Julia Extra Band 348
Hautfarbe dachte – sie war zu professionell, um sich etwas anmerken zu lassen. „Die Tabellen, die Sie angefordert hatten, sind jetzt da.“
Simon entfernte sich einen Schritt von Chloe und nickte. „Großartig. Ich werde sie mir gleich ansehen.“
„Ich wollte eh gerade gehen“, sagte Chloe.
Simons Sekretärin verschwand.
„Chloe, du …“
„Ich muss los.“ Sie hüllte sich wieder in den Schal und setzte die Sonnenbrille auf. „Entschuldige, dass ich dich gestört habe.“
„Du weißt, dass du mich nicht gestört hast.“
Momentan wusste sie gar nichts, außer, dass sie anfangen würde zu weinen, wenn sie jetzt noch länger blieb.
„Und danke“, sagte sie, als sie das Büro verließ.
„Wofür?“
Ein Glück, dass sie die dunkle Sonnenbrille trug! So sehr sie auch dagegen ankämpfte, ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Für die Lektion.“
Die sie nicht so schnell vergessen würde.
Simon hatte es vermasselt.
Er wusste es, bevor Chloe davongeeilt war. Sonnenbrille hin oder her – er hatte gesehen, dass sie den Tränen nahe gewesen war.
Lauf ihr hinterher, sagte er sich. Entschuldige dich und erklär es ihr. Doch stattdessen setzte er sich wieder hinter seinen Schreibtisch.
Mit seiner Entschuldigung hatte er sie verletzt. Eine weitere Entschuldigung würde alles noch schlimmer machen. Und was die Erklärung betraf – er hatte keine. Jedenfalls keine, die sie verstehen würde.
Die Worte ‚Ich liebe dich‘ kamen ihm kaum einmal über die Lippen. Aber er wusste ohne jeden Zweifel, dass er Chloe liebte. Er hatte sie schon immer geliebt.
Das Einzige, was noch schmerzlicher war, als sie zu lieben, war, sie zu verletzen.
Und genau das hatte er gerade getan.
11. KAPITEL
Die Zielstrebigste
Chloe konnte nicht klar denken.
Sie lag in der Badewanne, fing die Tropfen aus dem undichten Hahn mit der Zehenspitze auf und versuchte zu begreifen, was passiert war.
Und zwar nicht im Bräunungsstudio – auch wenn das jetzt schon das dritte Bad in zwei Stunden war. Die ersten beiden waren so heiß gewesen, wie sie es gerade noch ausgehalten hatte. Sie hatte dabei eine ganze Packung Körperpeeling verbraucht und sich mit dem Luffaschwamm abgerieben. Ob sie danach weniger orange war, konnte sie nicht sehen, da ihre Haut nun rot und gereizt war. Das war der Grund für ihr drittes Bad. Welches am Anfang lauwarm gewesen und inzwischen kalt geworden war. Aber es war ihr egal – sie war viel zu beschäftigt.
Simon hatte sie geküsst. Er hatte sie wirklich geküsst. Vorsätzlich und leidenschaftlich. Ihre Welt hatte kopfgestanden. Vielleicht war das ein wenig übertrieben, aber danach war Chloe jedenfalls ziemlich durcheinander gewesen.
Und voller Hoffnung, bis er sich entschuldigt und gesagt hatte, dass der Kuss nur ein Lektion fürs Leben sein sollte. Mit so etwas hatte sie nicht gerechnet.
Sie wusste, dass sie Männer nicht besonders gut durchschauen konnte. Es fiel ihr schwer, deren Gefühle einzuschätzen. Diese Eigenschaft hatte im Laufe der Zeit zu viel Liebeskummer geführt.
Trotzdem war sie immer überzeugt gewesen, Simon zu verstehen. Er sagte, was er dachte. Er war offen und ehrlich. Er spielte keine Spielchen. Er war geradeheraus.
Jedenfalls bis vor Kurzem.
Seit seinem fantastischen Kuss war er ihr ein Rätsel.
Eine Lektion fürs Leben? Im Ernst? Hatte er sie in seinem Büro geküsst, um ihr etwas zu beweisen? Das passte nicht zu ihm. Natürlich, Simon hatte ihr im Laufe der Jahre oft Ratschläge gegeben und ihr gesagt, wie sie etwas anpacken musste, aber es war immer konstruktiv und hilfreich gewesen. Es hatte nie dazu geführt, dass sie alles infrage stellte.
Das Telefon klingelte. Als Chloe sich abgetrocknet und einen Bademantel angezogen hatte, war der Anrufbeantworter bereits angesprungen. Es war ihre Schwester. Frannie hatte von einer Freundin gehört, was im Bräunungsstudio passiert war, und rief an, um nachzufragen, ob sie irgendetwas für Chloe tun konnte.
Chloe wählte Frannies Nummer. Bevor sie die müde klingende Stimme ihrer Schwester hörte, vernahm sie Kindergekreisch.
„Hallo, ich bin’s. Ich saß eben in der Wanne und konnte nicht drangehen.“
„Hallo, Chloe. Warte mal kurz, ja?“ Chloe hörte, wie ihre Schwester die Kinder ermahnte. Dann war es leise.
„Da bin ich wieder. Wie geht es dir? Oder, besser gesagt: Wie geht es deiner Haut? Nach dem, was Melanie Lester mir erzählt hat, haben die Leute im Bräunungsstudio gesagt, dass du regelrecht
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