Julia Extra Band 159
übernachten.
„Der Lärm in eurer Villa kann ja noch bis zum Morgengrauen weitergehen", hatte er bemerkt. „Wie du vielleicht bemerkt hast, ist mein Onkel nur selten hier, so daß ich sein Zimmer benutzen kann. Ich möchte nicht, daß ein falscher Eindruck entsteht, Beth."
Die altmodische Art, mit der er diesen Vorschlag gemacht hatte, rührte sie, doch lehnte sie ab, da sie der Meinung war, daß es auf das gleiche hinauslaufen würde, wie wenn sie mit ihm im gleichen Zimmer übernachtete.
Doch eine unschuldige Berührung hatte die Leidenschaft in ihr aufflammen lassen, und schon wenig später hielten sie sich fest in den Armen. Beth lachte vor Glück auf, als sie sich ihm mit Körper und Seele hingab.
In diesem Augenblick änderte sich ihr ganzes Leben. Es herrschte eine unglaubliche Anziehungskraft zwischen ihnen, die alles andere unwichtig erscheinen ließ. An dem Tag, als er nach Barcelona abgereist war, hatte Beth das Gefühl, daß die ganze Welt zusammenbrach.
Doch auch in seiner Abwesenheit fühlte sie sich durch seine Liebe geschützt, und sogar die nächtlichen Feten in der Villa wurde erträglich. Selbst June, Lilys frühere Schulfreundin, schien sich freundlicher zu verhalten. Am ersten Tag von Jaimes Abwesenheit begleitete sie Beth zum Hotel. Sie hatten miteinander abgemacht, daß Jaime sie dort anrufen würde, da es in der Villa kein Telefon gab. Erst später hatte sie verstanden, warum June sie so gern begleitete. Sie hatte sich in Francisco Suarez, einen jungen Studenten, der den Sommer über als Barmann in dem Hotel jobbte, verguckt. Doch der zeigte nicht das geringste Interesse an ihr.
Beth setzte sich auf und legte das Kissen zurecht. Wieder fiel ihr ein, wie in der Hotelbar ein besonderes Fest gefeiert worden war. Es war der dritte Tag von Jaimes Abwesenheit, und jeder trank Champagner. Da June sie darum gebeten hatte, sprach Beth kurz mit Cisco, bevor sie in die Halle ging, wo sie auf Jaimes Anruf wartete. Ihre Gedanken drehten sich immer nur um diesen Mann. Am Vorabend hatte er einen sorgenvollen Ein druck am Telefon gemacht.
„Es war wirklich zu dumm von mir", warf er sich vor. „Ich hätte dir ein Handy besorgen sollen. Mein Vater und ich sind morgen abend bei Nachbarn zum Essen eingeladen, und ich bin nicht sicher, wann ich dich anrufen kann."
Sie hatte über diese Sorgen nur gelacht und ihm erklärt, daß es ihr nichts ausmache, auf seinen Anruf zu warten. Erst später war ihr aufgefallen, wie viele warnende Vorzeichen in diesem Gespräch gelegen hatten, doch war sie damals einfach blind gewesen. Und es war ihr auch entgangen, wie unwohl sich Cisco in seiner Haut zu fühlen schien. June hatte darauf bestanden, daß Beth ihn zu einer Party in die Villa einlud. Dabei wußte sie ganz genau, daß er diese Einladung nicht annehmen wurde. Vielleicht lag es daran, daß er besonders unmutig dreinschaute.
Später war einer der Kellner auf Beth zu getreten und hatte ihr ein Glas Champagner gereicht.
„Mit den besten Empfehlungen des Besitzers", hatte er erklärt. Beth hatte sich geschmeichelt gefühlt, und einen Augenblick hatte sie, sich gefragt, ob Jaime ihm vielleicht von ihr in Barcelona erzählt hatte. Doch all diese fröhlichen Überlegungen hatten ein jähes' Ende gefunden, als der Kellner hinzufügte:
„Auf die Verlobung seines Neffen."
Beth hatte das zunächst für einen schlechten Witz gehalten, doch an Ciscos Gesichtsausdruck erkannte sie, daß es die Wirklichkeit war. Der junge Barmann war zu ihr getreten und erklärte, daß er den Kellner zurückhalten wollte, doch zu spät gekommen sei. Langsam wurde Beth die Wahrheit deutlich, und sie hatte das Gefühl, daß alles, woran sie geglaubt hatte, in sich zusammenbrach.
„Es gibt noch eine Hoffnung, vielleicht hat der alte Herr mehrere Neffen", rief eine Frau aus, die schon reichlich dem Champagner zugesprochen hatte. „Dann gibt es noch öfter solch rauschende Feste hier!"
„Beth ..."
„Cisco, ist das wirklich wahr?" fragte sie am Boden zerstört. „Geht es um Jaime?"
„Don Filipes Neffe hat sich vor kurzem verlobt", bemerkte er zögernd. „Und Jaime ist sein einziger Neffe. Beth ..."
Das Klingeln des Telefons unterbrach ihn, und Beth ging automatisch hinüber, wie sie es seit mehreren Tagen getan hatte, da sie auf Jaimes Anruf wartete.
„Beth, es gibt da etwas, das ich dir erzählen muß."
Das gespannte Zögern in seiner Stimme sagte mehr als alle Worte.
„Meinst du etwa deine Verlobung?" rief sie
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