Julia Extra Band 358
Herzen gegeben, sondern einen Teil ihres Herzens verschenkt.
Plötzlich überwältigten sie die Emotionen und schnürten ihr die Kehle zu. Daniel zu verlassen würde ihr so schwerfallen wie kaum etwas zuvor. Wie sollte sie ihm sagen, dass sie ging, wenn sie es nicht mit dem Eingeständnis beschönigen konnte, dass sie es gar nicht wollte? Er würde ihr fehlen. Aber sie war auch vorher schon allein gewesen und würde es wieder schaffen. Sie hatte keine andere Wahl, denn jener Traum würde wahr werden, während dieser hier niemals in Erfüllung gehen konnte.
Eins musste er Jo lassen. Ihn aus dem Schlaf zu reißen war eine clevere Idee. Er fühlte sich so gut wie seit Langem nicht mehr.
Wie gut es zwischen ihnen lief, zeigte sich in ihrer dritten gemeinsamen Nacht. Als er aus seinem Albtraum schreckte, sah Jo ihn voller Angst an – Angst um ihn . Ihre zärtliche Berührung tröstete ihn. Doch als er feststellte, dass er ihre Arme umklammerte, war er entsetzt. Er musste so schnell wie möglich auf Abstand gehen, denn er wollte ihr auf keinen Fall wehtun.
Bevor er ging, fragte sie leise: „Was hast du damit gemeint?“
Wie erstarrt blieb er auf der Schwelle stehen. „Womit?“
„Du hast immer etwas von einigen Zentimetern gemurmelt.“
Ohne zu antworten, verließ er ihre Wohnung. Aber trotz seines guten Vorsatzes klingelte er nach dem Dienst wieder bei ihr. Entschlossen, ihr zu zeigen, wie sehr er sie brauchte, presste er verlangend die Lippen auf ihre und zog sie ins Schlafzimmer. Ein achtstündiges Koma später, und er konnte ihr zeigen, was in ihm steckte. Leider bedeutete es auch noch etwas anderes.
Aber falls er ihr Bett wieder verlassen musste, würde er ihr einen unvergesslichen Nachmittag bereiten.
Als Daniel nun an einem Baum im Central Park lehnte und das Fotoshooting beobachtete, fühlte er sich wie in einer fremden Welt. Jo hingegen schien ganz und gar in ihrem Element zu sein und sprühte nur so vor Energie. Offenbar liebte sie ihren Job.
„So, das war’s für heute, Leute!“
Während die Models und Assistentinnen aufatmeten, deutete der Fotograf auf Jo und wedelte dabei mit der Hand. „Her damit, Süße. Ich möchte wissen, was du für schreckliche Schnappschüsse von mir ins Netz stellst …“
„Von jemandem, der so fotogen ist wie du?“, spottete sie, während sie ihm die kleine Digitalkamera aushändigte.
Er sah sich die Bilder an. „Das auf keinen Fall. Und das auch nicht … Und wenn ich alles gelöscht habe, was mir nicht gefällt, können wir uns über deinen neuen Freund unterhalten.“
„Über welchen neuen Freund?“
„Den Typen, der in den letzten fünfzehn Minuten jede deiner Bewegungen verfolgt hat.“ Nachdem sie Daniel bemerkt und dem Mann vom Sicherheitsdienst bedeutet hatte, ihn durchzulassen, fügte der Fotograf hinzu: „Offenbar arbeitet er nicht in der Modebranche …“
„Nein“, erwiderte sie. „Er ist …“
„Sag nichts. Ich lasse lieber meiner Fantasie freien Lauf.“
Nun kam Daniel zu ihr. „Hallo, Baby.“
„Hallo, Schöner“, begrüßte der Fotograf ihn grinsend.
Jo biss sich auf die Lippe und unterdrückte ein Lachen. „Christophe Devereaux. Daniel Brannigan. Danny, das ist Chris.“
„Das erklärt, warum du heute den ganzen Vormittag so gestrahlt hast“, bemerkte der Mann, während er Daniel musterte. „Wie lange seid ihr schon zusammen? Ehrlich, Schätzchen, diese Klamotten …“
„Stehen ihm gut, findest du nicht?“
„Wenn man auf Arbeiterkluft steht. Aber stell ihn dir mal in Armani, Gucci oder …“
„Vergessen Sie’s“, warf Daniel ein, der es hasste, wenn man über ihn redete, als wäre er nicht da.
„Markennamen bedeuten ihm nichts“, fühlte Jo sich verpflichtet zu erklären.
Aber er war niemandem Rechenschaft schuldig, schon gar nicht einem Typen, der offenbar zu viel Zeit vor dem Spiegel verbrachte.
Christophe blinzelte irritiert. „Wie erfrischend!“
Da Jo diesen daraufhin beinah liebevoll anlächelte, verkniff Daniel sich ein triumphierendes Grinsen. Diese Welt war ihm völlig fremd.
„Bist du fertig?“, fragte er.
„Ja.“ Jo küsste den Fotografen auf die Wangen. „Danke, dass ich heute dabei sein durfte.“
„Wir sind quitt, denn dein Blog ist eine tolle Publicity für mich.“ Beinah überheblich blickte er Daniel an. „Passen Sie gut auf sie auf, sonst bekommen Sie Ärger mit mir.“
Ohne eine Miene zu verziehen, nahm Daniel Jos Hand. „Komm.“
Als sie den Park durchquerten, fragte
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