Julia Extra Band 356 - Ebook
Leben verschwinden lassen. Ich hätte bleiben und mit dir reden sollen, hätte dir sagen sollen, dass der Schutz nicht funktioniert hat. Wir hätten besprechen sollen, wie die Zukunft aussehen wird, für den Fall der Fälle. Stattdessen habe ich meiner Schwäche nachgegeben. Ich war wütend auf mich, weil ich dir nicht widerstehen konnte. Bei anderen Frauen hatte ich niemals Schwierigkeiten, Nein zu sagen. Aber bei dir … Ich war schockiert über mich selbst, über meine Schwäche, ich musste aus dem Zimmer raus, einen klaren Kopf bekommen. Ich Narr ging davon aus, dass du warten würdest. Kannst du auch nur ahnen, wie ich mich gefühlt habe, als ich in ein leeres Zimmer zurückkam? Du warst weg, nur das Geld lag da.“ Er fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. „Ich wünschte, du wärst geblieben.“
Der Ernst in seinen Zügen erschütterte Martha zutiefst. „Wirklich?“
Er nickte langsam, und sie schien tiefer und tiefer in den dunkelgrünen Augen zu versinken. War das denn wirklich möglich? Wollte er damit wirklich sagen …
„Ich war auf der Flucht, als ich dir begegnete. Auf der Flucht vor Dingen, denen ich mich nicht stellen wollte, weil sie das Bild, das ich von mir und meinem Leben hatte, völlig zerstörten. Ich wusste nicht mehr, wer ich war. Doch mit dir … Das alles war nicht mehr wichtig. Für dich war ich nur ein Reisender, der nicht mehr besaß als das, was er am Körper hatte. Bei dir konnte ich einfach ich sein .“
„Ich wollte auch bleiben“, gestand sie zögernd. „Nur war ich entschlossen, auf keinen Fall zu klammern.“
Das erste echte Lächeln, seit er den Raum betreten hatte, zog auf seine Lippen, glättete seine Züge und vertrieb die Dunkelheit aus seinem Blick. „Ist dir nie in den Sinn gekommen, ich könnte mir wünschen, dass du klammerst? Ich hatte mir vorgestellt, dass wir über Möglichkeiten für einen neuen Anfang reden, stattdessen kehrte ich zu einem leeren Zimmer zurück. Keine Spur von dir, außer einem zerrissenen Brautkleid und einem Bündel Geldscheine. Und nicht der geringste Hinweis, wie ich dich finden könnte.“
„Du … du wolltest mich finden?“
„Ja.“ Er nickte. „Ich fuhr zu der Stelle zurück, wo wir uns begegnet waren, es war der einzige Ansatzpunkt, den ich hatte. Ich fand das Herrenhaus und erhielt dort deine Adresse. Doch als ich dann dort ankam, stand die Wohnung bereits zum Verkauf, und du warst nirgends aufzufinden.“
„Du hast wirklich nach mir gesucht?“ Noch immer konnte Martha es nicht begreifen. Sie hatte geglaubt, dass er nichts mit ihr zu tun haben wollte, deshalb war sie gegangen. Was hieß das nun, dass er sie gesucht hatte?
Noch einmal ließ sie sich all die Dinge, die er gesagt hatte, durch den Kopf gehen. Das alles hörte sich an, als würde er … „Carlos …“, setzte sie an, doch im gleichen Moment sprach er weiter.
„Ich will, dass du zu meinem Leben gehörst, Martha. Das war vom ersten Augenblick an so. Ich weiß nicht, wie und warum, ich weiß nur, dass es so ist. Es hat mich wie ein Schlag getroffen, deshalb musste ich aus diesem Hotelzimmer raus. Der völlige Verlust meiner Selbstbeherrschung hat mich entsetzt – und die Tatsache, dass das Kondom gerissen war und du dich vielleicht gezwungen fühlen würdest, bei mir zu bleiben.“
Wieder lachte er harsch auf. „Es hat lange gedauert, bevor mir klar wurde, dass das Liebe war, was ich fühlte, Martha. Inzwischen ist es mir klar. Ich will nicht, dass du dich zu irgendetwas gezwungen fühlst. Ich wünsche mir nur, dass du mit mir zusammen sein willst, so wie ich mit dir zusammen sein will.“
„Aber das tue ich doch.“ Sie konnte sehen, wie er sie perplex ansah, tauchte dabei ein in die grünen Tiefen seiner Augen, in denen so vieles zu lesen stand. „Ich will mit dir zusammen sein, und nicht wegen des Babys oder weil du reich bist. Ich will dich, nur dich, den Mann, der du bist. Der Reisende, der mich am Straßenrand aufgelesen hat und nicht mehr besitzt als das, was er am Leib trägt …“
Weiter kam sie nicht, denn Carlos hatte sie schon in seine Arme gezogen und küsste sie, bis alle noch verbliebenen Zweifel schwanden. Der Kuss zeugte von Hoffnung auf die Zukunft und von Liebe, drückte es deutlicher aus, als Worte es vermocht hätten. Und Martha legte alles von sich in diesen Kuss: ihre Liebe, ihr Herz, ihr ganzes Wesen.
„Ich muss dir noch etwas sagen“, meinte Carlos, als der Sturm der Gefühle sich für einen Moment legte und sie sich
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