Julia Extra Band 358
Empfinden bei jeder Beliebigen zu erzeugen. Im Spiel mit Frauenherzen hatte er es zur Meisterschaft gebracht.
Diese Einsicht, in Kombination mit ihren Erfahrungen mit Jerry, hätte sie eigentlich gegen Lysander immun machen müssen, doch das Gegenteil war der Fall. Sie fühlte mit ihm und sie verstand seine Rastlosigkeit.
Ständig wechselnde Affären mochten ihm eine Möglichkeit bieten, seinem goldenen Käfig zumindest für kurze Zeit zu entfliehen.
Lysander konnte nicht schlafen. Daher versuchte er, die Zeit zu nutzen, setzte sich an den Schreibtisch und nahm sich einige wichtige Akten vor. Doch es war sinnlos, seine Konzentration war gleich null.
Er fluchte laut. Was hatte Alyssa mit ihm angestellt? Denn es war nicht das Picknick als solches, das ihn aus der Fassung gebracht hatte, sondern Alyssa selbst.
Frauen gegenüber war er der perfekte Schauspieler, und so war es ihm auch nicht schwergefallen, ihr gegenüber die Umarmung auf der Treppe als nettes Vergnügen am Rande abzutun und sich während des Ausflugs korrekt zu benehmen. Doch das alles entsprach nicht seinen wahren Empfindungen.
Die leidenschaftlichen Küsse hatten ihn an den Rand des Wahnsinns getrieben! Dennoch hatte er der Versuchung widerstanden. Sich nicht einfach zu nehmen, was er begehrte, war eine neue Strategie für ihn – schwierig durchzuhalten, dafür im höchsten Maße erregend.
Alyssas Lächeln, ihr Duft, ihre Angewohnheit, sich eine Haarsträhne um den Finger zu wickeln, wenn sie angestrengt nachdachte – all diese Eindrücke hatten sich unauslöschlich in sein Gedächtnis gegraben. Je länger er über Alyssa nachdachte, desto mehr liebenswerte Kleinigkeiten fielen ihm an ihr auf.
Er kam einfach nicht los von seinen Fantasien über Alyssa. Wie sollte er arbeiten und sich für ein besseres Rosara einsetzen, wenn ihm diese Frau den Verstand raubte?
Er musste diesem Spiel ein Ende bereiten. Und aus Erfahrung wusste er genau, was er dafür tun musste. Je früher Alyssa Dene in seinem Bett lag, desto besser für ihn.
Langsam wurde es dunkel und der Palast bereitete sich auf die Nacht vor. Ruhe kehrte ein, nur ab und an war noch das Rascheln seidener Roben oder das leise Klappern der landesüblichen Sandalen auf dem Marmorfußboden zu hören. Alyssa erhob sich von ihren Kissen, um endlich ins Bett zu gehen. Ein letztes Mal lehnte sie sich über die Balustrade, um tief die von Blütenduft erfüllte Abendluft einzuatmen.
Bis auf das leise Plätschern des Springbrunnens und das Summen und Zirpen der Insekten herrschte auch im Innenhof tiefste Stille, die jedoch plötzlich durch Hufgetrappel unterbrochen wurde. Anscheinend wurden die Pferde erst jetzt für die Nacht in die Stallungen gebracht.
Da Alyssa noch immer hellwach war, kam ihr die Idee, anstatt sich vergeblich schlafen zu legen, lieber den königlichen Marstall einmal näher anzusehen. Lautlos schlich sie sich aus ihrer Suite in den Innenhof.
In dem gegenüberliegenden Flügel brannte noch Licht. Eine Tür wurde geöffnet, und heraus trat – Lysander! Sein weißes Hemd hing offen über die Jeans, und er trug keine Schuhe. Als hätte er ihren Blick gespürt, hob er den Kopf.
„Alyssa?“, fragte er, bevor sie Zeit hatte, sich aus dem Lichtkegel in den Schatten zurückzuziehen. „Was für eine nette Überraschung! Ich habe gerade an dich gedacht. Kannst du auch nicht schlafen?“ Er lachte leise. „Ich weiß, wie es dir geht. Der Ausflug war viel zu schön, um einfach wieder zur Tageordnung überzugehen.“
Er überlegte kurz. „Warte einen Moment, mir ist etwas Großartiges eingefallen.“
7. KAPITEL
Lysander verschwand im Palast. Nach erstaunlich kurzer Zeit kehrte er in Reitkleidung zurück und schloss im Gehen die letzten Hemdknöpfe.
„Ich kann mir schon vorstellen, was dich um diese Zeit noch hinausgetrieben hat, Alyssa.“ Er lachte leise. „Diese Nacht ist zu schön, um sie zu verschlafen.“
„Ja, ich bin noch hellwach, und als ich dann die Pferde hörte, wollte ich sie mir unbedingt ansehen.“
„Da möchte ich dir etwas Besseres vorschlagen: Lass uns gemeinsam einen Ausritt bei Mondschein machen! Ich werde dir einen Ort zeigen, der die Anlage hier weit in den Schatten stellt, obwohl weitaus älter und längst nicht so groß. Man nennt die kleine Burg Palais der Königin , und die Gärten dort suchen weltweit ihresgleichen.“
„Sollten wir den Ausflug nicht lieber morgen im Hellen machen?“
Lysander wusste genau, weshalb Alyssa seinen Vorschlag
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