Julia Extra Band 348
um nach Rom zu gelangen. Nicht einmal für Prinz Draco Marcellus Valenti. Er war sicher, dass seine überaus effiziente Assistentin seinen vollen Titel – so lächerlich der auch sein mochte – erwähnt hatte, um Druck zu machen. Vergeblich. Eine Maschine für Intercontinentalflüge war auf die Schnelle nirgendwo aufzutreiben gewesen.
Von Maui nach L. A. hatte er in der Touristenklasse gesessen, eingepfercht zwischen einem korpulenten Mann, dessen gewaltige Körpermasse über die Armlehne quoll, und einer zermürbend munteren Frau, die während des ganzen Flugs über den Pazifik nicht aufgehört hatte zu reden. Irgendwann hatte Draco die höflichen „Mmhs“ und „Ahas“ eingestellt, doch selbst sein Schweigen hatte die ältere Dame nicht davon abgehalten, ihm ihre Lebensgeschichte zu erzählen.
Beim Inlandsflug von L. A. zum Kennedy Airport hatte er Glück gehabt und noch einen Platz in der Ersten Klasse ergattert. Doch auch hier hatte er neben jemandem gesessen, der unbedingt hatte reden wollen. Sein eisiges Schweigen hatte keinerlei Wirkung auf den Mann gezeigt.
Für den letzten Abschnitt seiner Reise, für die viertausend Meilen, die ihn nach Hause bringen würden, hatte er – Wunder über Wunder – am Flugschalter zwei Sitze in der Ersten Klasse buchen können. Einen für sich und einen, der ihm garantierte, dass auf dem Flug niemand neben ihm sitzen würde.
Zumindest blieb ihm jetzt die tröstende Aussicht, dass er vielleicht ein wenig dösen konnte, bevor er sich der Konfrontation stellte, die ihn zu Hause erwartete.
Leicht würde es nicht werden. Aber wenn das Leben ihn etwas gelehrt hatte, dann, dass es nichts einbrachte, die Beherrschung zu verlieren. Darum hatte er sich diesen Satz immer und immer wieder gesagt … bis die Tür der VIP-Lounge aufflog und mit einem lauten Knall gegen die Wand schlug.
Cristo! Genau, was er jetzt brauchte! Das Pochen hinter seinen Schläfen wurde stärker. Grimmig sah er auf – und sah sie.
Er mochte sie auf Anhieb nicht.
Eigentlich sah sie gut aus. Groß, schlank, blond. Sie trug ein anthrazitfarbenes Kostüm, wahrscheinlich Armani. Das Haar war zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammengebunden. Über ihrer Schulter hing eine Reisetasche. In der Hand trug sie eine ledernde Aktentasche, die so voll war, dass die Seiten sich auswölbten.
Und dann waren da noch die Schuhe: schwarze Pumps, eigentlich unauffällig … wären da nicht die zentimeterhohen Pfennigabsätze.
Draco kniff die Augen zusammen. Er kannte diese Kombination – strenge Frisur, Businesskostüm, Stilettos. Der typische Aufzug einer Frau, die die Privilegien für sich in Anspruch nahm, die Frauen zustanden, und gleichzeitig die gleichen Rechte einforderte, die Männer hatten.
Wenn man ihn wegen dieser Meinung als Chauvinisten bezeichnen wollte, auch gut.
Er sah, wie ihr Blick durch die Lounge glitt. Es saßen nur drei Reisende hier: ein älteres Ehepaar und er. Ihr Blick blieb auf ihm haften.
Ein nicht zu deutender Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht. Er musste zugeben, dass es ein attraktives Gesicht war. Große Augen, hohe Wangenknochen, ein voller Mund und ein Kinn, das Entschlossenheit signalisierte. Draco wartete ab, er hatte das Gefühl, dass sie etwas sagen wollte. Dann wandte sie den Blick ab, und er dachte: Bene .
Momentan konnte er getrost darauf verzichten, von einer Frau angesprochen zu werden. Er wollte nur seine Ruhe haben, nach Rom fahren und die unangenehme Angelegenheit erledigen, die dort auf ihn wartete.
Ihre Absätze klapperten auf den Marmorfliesen, als sie zu dem unbesetzten Empfangsschalter ging.
„Hallo?“ Ihre Stimme klang ungeduldig. „Ist hier denn niemand?“
Draco hob den Kopf. Sie war also nicht nur ungeduldig, sondern auch unbeherrscht.
„Verdammt!“
Ungeduldig, unbeherrscht und Amerikanerin. Das Auftreten, die Stimme, die Überheblichkeit – sie hätte ihren Pass genauso gut auf die Stirn geklebt tragen können.
Draco hatte ständig mit Amerikanern zu tun, sein Hauptbüro lag in San Francisco. Und während er die Direktheit der Männer schätzte, missfiel ihm die häufig mangelnde Weiblichkeit der Frauen. Sicher, sie sahen alle gut aus, aber er mochte weiche und anschmiegsame Frauen. Weibliche eben – so wie seine aktuelle Gespielin.
„Oh Draco, ich liebe es, wenn der Mann die Führung übernimmt“, hatte sie letzte Nacht gehaucht, als er zu ihr in die Dusche gekommen war und sie an sich gerissen hatte.
Die Frau, die dort am
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