Julia Extra Band 348
Bademantel und fühlte, wie ihr ganz warm im Gesicht wurde. Wäre sie nicht bereits orange gewesen, so wäre sie jetzt bestimmt rot geworden. „Wie meinst du das?“
„Na ja, als ihr noch an der Highschool wart, habe ich eine Weile lang gedacht, dass Simon vielleicht etwas von dir will. Ich habe Mum und Dad für verrückt gehalten, als sie damals erlaubt haben, dass er bei dir übernachtet.“
„Es ging ihm nicht gut. Außerdem hat er auf dem Fußboden geschlafen.“
„Trotzdem. Er war damals ein Teenager. Und du auch. Und die Jugend von heute ist doch auf Kicks aus.“
„Du klingst wie Mom.“
Frannie überhörte die Bemerkung und kam unglücklicherweise auf das Thema zurück, das Chloe immer unangenehmer wurde.
„Noch einmal zu dir und Simon. Als ihr beiden auf dem College wart, hatte ich manchmal den Eindruck, ein Knistern zwischen euch wahrzunehmen. Wenn ihr euch angesehen oder angelächelt habt. Hast du nie darüber nachgedacht, ob mehr daraus werden könnte?“
„Nein. Nie.“ Ein oder zwei Mal. Vielleicht auch öfter. Und in letzter Zeit unzählige Male.
Chloes Gedanken wurden von Frannies Lachen unterbrochen. „Eure Freundschaft widerlegt übrigens die Theorie meines Mannes.“
„Was denn für eine Theorie?“
„Dass ein Mann und eine Frau nicht einfach nur gute Freunde sein können, es sei denn, der Mann ist schwul, oder die Frau ist richtig hässlich.“
„Aber Simon ist nicht schwul“, rief Chloe empört. „Und ich bin nicht hässlich.“
„Eben. Darum widerlegt ihr ja auch Matts Theorie.“
„Ihr redet über mich? Vielen Dank. Schön, zu wissen, dass mein Leben bei euch für Gesprächsstoff sorgt“, beklagte sich Chloe vorwurfsvoll und hoffte, das Gespräch so in eine andere Richtung zu lenken.
„Wir reden ja nicht schlecht über dich“, versuchte ihre Schwester sie zu beruhigen. Doch sie ließ sich nicht von dem Thema abbringen. „Wir finden es nur seltsam. Du bist mit einem Idioten nach dem anderen zusammen, ihr seid immer mal wieder beide Single und … na ja, er ist doch ein toller Mann.“
Alarmstufe rot! Alarmstufe rot! Themawechsel, sofort.
Unglücklicherweise hielt Chloes Mund sich nicht an die Anweisungen ihres Verstands. „Du findest Simon toll?“
„Du nicht?“
„Ich … ich … Er hat mich geküsst“, platzte sie heraus. Sie griff nach einem Kissen und schlug sich damit gegen den Kopf.
„Oh Gott! Wann war das?“
„Heute. In seinem Büro.“
„Moment. Du bist nach dem Fiasko im Bräunungsstudio in sein Büro gegangen, um ihm dein Leid zu klagen. Du warst leuchtend orange im Gesicht. Und er hat … dich geküsst? “
„So ungefähr. Ja.“
„Was war das für ein Kuss?“
Chloe hielt das Telefon von sich weg und vergrub den Kopf in dem Kissen. Um den Kuss zu beschreiben, musste sie daran denken. Und sie hätte alles darum gegeben, nicht daran zu denken.
„Chloe? Bist du noch dran?“
Sie ließ das Kissen sinken und hielt sich den Hörer wieder ans Ohr. „Es war einfach ein Kuss, Frannie. Du hast doch auch schon ein paar Mal einen bekommen.“
Ihre Schwester ließ sich nicht abbringen. „Es gibt solche und solche Küsse. Beschreib mir den Kuss. Und zwar genau.“
„Also, er ist um den Schreibtisch herumgegangen und äh, dann hat er mich in die Arme genommen.“
„Wo hatte er seine Hände?“
Nicht da, wo Chloe sie gern gehabt hätte, dachte sie. Eben war ihr noch kalt gewesen. Jetzt fing sie an, sich Luft zuzufächeln. „Auf meinen Oberarmen.“
„Hm. Klingt irgendwie geschäftsmäßig.“
Ich finde, dass du schon immer perfekt gewesen bist .
Die Worte, die dem Kuss vorausgegangen waren, hallten nun in Chloes Kopf wieder und ließen ihr Herz schneller schlagen.
„War es mit Zunge?“
„Was glaubst du denn? Wir sind doch keine Zwölf mehr.“
„Ich habe zwei Kinder im Vorschulalter und einen Ehemann, bei dem das Vorspiel daraus besteht, die Schlafzimmertür abzuschließen. Tu mir den Gefallen und antworte mir.“
Zum ersten Mal beschlich Chloe die Ahnung, dass das Leben ihrer Schwester nicht ganz so perfekt war, wie sie immer angenommen hatte.
„Also gut. Ja. Es war mit Zunge, Frannie“, antwortete sie ungeduldig. „Es war ein Erwachsenenkuss.“
„Wie war es?“
Freunde küssen sich nicht so .
„Es war … es war …“
Bevor sie ausreden konnte, vernahm sie im Hintergrund ein krachendes Geräusch, gefolgt von dem gellenden Schrei eines Kindes. „Wie bist du auf den Kühlschrank gekommen, zum Kuckuck?“,
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