Julia Extra Band 356
kennengelernt hatte. Natürlich würde ihr kleiner Sohn tief beeindruckt von all dem Reichtum und Überfluss sein, und am Ende käme womöglich ein hässliches Gezerre um seine Liebe dabei heraus.
Tinas Mut sank. Ari fiel es so leicht, Theo für sich einzunehmen. Genauso leicht, wie es damals bei ihr gewesen war. Alles sprach einfach für ihn. Sogar jetzt, trotz ihrer schmerzlichen Erfahrung in der Vergangenheit, fühlte sie sich zu ihm hingezogen. Nach ihm hatte sie sich für keinen anderen Mann interessiert, nicht ein einziges Mal in all den Jahren. Während er zweifellos die freie Auswahl aus einer ganzen Reihe von schönen Frauen genossen hatte. Wie die Blondine in Dubai.
Das Leben war nicht fair. Er war ihre große Liebe gewesen, aber sie hatte ihm nichts bedeutet. Und jetzt interessierte sie ihn nur, weil sie die Mutter seines Sohnes war.
Am Straßenrand auf dem Weg zu der weißen Kirche, die sich oben auf dem Hang erhob, stand vor einem Souvenirladen neben vielen Postkartenständern die Statue eines Esels, ganz rosa und mit einem Einwurfschlitz für Briefe in der Mitte. „Liebesbriefe“ stand auf einem roten Herz über dem Schlitz zu lesen.
„Darf ich mich darauf setzen?“, bettelte Theo. „Du hast es mir schon bei dem Kamel in Dubai versprochen, aber dann hatten wir keine Zeit.“
„Aber du sitzt doch gleich auf einem echten Esel“, wehrte Tina ab, der der Bezug zu dem Wort „Liebe“ nicht behagte.“
„Der ist aber nicht rosa! Ich möchte so gern ein Foto von mir auf dem rosa Esel!“
„Dann sollten wir dem Geburtstagskind den Wunsch erfüllen“, meinte Ari, hob Theo auf die Eselstatue und blieb sicherheitshalber neben ihm stehen.
Wie die beiden sie vergnügt angrinsten, als sie das gewünschte Foto schoss, waren sie so sehr ein Bild von Vater und Sohn, dass es Tina fast das Herz zerriss.
Auf Aris Bitte hin, tauschten sie dann die Plätze, sie stellte sich neben ihren Sohn, und Ari nahm die Kamera.
„Lächeln!“, befahl er.
Sie gab ihr Möglichstes. Kaum hatte Ari das Foto gemacht, zog er sein Handy aus der Tasche und schoss gleich noch eines hinterher. Um es seinen Eltern zu zeigen, dachte Tina sofort. Das ist die Frau, die Theos Mutter ist, und das ist euer Enkel. Und ihr Interesse würde sich natürlich nur auf Theo richten, der Ari so ähnlich war … ein echter Zavros, kein Savalas.
„Du hast ein bezauberndes Lächeln, Tina“, sagte Ari, als er ihr die Kamera zurückgab und Theo von dem Esel hob.
„Lass es sein“, erwiderte sie leise.
Fragend betrachtete er einen Moment lang ihre feindselige Miene. „Was soll ich sein lassen?“
Theo kramte in einem Korb mit Spielsachen, sodass Tina kein Blatt vor den Mund nehmen musste. „Ich will keine Komplimente von dir.“
„Aber ich habe doch nur die Wahrheit gesagt.“
„Lass es sein. Es erinnerte mich nur daran, wie dumm und naiv ich damals war. Du wirst mich nicht noch einmal einwickeln, Ari.“
Er seufzte. „Hör zu, es tut mir wirklich leid, dass du damals mehr in unsere Beziehung hineininterpretiert hast, als beabsichtigt war.“
„Ach ja? Was genau hast du denn damit gemeint, als du sagtest, ich sei etwas ganz Besonderes für dich?“, entgegnete sie gekränkt.
Er sah sie so intensiv an, dass sie die Erinnerungen heiß durchzuckten. „Du warst etwas ganz Besonderes. Aber ich war zu der Zeit noch nicht zu einer dauerhaften Bindung bereit. Jetzt bin ich es. Ich will dich heiraten, Christina.“
Sie hatte das Gefühl, ihr Herz würde für einen Schlag aussetzen. Sprachlos blickte sie zu Ari auf. Nie im Leben hätte sie damit gerechnet. Theo ist der Grund, meldete sich ihre Vernunft. Ari hielt das für den besten … den einfachsten … Weg, um an Theo heranzukommen. Wer sie war und was sie wollte, war völlig unerheblich.
„Vergiss es!“, wehrte sie scharf ab. „Ich bin nicht bereit, mein Leben auf den Kopf zu stellen, nur weil es dir passt!“
„Ich könnte dafür sorgen, dass es dir auch passt“, erwiderte er sofort.
Ihre dunklen Augen funkelten spöttisch. „Und wie stellst du dir das vor?“
„Ein angenehmes Leben. Kein Gezerre um Theo. Wir ziehen ihn gemeinsam groß. All deine Wünsche werden, sofern sie vernünftig sind, Berücksichtigung finden.“
„Eine Heirat mit dir wäre mir nicht Sicherheit genug. Du kannst es mir in noch so verlockenden Farben ausmalen, Ari, ich falle nicht darauf herein.“
„Und was, wenn ich dir eine Garantie anbiete? Ich lasse einen Ehevertrag aufsetzen, der dir und
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