Julia Extra Band 159
habe, wenn ich mich recht erinnere, irgendwo gelesen, daß Laurens Morante einen Film über Riveras Leben dreht."
„Ich glaube, Morante geht ganz schön locker mit den Tatsachen um", lachte Rosita, während Beth ein Schauer über den Rücken lief, da sie schon ahnte, was kommen würde. „Scheint so, daß er eine heimliche Liebesgeschichte erfunden hat. Und das kann man ja verstehen, vor allem, wenn man weiß, daß er seine Filme immer besonders realistisch dreht." Sie brach ab, da Jaime ihr Wein anbot. „Nein, danke, ich muß noch fahren. Aber ich möchte euch beide nicht davon abhalten, ein gutes Glas zu trinken! " rief sie aus, als auch Beth ablehnte, und Jaime sich Wasser einschenkte.
„Keine Angst, das tust du nicht", sagte Beth und zwang sich zu einem Lächeln, da sie in Rositas Blick Unruhe erkannte. „Ich habe nur keine Lust auf Wein."
„Und ich muß mich damit zufriedengeben", sagte Jaime und zeigte auf das Wasser. „Ich habe heute abend leider Bereitschaftsdienst ... Aber wovon sprachen wir noch, ach richtig, von Pedro Rivera, nicht wahr?"
„Vor allem über die Liebesgeschichte", lächelte Rosita. „Er hat davon gehört, welche Rolle Beth gespielt hat, als wir Pedro entdeckt haben, und hat beschlossen, daraus eine Romanze zu machen. Er wollte auch, daß sie unbedingt ihre eigene Rolle in dem Film spielt, und es hat lange gedauert, bis er endlich eingesehen hat, daß an ihrer Weigerung nichts zu ändern war."
„Tatsächlich?" fragte Jaime, und sein Gesicht war zu einer ausdruckslosen Maske geworden. „Ich bin sicher, es gibt Tausende von Stars, die ihre Seele dafür geben würden, in einem von Morantes Filmen zu spielen. Warum hast du das Angebot abgelehnt?".
„Ich wollte niemals Schauspielerin werden", gab Beth zurück, und die Vorstellung, daß er ihr eine Falle stellte, ließ sie erschauern.
„Aber als Mannequin zu arbeiten ist doch auch eine Form von Schauspielerei", bemerkte Jaime, und seine Stimme hatte einen hinterlistigen Tonfall angenommen.
„Ich habe das nie so gesehen", entgegnete Beth. „Und ich bin nicht sicher, daß es dir wirklich bewußt ist, aber ich wollte gar nicht als Mannequin arbeiten."
„Warum hast du es dann gemacht?" beharrte Jaime auf dem Thema.
„Das ist wahrscheinlich etwas, was ein Mann mit deinem Hintergrund und deinen Privilegien kaum verstehen kann, aber ich mußte das, was ich am meisten geliebt habe, aufgeben, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten."
Beth hörte Rosita tief durchatmen, doch jetzt nahm sie nicht länger Rücksicht darauf. Wenn sie Jaime früher damit konfrontieren wollte, hatte er sich stets um die Wahrheit gedrückt. Und jetzt, in Rositas Anwesenheit, ließ er sie deutlich spüren, daß er das, was in der letzten Nacht geschehen war, für einen Fehler hielt. Wieder schien er den leichteren Weg gehen zu wollen und schaute sie hochnäsig an. Das aber würde sie nicht zulassen.
„Wahrscheinlich hast du schon von Tom Jordan gehört. Er ist der Fotograf, der meine berufliche Laufbahn auf den Weg gebracht hat. Heute ist er einer der erfolgreichsten Fotografen der Welt, aber als ich Tom kennengelernt habe, war er noch Student und hatte keinen Pfennig in der Tasche", fuhr sie unerbittlich fort. „Kannst du dir eigentlich vorstellen, was es heißt, arm zu sein?" fragte sie. „Als Tom stundenlang Fotos von mir gemacht hat, habe ich nicht im geringsten an eine Karriere als Mannequin gedacht. Ich brauchte einfach Geld, um nicht zu verhungern! Hast du eine Idee, wie schwierig es gewesen ist, für ein einfaches Essen zu sorgen? Manchmal wußte ich weder aus noch ein, und dabei war ich auch noch schwanger! "
Jaime schüttelte langsam den Kopf, als wollte er nicht hören, was sie sagte.
„Beth", bat er mit belegter Stimme.
„Menschen wie du haben natürlich die Wahl im Leben", warf sie ihm vor. „Aber für die anderen wie mich gibt es das nicht, wir müssen nehmen, was uns das Leben bietet!"
„Das reicht jetzt!" Rosita legte Beth eine Hand auf den Unterarm. So plötzlich, wie der Ausbruch gekommen war, so schnell schwand er auch wieder.
„Warum, Beth?" fragte Jaime. „Damals hast du mein Kind unter dem Herzen getragen, doch auch heute gibst du mir keine Chance, euch beide zu beschützen."
„Hört auf damit, beide!" rief Rosita aus. „Ich weiß, daß ihr in den letzten Tagen viel durchgemacht habt, aber genug ist genug.
„Rosita, es tut mir leid", sagte Beth mit schlechtem Gewissen. „Ich habe nicht das Recht, dich in diese
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