Julia Extra Band 356 - Ebook
als hätte sie Angst, ihr Enkel könnte sich gleich wieder in Luft auflösen.
Bella wusste genau, was sie empfand.
Jessie stellte sich als eine mollige alte Dame heraus mit liebem Gesicht und einer Masse von lockigem weißem Haar. Ihr Gesicht verriet Erschöpfung, aber sie schien aufrichtig erfreut zu sein über die Gegenwart der jungen Leute. „Ich hoffe, es macht euch nichts aus, aber ich habe ein paar Dinge aufgeschrieben, die ihr bitte für mich überprüfen müsstet“, sagte sie schüchtern, nachdem die allgemeinen Begrüßungsformeln gesprochen waren.
„Kein Problem“, sagte Damon, nachdem er einen Blick auf die Liste geworfen hatte. „Ich freue mich, wenn ich helfen kann.“
Bevor sie sich an die Arbeit machen konnten, bestand Jessie darauf, ihnen ihre selbst gemachte Spargelquiche und einen Salat zu servieren. Danach war es höchste Zeit, aktiv zu werden. Während Damon im strömenden Regen das Dach, die Regenrinne sowie Fenster und Türen überprüfte, befreite Bella den Garten von allen noch umherliegenden Gegenständen. Topfpflanzen, Gartengeräte, ein zerbrochenes Rankgerüst und Mülltonnen – alles wanderte in die Garage.
Jessie und Violet hatten vorsorglich Taschenlampenbatterien und Fertiggerichte eingekauft. Im Schuppen trieb Paddy noch eine Gaslaterne und eine Kühlbox auf.
Als alles so weit getan war, brachte Bella einen Becher Kaffee zu Damon hinaus. Er war gerade dabei, ein weiteres Fenster zuzunageln.
„Nicht dass du glaubst, wir hätten dich hier draußen vergessen“, sagte sie und duckte sich unter den Dachvorsprung.
„Danke“, sagte er und nahm den dampfenden Becher entgegen. „Das wird jetzt gut tun.“
Regentropfen glitzerten in seinem dunklen Haar, und seine verschwitzte Haut verriet seine Anstrengung. Der Impuls, sich nach vorne zu beugen und ihn zu küssen, war enorm, doch Bella gehorchte ihren neuen Vorsätzen und hielt sich zurück. Stattdessen lenkte sie ihre Aufmerksamkeit auf die perfekt gesicherten Fenster.
„Ich wusste gar nicht, dass du ein Handwerker bist, Damon!“
„Bin ich auch nicht, aber um einen Nagel einzuschlagen, reicht es.“ Er drückte gegen das Fenster, das sich nicht einen Millimeter bewegte. „Gut, dass wir rechtzeitig gekommen sind. Andernfalls würde uns so manches hier um die Ohren fliegen.“
Bella ließ ihren Blick über die Fülle von Blumenbeeten wandern. Unvorstellbar, dass dieser liebevoll gestaltete Garten morgen früh vielleicht nur noch ein verwüstetes Chaos sein sollte!
„Hast du noch viel zu tun?“, erkundigte sie sich.
„Nein, nur noch zwei Fenster. Wie geht es den anderen?“
„Wir sind so weit fertig. Aber Jessie macht sich Gedanken, wo wir schlafen werden.“ Bella vermied seinen Blick. „Sie hat keine weiteren Betten, und ich habe vorgeschlagen, dass wir in ein Motel gehen. Andererseits denke ich, wäre es besser, wenn wir sie nicht alleine lassen heute Nacht. Meinst du nicht auch?“
„Absolut.“
„Ich habe Jessie gesagt, dass wir im Wohnzimmer schlafen können. Einer auf dem Sofa, der andere auf dem Boden.“
Der Anflug eines Lächelns zeigte sich in seinen grauen Augen, als er sie über den Becherrand hinweg ansah. „Ich hoffe, das hat sie beruhigt.“
„Ich denke schon.“ Eine plötzliche Windböe brachte Bella fast aus dem Gleichgewicht. „Komm ins Haus, wenn es hier zu schlimm wird, okay?“
„Klar. Ich werde kein Risiko eingehen.“ Aber als er in den stürmischen Himmel hinaufblickte, schien er eher begeistert als besorgt zu sein.
„Dir gefällt das, oder?“, bemerkte Bella. „Du magst die Gefahr, die in der Luft liegt.“
„Ich habe nichts dagegen, mich dem Wetter auszusetzen. Es erinnert mich ans Segeln.“
„Du bist eben doch süchtig nach Gefahr“, bemerkte sie.
„Vielleicht bin ich das.“ Mit einem Lächeln beugte er sich zu ihr vor. „Also komm her und gib mir einen Kuss!“
„Warum?“, fragte sie verwirrt. „Findest du meine Küsse etwa gefährlich?“
„Genau.“
Sie hätte „Nein!“ sagen und zurückweichen sollen. Doch Bella war immer noch dem Zauber der letzten Nacht verfallen, und jede Faser ihres Körpers sehnte sich nach der Berührung seiner Lippen. In dieser Minute brauchte sie seinen Kuss mehr als alles andere auf der Welt.
Und welch herrlich warmer und nach Kaffee schmeckender Kuss es war! Zurückhaltend und dennoch unmissverständlich. Ihr wurde fast schwindelig, als er sie losließ und sofort bereute sie ihre Schwäche. „Das war nicht
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