Julia Extra Band 159
außerordentlich schwach und erschöpft, als sie, das Haus betrat.
Am Fuß der Treppe blieb sie stehen und schüttelte ärgerlich den Kopf. Warum nur benahm sie sich, als ob Rosita ihr etwas erzählt hatte, das sie nicht schon längst wußte? Bis jetzt hatte sie der Tatsache nicht ins Gesicht sehen wollen, daß Jaime immer noch die Frau liebte, die in so tragischer Weise ums Leben gekommen war. Trotz der ärgerlichen Reaktion, als er feststellen mußte, daß er sie immer noch körperlich begehrte, und trotz der unmißverständlichen Nachricht, die er heute morgen hinterlassen hatte, hatte sie sich geweigert, die Wahrheit anzuerkennen. Sie stand nicht mit den Frauen, mit denen er sich in letzter Zeit amüsiert hatte, auf einer Stufe: Schließlich war sie die Frau, mit der er seine ewige Liebe betrogen hatte. Und das würde er ihr niemals vergeben.
Langsam ging sie die Treppe hinauf, als sie hörte, wie die Haustür aufging. Sie drehte sich um und sah erstaunt, wie Jaime die Eingangshalle betrat.
„Was machst du denn hier?" Sie hatte die Frage ausgestoßen, ohne recht über die Worte nachzudenken.
,,Ich?" Er blieb stehen und warf ihr einen eiskalten Blick zu. „Ich lebe hier, erinnerst du dich?"
„Du weißt doch, wie ich es meine", stammelte Beth und versuchte, sich selbst unter Kontrolle zu behalten. „Ich dachte, du mußt dich um einen Patienten kümmern ..."
„Das habe ich auch. Ich komme nur kurz vorbei, um etwas zu holen, bevor ich ins Krankenhaus fahre."
Bewegungslos starrte er sie an, als ob es sich bei ihr um eine Fremde handelte. Sie aber konnte nicht anders, als sich zu ihm hingezogen zu fühlen. Dieser wunderbare Körper, dem sie sich letzte Nacht in einem leidenschaftlichen Spiel hingegeben hatte, ließ sie wieder daran denken, wie sie sich in höchstem Glück vereinigt hatten. Immer wieder würde sie davon träumen, wie es war, von ihm geliebt zu werden.
„Ich werde dich nicht zurückhalten", murmelte sie und versuchte, die Bilder aus den Gedanken zu vertreiben. „Ich wollte mich ausruhen."
„Da wir gerade beide hier sind, denke ich, daß es vernünftig wäre, wenn wir uns aussprechen würden."
Beth wirbelte herum, da der kühle Unterton in seiner Stimme ihren Stolz verletzte. „Jaime, du bist der einzige, der ein Problem mit dem hat, was gestern abend vorgefallen ist." Sie war selbst überrascht, wie sachlich ihre Stimme klang. „Und darüber zu sprechen wird nichts daran ändern."
„Und für dich ist das kein Problem?" Sein Gesicht war jetzt ausdruckslos, doch in seiner Stimme lag immer noch ein eisiger Unterton.
„Ein paar Stunden Schlaf sind alles, was ich brauche", gab sie zurück, drehte sich um und ging die Treppe hinauf.
Sie war kaum im ersten Stock angekommen, als sie auf einmal das Gefühl hatte, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Jaime hatte sie gepackt, hochgehoben und gegen die Wand gedrückt. In seinen Augen lag ein gefährliches Glitzern.
„Und was glaubst du, ist mein Problem?" fragte er, während er ihre Hände gegen die Mauer preßte, so daß sie sich kaum bewegen konnte. Doch war sie zu überrascht, um Furcht zu empfinden, und hielt seinem Blick stand.
„Antworte mir! " befahl er, und in seinen Augen lag nackte Wut.
Beth atmete tief durch und fühlte, wie ihr ein dicker Kloß in der Kehle saß. Am liebsten hätte sie vor Wut aufgeschrien, doch im gleichen Augenblick sah sie, wie seine Augen sich vor unbeschreiblichem Zorn verengten.
„Verdammt noch mal, Beth, antworte!" Seine Stimme klang genauso ärgerlich, wie er aussah, und doch schien darin die Leidenschaft der letzten Nacht mitzuschwingen:
Sie konnte geradezu mit ansehen, wie er mit sich kämpfte, und auch Beth mußte sich zurückhalten, um nicht den einen Schritt zu tun, der dazu führen würde, daß sie sich berührten. Und dann wäre es um sie beide geschehen. Sein Atem ging schwer, und sie spürte den heißen Hauch auf ihrer Haut, während er sie plötzlich voller Wut losließ und sich fast gewaltsam von ihr zurückzog.
„Da hast du dein Problem!" rief sie aus, wobei ihre Stimme einen Klang angenommen hatte, den sie selbst gar nicht an sich kannte, während sie am ganzen Körper zitterte. „Du kannst es einfach nicht ertragen, daß du mich immer noch körperlich begehrst."
„Es stimmt, daß ich nicht darauf vorbereitet war", sagte er und versuchte, seiner Stimme einen gleichmäßigen Tonfall zu geben, während es ihm immer noch nicht gelang, die Gesichtszüge zu entspannen. „Aber
Weitere Kostenlose Bücher