Julia Extra Band 159
ich habe letzte Nacht schon gesagt, daß ich damit fertig werde. Es stimmt ja, Beth, du bist eine sehr anziehende Frau, und ich bin ein ganz normaler Mann mit ganz normalen Trieben. "
„Ich bin sicher, daß es sehr viele Frauen in deiner Umgebung gibt, die diese Triebe befriedigen würden", gab Beth zurück. „Aber ich bin nicht sicher, wie viele von ihnen dich normal finden!"
Jaime schaute sie niedergeschlagen an, doch klang seine Stimme nach wie vor eisig. „Offenbar nicht diejenigen, die du getroffen hast."
„Oh, ich habe keine einzige von ihnen gesehen", gab Beth zurück. „Aber wenn es um dein Liebesleben geht, braucht man ja nur die Zeitung aufzuschlagen, um Bescheid zu wissen."
„Du meinst mein Sexleben", berichtigte er kühl. „Ich habe kein Liebesleben." Er steckte die Hände tief in die Hosentaschen und lehnte sich zurück, während er Beth von Kopf bis Fuß musterte. „Offenbar haben die Journalisten nicht herausgefunden, was sie wirklich von dir halten sollen." Jaime machte eine Pause und lächelte ihr zu. Sie hatte das Gefühl, daß ihr gleich das Herz stehenbleiben würde, so überraschend kam der zärtliche Blick. „Aber ich weiß, was für eine Frau du bist, nicht wahr, Beth? Doch mach dir keine Sorgen, das Geheimnis ist in guten Händen bei mir."
„Ich habe jetzt wirklich genug davon", murmelte sie, da sie kurz davor war zusammenzubrechen. „Wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich mich zurückziehen."
„Und ich muß ins Krankenhaus", bemerkte Jaime. „Aber es gibt da noch etwas, über das ich mit dir sprechen möchte ... Wenn du glaubst, daß es für mich ein Problem darstellt, mich von dir körperlich angezogen zu fühlen, warum hast du dann die letzte Nacht mit mir verbracht?" Beth lehnte sich an die Wand, da sie am ganzen Körper zitterte.
„Das ist doch ganz einfach", gab sie zurück und gab sich so gelassen wie möglich, obwohl ihr das Blut ins Gesicht schoß. „Du bist ein sehr anziehender Mann, und ich bin eine ganz normale Frau mit ganz normalen Trieben."
Später fragte sie sich, wie sie es eigentlich geschafft hatte, in ihr Zimmer zu kommen, wo sie der Länge nach aufs Bett fiel und den Tränen freien Lauf ließ. Wut, Traurigkeit und Demütigung waren einfach zu stark.
Früher hatte sie geglaubt, daß nichts schlimmer sein könnte, als die Wunden, die er ihr zugefügt hatte, als er sie verlassen hatte ... Jetzt aber stellte sie fest, daß alles noch viel schlimmer war. Sie mußte dafür sorgen, daß er aus ihrem Leben verschwand, bevor er alles zerstören würde.
Während Rosita und Jaime über ein Bild des Malers Miro diskutierten, das am anderen Ende des eleganten Wohnzimmers hing, beobachtete Beth die beiden. Jaime war wirklich der perfekte Gastgeber; gebildet, charmant und witzig. Seitdem Rosita angekommen war, hatte er Beth gegenüber nur allgemeine Bemerkungen gemacht und sie niemals direkt angesehen.
Daß es ihr tatsächlich gelungen war, nach dem Streit vorhin zu schlafen, überraschte sie, doch war sie in besserer Laune aufgewacht. Die Liebe zu Jaime war wie ein Alptraum, doch mußte es ihr gelingen, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Das naive neunzehnjährige Mädchen hatte überlebt und Erfolg und Berühmtheit errungen ... Das mußte sie sich jetzt immer wieder sagen.: Sie war nicht das wehrlose Opfer, das sie vielleicht einstmals gewesen war; jetzt war sie eine starke, unabhängige Frau, die für sich selbst sorgen konnte.
„Sobald die Maler bekannt geworden sind, stelle ich ihre Bilder nicht mehr aus", erklärte Rosita Jaime. „Miguel hat niemals vergessen, was für ein harter Kampf es war, eine Galerie zu finden, als er noch unbekannt war", fuhr sie fort und kam zu Beth herüber, um ihr einen Arm unterzuschieben. „Deshalb hat er auch, als er bekannt geworden war, selbst eine eröffnet, um jungen Malern eine Chance zu geben."
„Die meisten von ihnen bleiben nicht lange unbekannt, nachdem sie bei Ihnen ausgestellt haben", bemerkte Jaime. „Sie haben offenbar das gleiche Talent, vielversprechende Maler zu entdecken, wie Ihr Ehemann."
„Bestimmt nicht so wie Miguel", protestierte Rosita und nahm Platz. „Ich höre nur selten darauf, was mir Freunde raten", fügte sie hinzu und lächelte Beth erneut zu. „Du hast doch Pedro Rivera entdeckt."
Jaime zog die Augenbrauen überrascht hoch, und das erste Mal an diesem Abend sah er Beth direkt an. „Das ist ein Name, der immer seine Wirkung tut." In seinem Blick lag kühler Spott. „Ich
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