Julia Extra Band 348
hingehen, die sie war. Den Termin zum Haare glätten hatte sie abgesagt, und das kleine Schwarze hatte sie zurückgegeben. Sie hatte beschlossen, das kupferfarbene Kleid zu tragen, das sie bei Simons Cocktailparty angehabt hatte.
Simon. Sie zweifelte nicht daran, dass er sie liebte. Er hatte bei sich zu Hause eine Party veranstaltet, nur damit sie Trevors Aufmerksamkeit gewinnen konnte. Es musste ihn fast umgebracht haben.
Sie wollte ihn zurück. Selbst, wenn er ihr nur seine Freundschaft anbieten konnte.
Seit jenem Abend in seiner Wohnung hatte sie nicht mehr mit ihm gesprochen. Er hatte sie nicht angerufen, und sie hatte sich nicht dazu durchringen können, ihn anzurufen. Wieso sollte sie auch? Jetzt war er am Zug.
Eigentlich hätte ihr heiß vor Scham werden müssen, wenn sie an das dachte, was – größtenteils auf ihr Drängen hin – zwischen ihnen passiert war. Ihr wurde auch heiß. Aber nicht vor Scham.
Als Chloe ankam, erkannte sie die alte Sporthalle kaum wieder – genau wie einige ihrer ehemaligen Klassenkameraden. Sie sah sich um und hoffte, ein paar bekannte Gesichter zu entdecken. Natürlich fiel ihr Blick ausgerechnet auf Tamara, Faith und Natasha.
Sie hatten sich kaum verändert. Irgendwie hatten sie es geschafft, noch hübscher zu werden. Alle drei waren so schlank und wohlgeformt wie damals, als sie Cheerleader gewesen waren. Zweifelsohne hatten sie alle Karriere gemacht, während Chloe noch immer keinen neuen Job gefunden hatte. Die Männer, die sie begleiteten, sahen toll aus, selbst wenn man sie an Trevor maß.
Ihr neu erlangtes Selbstvertrauen begann zu bröckeln. Plötzlich war sie wieder sechzehn, fand ihr Haar zu lockig, ihre Haut zu sommersprossig, trug eine Brille, stand mit ihrem Tablett in der Mensa der Highschool und wusste nicht, wo sie sich hinsetzen sollte. Am liebsten hätte sie auf dem Absatz kehrt gemacht. Aber sie fasste sich ein Herz und blieb.
Sie fühlte eine Hand auf dem Rücken und blickte sich um. Dort stand Simon. Der Mann, den sie liebte. Und, wichtiger, der Freund, den sie brauchte.
Seit dem Abend in seiner Wohnung hatte sie es sich nicht gestattet, zu weinen. Jetzt füllten sich ihre Augen mit Tränen.
„Ich habe nicht damit gerechnet …“, fing sie an.
„Dass ich komme?“
„Nach dem, was passiert ist. Nach dem, was ich gesagt habe.“
„Du hast nur gesagt, was du dachtest.“
„Ich habe es nicht so gemeint.“
„Nein?“
„Du riskierst nichts. Ich will auch nicht, dass sich zwischen uns etwas ändert, wenn das bedeuten würde, dass wir uns überhaupt nicht mehr sehen. Die letzten Tage waren furchtbar. Wir sind schon so lange Freunde. Wir sollten es so lassen.“
„Also möchtest du, dass es zwischen uns wieder so wird wie vorher?“
„Ja. Nein. Kommt darauf an, wie es dir am liebsten ist.“
„Ich bin für vorher“, antwortete er. Aber er grinste. „Mit vorher meine ich, bevor ich die Nerven verloren habe und du deine Bluse wieder angezogen hast.“
Sie blinzelte. Hatte sie richtig gehört? „Kannst du das wiederholen?“
„Wie wäre es damit, wenn ich das hier wiederhole: Ich liebe dich, Chloe. Ich habe dich schon immer geliebt. Und ich werde nie aufhören, dich zu lieben.“
Jetzt ließ sie ihren Tränen freien Lauf. „Nur, um sicherzugehen – das sagst du jetzt nicht als guter Freund zu mir, oder?“
„Wie wäre es, wenn ich dich jetzt küsse und du es dann entscheidest?“
Er ließ keinen Zweifel daran, was er später am Abend vorhatte. Und sie hatte nicht vor, noch länger zu warten.
„Ich glaube, wir sollten gehen.“
Simon grinste. „Jetzt schon?“
„Ich kam, sah und siegte.“
Sie winkte Natasha, Faith und Tamara zu, die den Kuss offenbar mitbekommen hatten und sie nun ungläubig anstarrten. Die gut aussehenden Männer an ihrer Seite konnten es mit Simon nicht aufnehmen. Und die grässlichen Drei konnten es mit Chloe nicht aufnehmen. Genau, wie Simon es schon die ganze Zeit über gesagt hatte. Ihr Held und Beschützer und liebster Freund. Der Mann, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen wollte. Er hatte die ganze Zeit Recht gehabt.
„Es ist schon komisch.“
„Was?“, fragte Simon.
„Dass ich erst beim zehnjährigen Abschlusstreffen gemerkt habe, dass du meine Highschool-Liebe bist.“
Er gab ihr einen raschen, nachdrücklichen Kuss. Und ihr Herz machte einen Satz, noch bevor er sagte: „Hauptsache, wir finden vor dem zwanzigjährigen Abschlusstreffen einen Hochzeitstermin.“
– ENDE –
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