Julia Extra Band 358
ich jemals heiraten sollte, dann nur aus Liebe zu einem Mann, der diese Liebe erwidert. Dann werden wir uns nämlich für das ganze Leben versprechen, füreinander da zu sein.“
„Ein Versprechen fürs ganze Leben? Das kann einem niemand geben!“
In seiner Stimme klang Wut mit – und noch etwas anderes?
Ohne es zu merken, hatte Vasilii beim Sprechen ein paar Schritte auf Laura zugemacht. Jetzt blieb er verwirrt stehen. Sonst passierte es ihm nie, dass ihm eine Frau so unter die Haut ging. Und dann noch eine, die er eigentlich verabscheute.
Es traf seinen Stolz empfindlich, als er den abweisenden, beinahe angewiderten Ausdruck auf ihrem Gesicht bemerkte. Sie wich vor ihm zurück und hielt ihm sogar abwehrend die Handflächen entgegen.
Wie konnte sie es wagen, sich hier als Moralapostel aufzuführen, so als würde er sich ihr irgendwie nähern wollen? Was bildete sie sich ein?
Mit wenigen Worten hatte sie sein Ego empfindlich verletzt. Niemand wagte es, so mit ihm zu sprechen. Und es störte ihn gewaltig, dass sich Laura Westcotte abweisend und feindselig gab, weil dieses Verhalten seinen Jagdinstinkt anstachelte. Er wollte ihr liebend gern zeigen, wie schnell er ihr Feuer entfachen konnte, wenn er es nur darauf anlegte. Das würde ihr eine Lehre sein!
Er wollte sie dafür bestrafen, dass sie sein Verlangen erregte. Zu gern hätte er in diesem Moment alle Konventionen und Prinzipien über Bord geworfen, sie an sich gezogen, seine Hände in ihrem vollen Haar vergraben und sie heiß und gierig geküsst. Er stellte sich vor, wie sie dabei den Kopf in den Nacken warf, sich ihm ganz darbot …
Vasilii bemerkte erschrocken, dass sich seine Erregung deutlich bemerkbar zu machen drohte und zwang sich auf den Boden der Tatsachen zurück. „Wir haben keine Zeit zu verlieren“, sagte er nüchtern. „Meine Verhandlungen stecken in einer höchst kritischen Phase. Ich habe hier einen Arbeitsvertrag, den Sie unterschreiben müssten. Danach bekommen Sie von mir ein Protokoll der bisherigen Kontakte und Besprechungen, damit Sie auf dem letzten Stand sind und eine Vorstellung von der bisherigen Entwicklung des Projekts bekommen.“
„Ich müsste darüber hinaus auch etwas über Ihre zukünftigen Pläne erfahren“, gab Laura zu bedenken.
Sie war immer noch ziemlich erschrocken über den Ausdruck, den sie soeben in seinen Augen entdeckt hatte. War er etwa drauf und dran gewesen, sich ihr körperlich zu nähern? Was für eine absurde Vorstellung. Vermutlich war eher ihr Wunsch Vater des Gedankens, aber wünschte sie sich das überhaupt noch? Das war doch alles längst vorbei!
Sie holte tief Luft, um ihre Anspannung zu vertreiben. „Sie wissen selbst, Verhandlungen mit chinesischen Geschäftspartnern können recht knifflig werden. Eine falsch gesetzte Pause zwischen zwei Wörtern, ein falscher Blick oder ein schlecht gewählter Begriff – das alles kann einen weiter zurückwerfen, als sich das ein Westeuropäer vorstellen mag. Mir ist bewusst, dass man jemand Neuen im Team erst mal ein wenig außen vor lässt, bis er sich wirklich bewährt hat. Aber in diesem Fall …“
„Ich werde Sie persönlich einweisen und über alle Aspekte der Planung aufklären. Morgen Nachmittag, wenn wir losfliegen, um die Chinesen zu treffen.“
Laura nickte und war nicht überrascht, dass die Reise schon am nächsten Tag beginnen sollte. Sie war professionell genug, sich jetzt absolut auf ihre Aufgaben zu konzentrieren. „Welchen Teil von China steuern wir an? Ich frage nur, damit ich das Richtige packen kann.“
„Wir fliegen nicht nach China, sondern nach Montenegro. Wei Wong Zhang hat diesen Ort ausdrücklich vorgeschlagen. Er leitet die Firma, mit der gemeinsam ich moderne Containerhäfen entwickeln möchte. Seine geschäftlichen Interessen erstrecken sich noch auf den Tourismusbereich an Chinas Küste. An den offiziellen Gesprächen werden neben seiner Frau Wu Ying noch die üblichen Regierungsmitarbeiter und Übersetzer teilnehmen. Außerdem ist noch Wei Wong Zhangs Neffe Gang Li mit dabei. Gang Lis Mutter war Halbamerikanerin, er hat seine Ausbildung in Amerika absolviert. Alles deutet darauf hin, dass er einmal das Unternehmen seines Onkels übernehmen soll. Es kursiert sogar das Gerücht, er sei eigentlich Wei Wong Zhangs Sohn, obwohl das selbstverständlich niemals offen erwähnt werden darf.“
Er atmete tief durch und sah Laura prüfend an. „Der Erfolg dieser Gespräche hat Konsequenzen für mein Unternehmen, die
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