Julia Extra Band 0354
sie einen Moment lang schweigend, dann sagte er sanft: „Ich möchte dich aber gern dabei ansehen.“
Es waren die bedrohlichsten Worte, die Ella je gehört hatte.
„Nein, das möchtest du nicht“, widersprach sie ihm mit zitternder Stimme. „Und ich will es auch nicht.“
Er schaute ihr fest in die Augen. „Was mich betrifft, will ich es ganz sicher, Ella. Aber wenn es dir unangenehm ist, mache ich natürlich das Licht aus.“
„Es ist nur, weil du nicht …“ Sie schluckte, dann räusperte sie sich, um ihre Stimme wieder in den Griff zu bekommen. „Du weißt nicht, wie schlimm der Rest meines Körpers aussieht.“
„Hatten deine anderen Liebhaber Probleme mit deinen Narben?“ Der verärgerte Unterton war nicht zu überhören.
Genau diese Frage hatte Ella befürchtet. Aber Blaise hatte eine Antwort verdient, und zwar eine ehrliche.
„Ich hatte keine anderen Liebhaber.“
Er ließ sie los und starrte sie entgeistert an. „Das ist nicht möglich.“
„Das ist es sehr wohl.“ Vor lauter Anspannung konnte Ella kaum die Lippen bewegen.
Blaise war wie vor den Kopf geschlagen. Es klang einfach zu unwahrscheinlich, um wahr zu sein. Und doch musste es stimmen, denn Ella sah nicht aus, als wollte sie sich einen Scherz mit ihm erlauben. Ganz im Gegenteil. Ihr Gesichtsausdruck – eine Mischung aus Trotz und Scham – verriet ihm deutlich, wie schwer ihr dieses Geständnis gefallen war.
Er spürte einen dumpfen Druck auf der Brust, als ihm schlagartig klar wurde, dass jetzt ein ganz anderer Mann vor Ella stehen sollte. Ein Mann, der ihr echte Gefühle und wenigstens ein Minimum an Sicherheit bieten konnte. Er hatte es nicht geschafft, die Finger von ihr zu lassen, obwohl er fest dazu entschlossen gewesen war. Und nun eröffnete sie ihm, dass sie noch Jungfrau war.
Einer Frau die Unschuld zu nehmen, gehörte zu den wenigen Vergehen, die noch in seinem Sündenregister fehlten. Wenn er auch nur einen Funken Verstand besaß, beließ er es dabei. Alles andere wäre unverzeihlich.
Nicht nur, weil Ella noch unberührt war. Es musste einen Grund dafür geben, dass sie noch nie mit einem Mann geschlafen hatte. Und jetzt hatte sie offenbar entschieden, dass dieser Grund keine Rolle mehr spielte. Dies würde keine lockere sexuelle Begegnung sein – aber außer Sex hatte er ihr nichts zu bieten.
Keine Liebe.
Keine Verbindlichkeit.
Gar nichts.
Als er ihr sacht über die Wange strich, bemerkte er das leichte Beben seiner Hände. Verdammt, diese Frau ging ihm wirklich unter die Haut. Nicht nur ihr schönes Gesicht und ihr fantastischer Körper, sondern auch ihre Verletzbarkeit, ihre Wärme und ihre Ehrlichkeit. Ja, sogar ihre scharfe Zunge.
Er ließ seine Hand wieder sinken und traf im Stillen die Entscheidung zu gehen.
„Blaise …“ Ihre Hand lag immer noch auf seiner Brust. Scheu strichen ihre Fingerspitzen über seine nackte Haut. „Bitte …“ In ihren Augen glänzten Tränen. Sie war ihm völlig wehrlos ausgeliefert.
Er wäre ein Bastard, sie jetzt zu nehmen.
Aber war er das nicht sowieso schon?
Sein Platz in der Hölle war ihm bereits sicher, dies hier würde das Feuer nur noch ein bisschen mehr schüren. Und er war bereit zu brennen. Er war schon zu weit gegangen, in jeder Hinsicht. Es gab nichts, was ihn noch retten oder die Flammen des Verlangens löschen konnte, die Ella in ihm entfacht hatte.
Also zog er sie in seine Arme zurück und küsste sie wieder. Zuerst ihren Mund, und dann die Narbe, die an ihrer Schulter begann, sich über ihren Nacken zog und dann in ihrem Haaransatz verschwand.
„Das Licht“, erinnerte Ella ihn. „Bitte mach es aus.“
Es dauerte einen Moment, bis er die Bedeutung ihrer Worte begriff. „Tut mir leid“, murmelte er angesichts ihres fast flehenden Tonfalls. „Das hatte ich ganz vergessen.“ Er gab ihr noch einen schnellen Kuss auf die Stirn, dann ging er zur Wand und drückte auf den Lichtschalter.
Ella atmete erleichtert auf, als es endlich dunkel wurde. Das würde es erheblich einfacher machen. Blaise würde zwar immer noch die Schäden spüren, die das Feuer angerichtet hatte, aber sie musste ja nicht gleich alles auf einmal preisgeben.
Als er sie erneut in die Arme nehmen wollte, versteifte sie sich unwillkürlich. „Bitte tu das jetzt nicht aus Mitleid“, bat sie ihn. Diese Vorstellung war ihr unerträglich.
Blaise nahm ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und hob es sanft an. Silbriges Mondlicht fiel durch die offenen Fenster auf sein
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