Julia Extra Band 356 - Ebook
glücklicherweise nicht zu sorgen. Tinas Mutter war mit blauen Flecken, einem gebrochenen Arm und einer Gehirnerschütterung davongekommen. Cassandra saß schon im Flugzeug, das von Rom nach Athen flog, andere Verwandte saßen bei ihm. Auch ihre einzige Sorge, sowie die aller Verwandten, galt Christina.
Ari konnte es nicht aushalten, bei ihnen zu sitzen und ihrem Jammern und Weinen zuzuhören. Er wollte allein sein, bis die Ärzte ihm Nachricht brachten.
Kopfverletzungen, ein gebrochenes Schlüsselbein, gebrochene Rippen, Lungenkollaps und ein Riss in der Gebärmutter. Aber das Herz des Babys schlug noch, als sie Christina in den OP schoben. Für den Notkaiserschnitt und die Behandlung ihrer zahlreichen Verletzungen wurde sie in ein künstliches Koma versetzt.
Sie hatten sich beide so sehr auf dieses Baby gefreut. Jetzt herrschte nur Hektik und Angst. Alles lag in den Händen der Ärzte. Vielleicht würde das Baby keine Mutter haben, wenn Christina das alles nicht überlebte.
Sie musste es überleben. Nicht nur für die Kinder, sondern auch für ihn.
Sie war seine Frau, es würde ihm das Herz zerreißen, wenn sie starb. Allein der Gedanke war unerträglich.
Einer der Ärzte betrat in Begleitung einer Krankenschwester das Wartezimmer. Ari sprang auf und sah ihnen angstvoll entgegen.
„Der Kaiserschnitt ist gut verlaufen, Mr Zavros. Sie sind Vater eines gesunden Mädchens.“
Die Worte drangen kaum in sein Bewusstsein vor. „Und was ist mit Christina?“
„Ihre Frau wird noch einige Stunden operiert werden müssen. Das Baby wurde in einen Inkubator auf die Intensivstation gebracht. Wir …“
„Warum?“ Zur Angst um Christina gesellte sich plötzlich die Angst um seine kleine Tochter. „Sagten Sie nicht, sie sei gesund?“
„Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, Mr Zavros. Sie ist immerhin einen Monat zu früh geboren und noch sehr klein und zart. Es ist besser, sie eine Weile zu beobachten.“
„Ja … ja, natürlich. Und meine Frau? Wird sie sich von ihren Verletzungen erholen?“
„Eine sichere Prognose ist immer schwierig, aber sie hat eine gute Chance. Die Chirurgen sind zuversichtlich. Wenn es keine Komplikationen gibt …“ Der Arzt zuckte die Schultern. „Ihre Frau ist jung und gesund, was auf jeden Fall ein Vorteil ist.“
Bitte, lieber Gott, lass sie leben, flehte Ari in einem Stoßgebet.
„Wenn Sie jetzt Ihre Tochter sehen wollen …“
Seine Tochter. Ihrer beider Tochter. Es fühlte sich so schrecklich falsch an, sie sich ohne Christina anzusehen. Sein Herz war schwer, anstatt vor Freude zu pochen. Auch das fühlte sich falsch an. Ihre kleine Tochter hätte freudig in dieser Welt begrüßt werden sollen, wenigstens von ihrem Vater.
Ari folgte der Krankenschwester zur Frühgeborenenstation, wo seine Tochter im Inkubator lag. Sie sah so winzig und zerbrechlich aus … und wieder fühlte Ari sich schrecklich hilflos.
Dichtes schwarzes Haar umrahmte das winzige Gesicht. Christinas Haar. Unwillkürlich huschte ein Lächeln über Aris Gesicht. Auch der kleine Mund war perfekt geformt wie bei ihrer Mutter.
„Möchten Sie sie anfassen?“, fragte die Krankenschwester an seiner Seite.
„Ja.“
Die Schwester hob die Klappe. Vorsichtig langte Ari in den Inkubator und berührte sacht die winzige Hand. Zu seiner Freude umklammerte sie sofort seinen Finger.
„Ich bin dein Papa“, sagte er sanft. Die Kleine schloss die Augen und ließ den Finger ganz langsam los.
„Alles wird gut, Kleines. Ich bin immer für dich da“, flüsterte Ari. Aber sie würde auch ihre Mutter brauchen.
Er brauchte Christina, obwohl er sich nicht sicher war, wie viel es ihr bedeutete. Sie hatte ihn als Ehemann akzeptiert, aber er wusste nicht, welchen Platz er in ihrem Herzen einnahm. Ihre Liebe zu Theo zeigte sie dagegen offen. Also beschwor er sie in Gedanken, für ihre Kinder weiterzuleben. Das war sicher der stärkere Antrieb für sie. Ihr Sohn und ihre Tochter.
Es wurden die längsten sechs Wochen in Aris Leben. Die Ärzte wollten kein Risiko eingehen und Christina im künstlichen Koma belassen, bis die Gehirnschwellung abgeklungen war und ihre Verletzungen verheilt waren.
Man gab sich alle Mühe, ihn darauf vorzubereiten, dass sie desorientiert und verwirrt sein würde, wenn sie schließlich aufwachte, und sich an vieles nicht erinnern könnte. Dennoch war es hart für Ari, als Tina endlich die Augen aufschlug und ihn ohne ein Zeichen ansah, dass sie ihn erkannte.
Im nächsten Moment kamen ihr
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