Julia Extra Band 348
Schon immer. Und sie wird es auch bleiben.“
Chloe starrte ihn an und fragte noch einmal. „Frannie?“
„Jedenfalls habe ich nicht vor, hier zu sitzen und zuzuhören, wie du dich selber schlecht machst.“
„Aber momentan stehst du.“
„Ich …“, fing er an und stemmte seine Hände in die Hüften. In ungeduldigem Ton fragte er: „Ist das alles, was du von unserer Unterhaltung mitnimmst?“
Chloe blinzelte. „Ich … ich weiß nicht.“
„Dann lass es mich ganz deutlich sagen.“ Er ging um den Tisch herum, packte ihre Arme und zog Chloe aus dem Sessel hoch. „Du bist ein toller Mensch, Chloe. Du bist freundlich und witzig und ziemlich intelligent. Außerdem bist du schön und … und verdammt sexy.“
„Du schreist.“
„Ja, ich schreie. Weil ich wütend bin.“
„Warum?“
„Weil du dich unter Wert verkaufst. Du gibst dich mit Typen zufrieden, die schön daherreden, aber ihre Versprechungen nicht halten. Du gibst dich mit einer Teilzeitstelle zufrieden, weil dein Boss sagt, dass er dir nicht mehr anbieten kann, obwohl du mit deinem Talent und deinem Lebenslauf sofort woanders anfangen könntest.“
„Mr Thompson …“
„… nutzt dich nur aus. Weil du dich ausnutzen lässt. Alle benutzen dich als ihren Fußabtreter. Dein Boss, deine Schwester und die Typen, mit denen du ausgehst. Und wo wir schon mal dabei sind: Wann wirst du damit aufhören, dir dein Leben von ein paar neidischen und unsicheren Mädchen diktieren zu lassen, die du seit zehn Jahren nicht gesehen hast?“
„Sie diktieren mir mein Leben nicht.“
Er schnaubte. „Chloe, du verrenkst dich doch total, nur um ihrem Ideal zu entsprechen.“
„Das würde ich nicht so sagen.“
„Du bist orange! Orange!“
„Aber das ist nicht mein Fehler, sondern der des Sonnenstudios.“
„Der einzige Fehler war, dass du da überhaupt hingegangen bist. Auf Frannies Vorschlag hin, das nur mal am Rande bemerkt.“
„Was willst du denn von mir, Simon?“
„Ich will … Ich will …“ Der Griff seiner Hände, die er auf ihre Schultern gelegt hatte, verfestigte sich, bevor er sie fallen ließ. „Ich will nur, dass du glücklich bist. Ich will, dass du mit der Frau zufrieden bist, die du siehst, wenn du in den Spiegel guckst.“
„Ich mag mich.“
„Ich will, dass du dich liebst.“
„Das tue ich doch.“
„Tatsächlich?“
„Natürlich. Meistens jedenfalls. Ich bin nicht perfekt, aber ich bin auf dem besten Weg.“
„Ich sehe das anders. Ich finde, dass du schon immer perfekt gewesen bist.“
„Weil du mein Freund bist.“ Diese Worte kamen automatisch, und sie sah an seinem finsteren Blick, wie unangebracht er sie fand. Wieder bekam sie kaum Luft.
„Dein Freund.“ Er rieb sich das Kinn und sah weg.
„Sim…“
Weiter kam sie nicht, weil er sie in die Arme nahm. Sein Gesicht war ihrem so nah, dass sie die goldenen Sprenkel in seinen braunen Augen sehen konnte. Seltsamerweise hatte sie diese Feinheit seiner Augenfarbe nie vorher bemerkt. Bevor sie eine Bemerkung darüber machen konnte, senkte sich sein Mund auf ihren.
Chloe schob es auf ihre Überraschung, dass sie nicht zurückwich. Und dass sie den Mund leicht öffnete und Simon Zugang gewährte. Gute Güte, dieser Mann konnte besser küssen, als sie erwartet hatte.
Und ja, sie konnte es sich eingestehen, dass sie diesen Moment erwartet hatte, mit der gleichen Spannung, mit der man am höchsten Punkt einer Achterbahn die steile Talfahrt erwartet.
„Freunde küssen sich nicht so“, sagte sie nach einem Seufzer, als der Kuss vorbei war.
Er kniff die Augen zu. „Ich weiß. Soll ich mich entschuldigen?“
„Nein, aber …“
„Aber was?“
„Ich weiß nicht.“
„Aber ich weiß.“
„Was?“
„Ich muss mich entschuldigen. Ich habe versucht, zu erreichen, dass du dich mal objektiv betrachtest. Dabei bin ich zu weit gegangen.“
„Also war der Kuss …“ Um den Kloß im Hals loszuwerden, schluckte sie. „Das war so eine Art Lektion fürs Leben?“
Sag Nein. Sag Nein. Sag Nein.
Früher war Simon scheinbar immer in der Lage gewesen, ihre Gedanken zu lesen. Doch jetzt wurde ihr schmerzhaft bewusst, dass er keine telepathischen Fähigkeiten besaß.
„Ja. Es tut mir leid. Das hätte ich nicht tun dürfen.“
„Ich … äh …“ Vor lauter Verwirrung und Enttäuschung wusste sie nicht, was sie sagen sollte.
„Mr Ford … Oh, Chloe!“ Seine Sekretärin sah zwischen ihnen hin und her. Was immer sie über die Situation oder über Chloes
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