Julia Extra Band 159
als sie hörte, wie jemand ihren Namen rief.
„Jaime, ich habe gar nicht bemerkt, wie du gekommen bist!" rief sie aus, als er in der Tür erschien. „Ich wollte gerade einen Kaffee machen, möchtest du auch einen?"
„Zum Teufel mit deinem Kaffee", rief er aus und lachte von einem Ohr zum anderen. „Heute gibt es Champagner."
„Champagner?" Er zeigte einen Gesichtsausdruck, den Beth noch nie zuvor an ihm gesehen hatte und den sie nicht recht deuten konnte. „Jaime, bist du sicher, daß du nicht schon getrunken hast?"
Er brach in heiteres Lachen aus. „Ich fühle mich so, als hätte ich schon einen Schwips, aber ich habe nichts getrunken. Es ist unser Sohn, er ist einfach wunderbar."
„Was?"
„Warte einen Augenblick", rief er aus und machte auf dem Absatz kehrt. Beth setzte sich, schlang die Arme um den Körper und fragte sich, was um alles in der Welt eigentlich vor sich ging.
„Da bin ich wieder!" rief Jaime aus und schüttelte eine Flasche Champagner. „Den haben wir jetzt wirklich verdient ..."
„Jaime", flehte sie ihn an. „Sag mir endlich, was los ist!"
Wieder warf er ihr ein strahlendes Lächeln zu. „Tut mir leid, Beth ... Aber ich fühle mich einfach, als würde ich auf einer Wolke schweben. Vielleicht täte mir eine Dusche gut, um mich zu beruhigen." Er achtete gar nicht darauf, wie sie protestierte, sondern nahm sie bei der Hand und zog sie hinter sich die Treppe hinauf in sein Zimmer. „Setz dich und warte, bis ich geduscht habe. Dann werde ich dir erklären, welches Wunder unser Kind vollbracht hat."
Bevor Beth noch die geringste Frage stellen konnte, war er schon im Badezimmer verschwunden, wobei er die Tür hinter sich offenließ.
„Nachdem das Betäubungsmittel seine Wirkung verloren hatte, war er in bester Stimmung", rief Jaime aus, um den Lärm des rauschenden Wassers zu übertönen. „Und er hat tatsächlich darum gebeten, seinen Blinddarm in einem Glas zu sehen!"
Beth versuchte, die zärtlichen Gefühle, die sie empfand, zu unterdrücken. Jaime ... ein Vater, der seinen Sohn abgöttisch liebte ... Nicht einmal im Traum hätte sie sich das vorzustellen gewagt.
„Wir haben ihm ein Mittel gegeben, da er leichtes Fieber hatte ..."
„Fieber!?" rief Beth sorgenvoll aus. „Jaime ..."
„Das ist ganz normal, mach dir keine Sorgen", entgegnete er. „Leider mußten wir ihm noch einmal eine Spritze geben, das hat ihm gar nicht gefallen." Jaime lachte leicht auf, und das beruhigte Beth mehr als alle Worte. „Morgen bekommt er dann Tabletten." Mit diesen Worten kam er zurück ins Zimmer und trocknete sich energisch die dunklen Haare ab. Auf einmal nahm sein Blick einen durchdringenden Ausdruck an, als er Beth auf der Kante des breiten Bettes sitzen sah. „Es muß ganz lächerlich klingen, wie ich mich benehme." Auf einmal schien der Spaß zu Ende zu sein.
Beth sprang auf, als hätte sie einen brutalen Schlag erhalten. Es war der Vater in ihm, der so fröhlich plapperte, aber gleichzeitig mußte sie feststellen, daß er ein Mann war, der, auch wenn er es nicht wollte, immer noch körperliche Lust auf sie empfand.
„Ich warte unten auf dich", sagte sie, wobei es ihr gelang, den bitteren Unterton aus der Stimme zu verdrängen. Verlangen nach einem Menschen zu empfinden, den man nicht liebte, war eine Sache, aber einen Menschen zu lieben, für den man eigentlich Abscheu empfinden sollte, das war etwas ganz anderes.
„Du findest also auch, daß ich mich lächerlich mache?" fragte er, und die Spannung nahm ein wenig ab.
„Jaime, ich ... "
„Bitte, Beth, laß es mich erklären."
„Jaime, das ist nicht nötig."
„Wie kannst du das behaupten, bevor du weißt, was ich eigentlich sagen will", brach es aus ihm heraus. „Du bist Jaceys Mutter und ich ... Wir können doch nicht so tun, als hätten wir nichts miteinander zu tun!" Er warf ihr einen erstaunten Blick zu. „Natürlich hast du mehr Erfahrung als ich", fuhr er fort.
Jetzt war es an Beth, überrascht zu sein, da sie nicht die geringste Ahnung hatte, worauf er hinauswollte. „Vielleicht solltest du es wirklich erklären", stimmte sie ihm endlich zu.
„Danke. Mein Vater ist an einer Bauchfellentzündung gestorben, nachdem er einen Blinddarmdurchbruch erlitten hatte."
„Oh, Jaime!" seufzte Beth und ließ sich aufs Bett zurücksinken.
„Ich hatte den Eindruck, daß es unter den gegebenen Umständen nicht richtig war, davon zu sprechen", murmelte er. „Aber ich war nicht darauf vorbereitet gewesen, wie sehr
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