beiden sprühen sehen.
„Damon hat seine Großmutter besucht“, erklärte Bella.
„Und du hast ihn getroffen, als du deinen Großvater besucht hast. Das nenne ich Zufall.“
„Ja.“
Eine alte Frau mit einer Gehhilfe schob sich vorbei und schenkte den drei jungen Leuten ein warmes Lächeln.
„Wie gesagt, ich war auf dem Weg zum Schreibwarenladen“, fuhr Zoe fort. „Wenn ihr zwei euch noch weiter unterhalten wollt, kann ich dort auf dich warten, Bella.“
„Nein, alles okay. Ich komme mit. Wir sind fertig.“
Damon runzelte die Stirn, und Zoe fragte ihn freundlich: „Kommen Sie zur Hochzeit?“
„Na klar.“ Er räusperte sich.
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