Julia Extra Band 0354
wieder aufmachte und Toms Gesicht über mir und dahinter den blauen Himmel sah.“
„Wussten Sie, was geschehen war?“
Kent nickte langsam. „Es ist komisch, aber ich schien in diesem Moment zu verstehen, dass ich eine zweite Chance im Leben erhalten hatte.“
„Erstaunlich, dass Sie trotzdem noch gern hierherkommen.“
„Ich liebe diesen Platz“, sagte Kent leise. „Hier denke ich immer über das Leben nach. Und über das Schicksal.“
„Und über Tom Shaw.“
Er sah sie eindringlich an. Erneut spürte sie eine Verbindung und stille Übereinkunft zwischen ihnen. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, und sie bekam eine Gänsehaut.
„Und über Tom Shaw“, wiederholte Kent. „Ich werde immer in seiner Schuld stehen.“
Kurz nachdem sie auf die Farm zurückgekehrt waren, rief Bella an.
„Wie geht es euch heute Morgen?“, wollte Kent von ihr wissen.
„Dad geht es Gott sei Dank besser. Natürlich ist er zerknirscht und verspricht Besserung.“
„Gut. Dann kommst du also bald her?“
„Eigentlich …“ Ihre Stimme geriet ins Stocken. „Deshalb rufe ich an. Ich sollte in die Stadt fahren und Paddy besuchen.“
„Deinen Großvater?“ Kent war überrascht und verspürte ein leichtes Unbehagen. „Aber Zoe ist hier. Habt ihr beiden an diesem Wochenende nicht einiges zu besprechen?“
„Ja … das stimmt. Aber ich habe Paddy so lange nicht gesehen, und du weißt, wie langweilig es in so einem Altersheim sein kann.“ Und mit einem Nachsatz fügte sie hinzu: „Langweilt sich Zoe denn?“
Kent warf einen Blick in den Garten hinaus. Seine Mutter war gekommen, um über die Hochzeitsfeierlichkeiten zu sprechen. Sie und Zoe wanderten gestikulierend über den Rasen und zeigten, wo Tische und Sitzgruppen aufgebaut werden könnten.
Schon seit dem Frühstück hatten sie über die Brautparty, den Tischschmuck und die Verteilung der Pflanzen diskutiert. Zoe hatte vorgeschlagen, kleine Lampen zwischen dem Grün zu installieren.
Die beiden Frauen wurden dabei immer engagierter und hatten sichtlich Freude an der Planung.
Aber Kent wusste, dass eigentlich Bella dort draußen sein sollte. Immerhin war es ihre Hochzeit. Erneutes Unbehagen regte sich in ihm, das er zu unterdrücken versuchte. Bella war ihm gegenüber immer sehr aufrichtig gewesen. Sie würde ihm sagen, wenn es ein Problem gäbe.
„Zoe langweilt sich ganz und gar nicht“, erklärte er Bella. „Sie und meine Mutter sind sogar ziemlich beschäftigt. Wenn du nicht aufpasst, haben sie die ganze Hochzeit durchgeplant, bevor du kommst.“
„Wunderbar“, rief Bella lachend.
„Wunderbar?“ Kent versuchte, nicht allzu besorgt zu klingen, doch er spürte, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Als er gestern Abend bei ihr gewesen war, war sie schlecht gelaunt und niedergeschlagen. Er hatte verstanden, dass sie enttäuscht über Tom war.
Aber heute Morgen war es etwas anderes. Tom war auf dem Weg der Besserung, und Bella schien alle Hochzeitsvorbereitungen Zoe überlassen zu wollen.
„Du kennst mich doch, Kent“, sagte Bella ruhig. „Ich war noch nie eine gute Organisatorin. Weißt du nicht mehr, dass ich alle Hausaufgaben immer erst in letzter Minute gemacht habe?“
„Ja, ich erinnere mich. Nur kannst du Hausaufgaben nicht mit der Planung einer Hochzeit vergleichen. Zoe ist deine einzige Brautjungfer, und sie macht einen unglaublichen Job. Aber du kannst ihr nicht alles aufbürden.“
„Du hast recht, Kent. Es tut mir leid“, erwiderte Bella kleinlaut. „Ich verspreche, dass ich mich beeile. Ich sage Paddy nur kurz Hallo und komme dann sofort raus. Ich bringe noch einen leckeren Kuchen aus der Bäckerei in Willara mit.“
Nachdenklich legte Kent auf und blickte in den Garten hinaus. Seine Mutter und Zoe begutachteten gerade ein Rosenbeet und unterhielten sich angeregt, nickten und lächelten einander zu.
Im Gegensatz zu ihrem eleganten Büro-Outfit von gestern trug Zoe heute kakifarbene Shorts, Sandalen und ein geblümtes Top. Und auch jetzt sah sie ausgesprochen sexy aus.
Jeder Fremde, der die beiden Frauen in dieser idyllischen Szenerie beobachtete, würde denken, dass Zoe die künftige Schwiegertochter sei.
Seine Braut.
Verdammt. Ein gefährlich heißer Schauer überkam ihn.
Bella sollte hier sein. Jetzt.
Wie sich herausstellte, musste auch Zoe an diesem Morgen nach Willara fahren, um einige Dinge für die Brautparty zu besorgen.
„Vielleicht könnte Kent Sie begleiten“, schlug Stephanie Rigby vor.
Aus den
Weitere Kostenlose Bücher