Julia Extra Band 358
geriet zu einem wahren Festmahl. Alyssa breitete Kuchen, Datteln, Obst und andere Delikatessen auf der Decke aus. Als Lysander jedoch zwei ferngesteuerte Modellautos aus dem Kofferraum holte, waren die Köstlichkeiten vergessen, und die beiden Männer spielten, bis es Zeit wurde, die Sachen zu packen und zurück in den Palast zu fahren.
Es dauerte dann doch noch sehr lange, bis Alyssa Feierabend hatte. Aber endlich war es so weit, Ra’id schlief, die zweite Nanny hatte den Dienst übernommen, und Alyssa standen die kommenden sechsunddreißig Stunden zur eigenen Verfügung.
Selten hatte sie sich so auf ihre Freizeit gefreut. Sie ging sofort in ihre Suite, die mehr als doppelt so groß war wie ihre Wohnung in London und natürlich ungleich schöner. Die Räume waren hoch, die Wände hell verputzt, und durch die großen offenen Fenster wehte der Duft exotischer Blumen.
Alyssa zündete Kerzen an, genoss den ungewohnten Luxus und versuchte, sich zu entspannen. So müde sie auch war, es wollte ihr nicht gelingen, denn sie war viel zu aufgekratzt. Unaufhörlich kreisten ihre Gedanken um Lysander.
Heute hatte sie eine neue Seite an ihm entdeckt, eine, die im krassen Widerspruch zu seinem Image als Playboy stand. Bildete sie sich zu viel ein, wenn sie diese Entwicklung ihrem Einfluss zuschrieb? Vermutlich. Wahrscheinlich war Lysander durch Ra’id einfach zu abgelenkt gewesen, um mit ihr zu flirten. Auf alle Fälle war es ein schöner Ausflug gewesen, zu dritt hatten sie gespielt und gelacht, und die Stunden waren nur so dahingeflogen.
Aber wie lange würde diese kameradschaftliche Atmosphäre anhalten? Lysander hatte ihr das Versprechen, sie wie eine geschätzte Mitarbeiterin zu behandeln, nur für diesen einen Tag gegeben. Und auch sie musste immer wieder sehnsuchtsvoll an seine leidenschaftlichen Küsse denken …
Was würde der morgige Tag wohl bringen, was würde die Oberhand gewinnen, gegenseitiger Respekt oder sinnliches Verlangen? Alyssa seufzte, stellte den Wecker und ging ins Bett. Doch sie fand keine Ruhe.
Schließlich stand sie wieder auf und ließ sich ein Bad ein. Unschlüssig betrachtete sie die Kristallflakons mit Badezusätzen, die neben der Wanne zur Auswahl standen. Schließlich entschied sich für ein Öl aus verschiedenen Rosensorten, das in Rosara ausschließlich für den Gebrauch bei Hofe hergestellt wurde.
Nachdem sie in eine dünne Sommerjeans und eine luftige Bluse geschlüpft war, öffnete sie den Kühlschrank. Sie gab Eiswürfel in ein Glas, füllte es mit frisch gepresstem Orangensaft auf und ging damit auf den Balkon, um die Abendstimmung zu genießen. Aus den üppigen Kissen schuf sie sich unter den Ranken des Jasmins einen bequemen Sitzplatz mit freier Sicht in den Innenhof.
Wenn sie doch nur einen Blick auf Lysander erhaschen könnte! Wie sehr sie sich wünschte, dass er sich ihr gegenüber immer so wie an diesem Nachmittag benehmen würde! Doch das war wahrscheinlich vergeblich, denn bestimmt hatte Lysander lediglich aus taktischen Gründen den verständnisvollen Partner gespielt. In Wirklichkeit war er nichts anderes als ein mit allen Wassern gewaschener Frauenheld, vor dessen Tricks sie sich in Acht nehmen musste. Doch träumen und sich das Glück ausmalen, in seinen Armen zu liegen, das durfte sie.
Alyssa seufzte. Schon allein sein Aussehen machte Lysander zum unwiderstehlichen Herzensbrecher. Wenn sie nur an sein Lächeln heute Nachmittag dachte! So entspannt und aufgeräumt hatte sie ihn noch nie erlebt. Besonders, als er Ra’id zeigte, wie man mit einem Smartphone fotografierte, hatte er glücklicher gewirkt als auf all den Pressebildern, auf denen er seine jeweils neueste Eroberung präsentierte.
Ob er sich nun, da er wieder zurück in seiner Heimat war, wirklich ändern würde, war ungewiss. Auch bei Hofe wurde gemunkelt, dass die Frau, die Prinz Lysander auf Dauer zu fesseln vermochte, erst noch geboren werden musste. Aber das sollte sie alles nicht berühren, solange Lysander nicht ausgerechnet sie selbst zum Objekt seiner Begierde machte – wenn sie sich insgeheim auch nichts sehnlicher wünschte.
Einem Mann mit dem Aussehen und dem Charisma von Lysander war Alyssa noch nie begegnet. Egal, welche charakterlichen Mängel er auch besitzen mochte, er blieb stets der Gentleman.
Lysander gab ihr das Gefühl, eine ganz besondere Frau zu sein – doch darauf brauchte sie sich nichts einzubilden. Es lag nicht an ihrer Persönlichkeit, sondern an seiner Gabe, dieses
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