Julia Extra Band 159
hysterisch aus. „Wie trinken gerade Champagner auf dich, den dein Onkel zur Feier spendiert hat."
„Mein Gott", grummelte er. „Ich wollte nicht, daß du es so er fährst."
Die schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich. Sie ließ den Hörer aus der Hand fallen, und Cisco fing sie auf, als ihr die Beine wegknickten.
Sie kannte den jungen Barmann kaum. Jetzt aber erwies er sich als unschätzbarer Freund. Es gelang ihm, sich hinter der Bar vertreten zu lassen, und nahm Beth mit zu einem langen Spaziergang am Strand. Er hörte ihr voller Mitgefühl zu, und es gelang ihm, sie halbwegs zu beruhigen.
Er hatte sich Sorgen darum gemacht, wie sie in diesem Zustand in die Villa zurückkehren würde, vor allem, da dort sicherlich wieder eine der wilden Partys in Gang war. Beth hatte sofort an die ältere spanische Dame gedacht, mit der sie sich trotz des Altersunterschiedes so gut verstanden hatte und deren still gelegenes Heim sie schon zweimal besucht hatte. Doch selbst, wenn es ihr gelungen wäre, zu so später Stunde noch nach Pollensa in den Norden zu kommen, hätte es ihr Stolz niemals erlaubt, obwohl sie sicher war, dort mit offenen Armen empfangen zu werden.
„Es sieht ganz so aus, als würden wir zu einer Party gehen", sagte Cisco aufmunternd. „Und dann sollten wir verdammt noch mal das Beste daraus machen!"
Beth erinnerte sich wieder daran und erzitterte. Sie waren von einer lustigen Bande begrüßt worden, die schon reichlich getrunken hatte, doch June fand es überhaupt nicht lustig, Beth an Ciscos Seite zu sehen. Es hatte eine ganze Zeit gedauert, bis Beth verstanden hatte, was die andere Frau vermutete. Sie hatte versucht, ihr zu erklären, daß es sich um ein Mißverständnis handelte, doch war June schon reichlich betrunken und wollte nicht hören. Sie ging auf Beth los, und als Cisco sich dazwischenwarf, um die beiden Frauen zu trennen, landeten sie alle drei im Swimmingpool. Die anderen Partygäste waren in lautes Lachen ausgebrochen, als Beth aus dem Wasser kletterte, und mit Cisco in ihr Zimmer ging.
„Es tut mir leid ... deine Kleidung ist hin", stammelte sie. „Ich habe wirklich nicht gewollt, daß man dich verdächtigt ..."
„Das ist doch nicht dein Fehler", hatte Cisco sie freundschaftlich unterbrochen.
„Die Sachen werden wieder trocknen und ich auch. Vielleicht hast du ein Handtuch."
Unter zahlreichen Entschuldigungen zeigte Beth ihm die Dusche, ging dann ins Zimmer zurück und zog sich einen Bademantel an. Als Cisco zurückkam, trug er ebenfalls einen Bademantel. Beth hatte sich schon ins Bett gelegt, wo sie den Tränen freien Lauf ließ.
„Du kannst nicht hierbleiben", sagte er, setzte sich auf die Bettkante und strich ihr durchs Haar. „Gibt es jemanden, zu dem du fahren kannst?"
Beth nahm sich zusammen, schluckte die Tränen herunter und erzählte ihm von Rosita.
„Gut, ich werde mir einen Wagen leihen und dich morgen dorthin bringen." In diesem Augenblick war June ins Zimmer gestürmt.
„Raus!" rief Cisco und verschloß die Tür, nachdem die andere Frau den Raum verlassen hatte. „Ich bleibe hier bei dir", bemerkte er ruhig. „Ich kann dich in diesem Zustand unmöglich allein lassen, und meine Kleidung wird sicherlich auch erst morgen trocken sein."
Während Beth wieder in Tränen ausbrach, legte Cisco sich neben sie und nahm sie in die Arme, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte. In dieser unschuldigen Stellung schliefen sie ein, und so fand Jaime sie in den frühen Morgenstunden, nachdem er die Tür aufgebrochen hatte, da June ihm erzählt hatte, was vorgefallen war.
Beth mußte wieder daran zurückdenken, wie Jaime sie voller Abscheu angestarrt hatte. Cisco war sofort aus dem Bett gesprungen, wahrend Jaime eine ganze Reihe von Schimpfworten ausstieß, und einen Augenblick lang glaubte Beth, daß er so wütend auf sich selbst war. Doch dann hörte sie ihn ausrufen:
„Meine Güte, und ich dachte, daß ich dir eine Erklärung schuldig sei! "
Obwohl die Situation viel unschuldiger war, als er annahm, zögerte er nicht eine Sekunde, seine eigenen Schlußfolgerungen zu ziehen. In diesem Augenblick war Beth für ihn erledigt.
„Du schuldest mir gar nichts, Jaime", stieß sie aus. „Wie du sehen kannst, warst du nicht der einzige, der ein Geheimnis hatte ... Jetzt sind wir quitt."
Es war diese unbeschreibliche Wut in seinen Augen, als er ihre halb entblößte Brust betrachtete, die ihr klarwerden ließ, daß das Kleid in der Nacht von allein verrutscht war.
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