Julia Extra Band 348
Schalter stand und ungeduldig mit einer Fußspitze wippte, würde niemandem die Führung überlassen. Andererseits … welcher Mann wäre dumm genug, es zu versuchen?
Als hätte sie seine Gedanken gelesen, drehte sie sich um und starrte ihn an. Der Blick dauerte nur ein paar Sekunden, aber er war intensiv. So intensiv, dass Draco spürte, wie sich sein Interesse regte.
„Entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten.“ Die gehetzte Lounge-Hostess erschien hinter dem Schalter. „Was kann ich für Sie tun?“
Die Amerikanerin drehte sich wieder um. „Ich habe ein Problem“, hörte Draco die Frau sagen. Anschließend senkte sie die Stimme, sodass er nichts mehr verstehen konnte.
Dass er auf diese Frau reagiert hatte, wenn auch nur kurz, bewies, wie geschafft er war. Dabei musste er in Rom im Vollbesitz seiner Kräfte sein.
Sich um Probleme zu kümmern, war Draco gewöhnt, und es machte ihm Spaß, sie zu lösen. Doch das, was ihn in Rom erwartete, könnte sich zu einer öffentlichen Schlammschlacht ausweiten. Er hielt grundsätzlich nicht viel von Öffentlichkeit und mied das Rampenlicht – sehr zum Bedauern der Medien.
Aus den Ruinen seines über fünfhundert Jahre alten Familienerbes hatte er ein Finanzimperium aufgebaut. Allein. Keine Aktionäre, keine Außenseiter. Dieser Grundsatz galt nicht für seine Geschäfte, sondern generell auch für sein Privatleben.
Die zweite große Lektion des Lebens hieß: Nur Narren verließen sich auf andere.
Darum war er jetzt ja auch auf dem Weg nach Italien. Nach dem nächtlichen Anruf seiner Assistentin hatte er das angenehm warme Bett mit dem noch angenehmeren warmen Körper an seiner Seite verlassen und sich auf den Rückweg gemacht, um sich mit dem Repräsentanten eines Mannes zu treffen, dessen Lebensstil er verabscheute.
Dabei war Draco überzeugt gewesen, das Problem schon vor Wochen geregelt zu haben. Den ersten absolut lächerlichen Brief eines gewissen Cesare Orsini hatte er ignoriert. Ein zweiter folgte, mit dem dritten war er schließlich in das Büro eines seiner Assistenten marschiert.
„Finden Sie alles heraus, was es über einen Amerikaner namens Cesare Orsini zu wissen gibt“, hatte er verlangt.
Die Informationen hatten nicht lange auf sich warten lassen.
Cesare Orsini, geboren in Sizilien, war vor über einem halben Jahrhundert mit seiner Ehefrau in die Vereinigten Staaten emigriert und inzwischen amerikanischer Staatsbürger. Die Gastfreundschaft hatte der Mann seiner neuen Heimat zurückgezahlt, indem er Gangster geworden war, ein Mafioso. Einschüchterungen, Gewalt und Geld galten als seine Türöffner. Und momentan legte er es offensichtlich darauf an, sich etwas anzueignen, das seit Jahrhunderten dem Haus Valenti gehörte und somit Draco Marcellus Valenti, Prinz von Sizilien und Rom.
Dieser pompöse Titel. Draco benutzte ihn nie. In der heutigen Welt war ein solcher Titel völlig absurd. Doch in der Antwort an den amerikanischen don hatte er den Titel verwendet und in dem bewusst aristokratischen Ton seines Schreibens eindeutig durchblicken lassen, was er von der ganzen Sache hielt. Weißt du überhaupt, mit wem du es hier zu tun hast, alter Mann? Lass mich gefälligst in Ruhe und verzieh dich!
Geholfen hatte es nichts, im Gegenteil. Der don hatte mit einer Drohung gekontert, aber leider nicht mit einer Bedrohung für Leib und Leben. Denn Draco, dessen Jugendjahre keineswegs von königlichen Privilegien versüßt gewesen waren, hätte sich zu gern darauf eingelassen, die Angelegenheit auf diese Weise zu regeln.
Doch Orsinis Herausforderung war wesentlich gerissener gewesen.
Ich werde meinen Repräsentanten zu Ihnen schicken, Hoheit. Sollten Sie und mein Anwalt sich auf keinen Kompromiss einigen können, sehe ich mich leider gezwungen, ein Gericht anzurufen und den Richter entscheiden zu lassen.
Ein Gerichtsprozess? Wegen eines völlig aberwitzigen Anspruchs? So weit würde es nicht kommen. Schließlich hatte Orsini keine legitime Forderung vorzubringen. Allerdings würden die Medien einen internationalen Zirkus daraus veranstalten.
„Entschuldigen Sie, Sir.“
Draco blickte auf. Die Hostess und die Amerikanerin standen vor ihm. Die Augen der Amerikanerin funkelten, die Miene der Hostess konnte nur als maßlos verlegen beschrieben werden.
„Bitte verzeihen Sie, Sir, aber die Lady …“
„Sie haben etwas, das ich brauche.“ Die Stimme der Amerikanerin klang gehetzt. Leicht heiser.
„Habe ich also, ja?“, erwiderte Draco und hob
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