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Julia Extra Band 348

Julia Extra Band 348

Titel: Julia Extra Band 348 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick , Lynn Raye Harris , Sandra Marton
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den Laptop heraus, stellte ihn auf den kleinen Klapptisch am Sitz vor sich und schaltete ihn ein.
    Der Computer summte, das war schon mal ein gutes Zeichen. Obwohl … das Summen könnte auch von der Frau auf dem Nebensitz kommen.
    Doch der Computer lief tatsächlich. Anna vergeudete keine Zeit, sondern rief sofort das aktuellste Dokument auf – das Antwortschreiben von Prinz Draco Marcellus Valenti an ihren Vater.
    Bei dem Namen schnaubte sie – und bei dem Brief erst recht. Sein Ton war ebenso lächerlich steif wie der Name des Absenders. Eine so geschraubte Wortwahl hätte eher ins siebzehnte Jahrhundert gepasst. Während sie den Brief las, konnte Anna sich den Prinzen genau vorstellen.
    Alt war er. Nein, nicht nur alt, sondern ein Greis mit schütterem weißem Haar, das aus rosiger Kopfhaut stach. Vermutlich wuchsen ihm auch Haare aus den Ohren. Fast sah sie seine dürren, mit Altersflecken übersäten Finger vor sich, die sich um eine Gehhilfe klammerten.
    Nur würde der Prinz es niemals Gehhilfe nennen, sondern Spazierstock. Mit anderen Worten: Er war ein Mann, der sich aus dem Leben, aus der modernen Welt und der Realität zurückgezogen hatte.
    Anna lächelte vor sich hin. Das könnte interessant werden. Anna und der Aristokrat. Was für ein großartiger Titel für einen Kinofilm!
    Biep.
    Der Computer stürzte ab.
    „Nein“, wisperte sie. „Oh bitte nicht …“
    „Doch“, ließ sich da Hannibal neben ihr fröhlich vernehmen. „Sieht aus, als hätten Sie keinen Saft mehr, kleine Lady.“
    Kleine Lady?! Anna funkelte den Mann wütend an. Wenn sie eines nicht mehr hatte, dann war es Geduld mit dem männlichen Geschlecht. Aber Hannibal sprach nur die Wahrheit aus. Warum sollte sie also ihren Ärger an ihm auslassen?
    Zumal der Ärger ja nicht erst vorhin in der Lounge begonnen hatte, sondern schon am Sonntag nach dem Familiendinner in der Orsini-Stadtvilla in Greenwich Village, ehemals Little Italy. Annas Mutter hatte angerufen, um sie einzuladen.
    „Ich kann nicht kommen, Mom“, hatte Anna versucht abzuwiegeln. „Ich habe noch einen Termin.“
    „Seit Wochen warst du nicht mehr hier.“ Der vorwurfsvolle Ton versetzte Anna sofort in die Kindheit zurück. „Immer hast du eine Ausrede.“
    Das stimmte. Also sagte Anna mit einem Seufzer zu und fuhr am Sonntag zu ihren Eltern. Nach dem Essen bestand ihr Vater darauf, sie zur Tür zu geleiten. Als sie dabei jedoch an seinem Arbeitszimmer vorbeikamen, bedeutete er Felipe, seinem capo und ständig präsentem Schatten, mit einem kurzen Kopfrucken, sich zurückzuziehen.
    „Ich würde gern noch etwas mit dir besprechen, mia figlia “, sagte er und schob die Tür des Arbeitszimmers auf.
    Argwöhnisch folgte Anna ihm in den stickigen dunklen Raum. Cesare setzte sich hinter den wuchtigen Schreibtisch, forderte sie mit einer stummen Geste auf, sich auf einen der Stühle vor dem Schreibtisch zu setzen, musterte sie eine Weile schweigend und räusperte sich dann.
    „Ich möchte, dass du mir einen Gefallen tust, Anna.“
    „Was für einen Gefallen?“ Sie wurde sofort hellhörig. Einen Gefallen? Für ihren Vater, den sie einzig und allein ihrer Mutter zuliebe nach außen hin respektierte, in Wahrheit aber verachtete? Er war ein Gangsterboss, der don der gefürchteten famiglia an der Ostküste.
    Cesare ahnte nicht, dass sie das wusste, dass sie und ihre Schwester es schon herausgefunden hatten, als sie vierzehn und Izzy dreizehn gewesen waren.
    Weder Anna noch Isabella konnten sich heute erinnern, wie es passiert war. Vielleicht hatten sie einen Zeitungsartikel gelesen und zwei und zwei zusammengezählt. Vielleicht hatte das Geflüster der Schulkameradinnen irgendwann Sinn ergeben. Vielleicht hatten sie aber auch einfach nur bemerkt, dass ihre großen Brüder Rafe, Dante, Falco und Nick sich so schnell wie möglich ein eigenes Leben aufgebaut hatten und ihren Vater mit nur mühsam verhohlener Verachtung behandelten, wann immer sie in die Villa kamen.
    Anna und Izzy wussten nur, dass sie eines Tages begriffen hatten, dass ihr Vater nicht einfach der Chef eines florierenden Sanitärbetriebs war, sondern ein Gangster.
    Um ihre Mutter nicht zu beunruhigen, hatten sie sich jedoch nicht anmerken lassen, dass sie die Wahrheit kannten. In letzter Zeit fiel es Anna allerdings immer schwerer, die Unwissende zu spielen und so zu tun, als hätte ihr Vater kein Blut an den Händen.
    Einem solchen Mann konnte sie keinen Gefallen tun.
    „Ich fürchte, ich habe im Moment zu

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