Julia Extra Band 356
Savalas rasch. „Ihr Vater hat anscheinend darauf bestanden, die Kosten für unseren Aufenthalt hier komplett zu übernehmen. Das können wir unmöglich annehmen.“
„Aber es ist ihm ein Vergnügen, Mrs Savalas“, widersprach Ari lächelnd. „Wenn Sie auf Patmos wohnen würden, wären Sie Gäste von Georges Familie. Hier auf Santorin ist mein Vater Ihr Gastgeber, und er hat mich gebeten, Sie alle für heute Abend zum Essen in sein Haus einzuladen. Auf diese Weise sind wir auf der Hochzeit keine Fremden mehr.“
Helen Savalas strahlte. „Wie reizend!“
Tina dagegen sah ihn wütend an. Beabsichtigte er vielleicht gar nicht, ihre Abmachung einzuhalten? Was war mit seinen Eltern? Hatte er sie instruiert, ihre Beziehung zu Theo für sich zu behalten? Ganz offensichtlich verfolgte Ari einen eigenen Plan, und sie war nicht überzeugt, dass er ihre Bitte respektieren würde.
Er lächelte ungerührt. „Ich habe meiner Mutter erzählt, dass du heute Geburtstag hast, Theo. Sie backt einen besonderen Kuchen für dich mit fünf Kerzen darauf, die du auspusten kannst. Du hast den ganzen Tag Zeit, um dir zu überlegen, was du dir dabei wünschen willst.“
Und Ari hat den ganzen Tag Zeit, sich bei Theo einzuschmeicheln, dachte Tina verärgert. Wer wusste besser als sie, wie unwiderstehlich nett er sein konnte … für eine Weile. Was ihr Sorgen machte, war die langfristige Perspektive. Wie verlässlich würde Ari als Vater sein?
„Sie begleiten uns doch jetzt, Mrs Savalas, oder?“, lud er jetzt ganz selbstverständlich ihre Mutter ein.
„Nein, nein“, wehrte diese ab. „Ich mache lieber einen Spaziergang in den Ort und sehe mir die Kirche an, wo die Trauung stattfindet. Danach gehe ich vielleicht noch ein bisschen shoppen und mache einen Besuch im Museum.“ Sie lächelte ihrer Tochter ermunternd zu. „Ihr jungen Leute zieht besser alleine los.“
Toller Mann, unverheiratete Tochter, griechische Sonneninsel … der romantische Fehlschluss ihrer Mutter war vielleicht ebenso naheliegend, wie Tina ihn unpassend fand.
„Aber ich freue mich auf das Essen mit Ihrer Familie heute Abend“, fügte Helen Savalas zu Tinas Leidwesen hinzu, womit sie nämlich Aris Plänen endgültig ihren Segen gab.
Tina musste sich wohl oder übel fügen. Sie hatte Ari versprochen, den Kontakt zu ermöglichen, wenn er im Gegenzug bis nach der Hochzeit schwieg. Sollten allerdings er oder seine Eltern aus egoistischen Motiven die Katze vorzeitig aus dem Sack lassen, würden sie es mit ihrem Zorn zu tun bekommen.
Als sie kurz danach in den Ort aufbrachen, ging Theo zwischen ihnen und hielt Tinas Hand und … die Hand des Mannes, der sein Vater war. Tina fragte sich schweren Herzens, wie sie ihrem kleinen Sohn letztendlich die Wahrheit erklären sollte.
„Kennen deine Eltern die Abmachung?“, fragte sie über Theos Kopf hinweg.
„Sie werden rechtzeitig davon erfahren“, versicherte er ihr.
Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm zu glauben. Sie konnte nur hoffen, dass er sich diesmal fair verhielt. Denn jetzt ging es nicht um ihn oder um sie, sondern um das Glück ihres Kindes.
Auf dem Weg in die Stadt bot sich ein fantastischer Blick auf den vom Meer gefluteten Vulkankrater und die steilen Klippen ringsum. Zwei imposante weiße Kreuzfahrtschiffe lagen malerisch in dem blau glitzernden Hafen vor Anker und erregten sofort Theos Aufmerksamkeit.
„Fahren wir mit einem von den Schiffen?“, fragte er gespannt.
„Nein“, antwortete Ari lachend. „Die sind viel zu groß, um dicht an die Küste heranzufahren. Siehst du die kleinen Boote? Sie holen die Leute von den Schiffen ab und bringen sie an Land. Wir fahren mit einer Motorjacht, die uns hinbringt, wohin wir wollen. Wenn du magst, darfst du sogar das Ruder übernehmen.“
„Wirklich?“ Theo machte kugelrunde Augen.
„Ja“, bekräftigte Ari. „Ich nehme dich auf den Schoß, und dann bist du der Kapitän. Ich zeige dir, was du tun musst.“
„Hast du gehört, Mama? Ich kann Kapitän von einem Boot sein!“
„Ist es dein Boot?“, fragte Tina über den Kopf ihres Sohnes hinweg, wobei sie überlegte, welche Überraschungen Ari noch für Theo aus dem Ärmel zaubern würde.
„Es ist die Familienjacht. Sie liegt am Kai in der Stadt für uns bereit.“
Seine Familie. Seine steinreiche Familie. Was hatte sie entgegenzusetzen, wenn diese Leute es darauf anlegten, Theo für sich zu gewinnen? Er war doch genauso arglos und naiv, wie sie es gewesen war, als sie Ari
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