Julia Extra Band 358
gutem Grund.“ Aus den Augenwinkeln schaute er sie an. „Hat keiner von den anderen je erwähnt, dass ich fast der erste Brannigan gewesen wäre, der auf der falschen Seite des Gesetzes gestanden hätte?“ Dann erhob er sich und zog sie hoch. „Was möchtest du jetzt machen?“
„Ich würde gern wissen, was du damals für Probleme hattest.“
„Damit du mich womöglich mit anderen Augen siehst?“ Er runzelte die Stirn, als sie zu einer Reihe von Buden schlenderten. Es kam der Wahrheit näher, als er sich eingestehen wollte. Da er sich aber nicht sicher war, dass er den Grund dafür wissen wollte, ließ er es damit auf sich beruhen.
„ Dafür sollte ich dich bestrafen“, konterte Jo. Als er sich wieder zu ihr umwandte, sah sie sich um. Dann begannen ihre Augen zu funkeln. „Marines können gut schießen, stimmt’s?“
Eine Stunde später fragte sich Daniel, warum er das riesige Plüschkaninchen durch den Park tragen musste. Er hielt es an den langen Ohren hoch und betrachtete es voller Abscheu. „Es schielt.“
„Es sind gerade unsere Schönheitsfehler, die uns einzigartig machen“, konterte Jo.
Während er sie betrachtete, fragte er sich, warum es so lange gedauert hatte, bis er gemerkt hatte, was direkt vor ihm war. Hätte es einen Unterschied gemacht, wenn sie eher zusammengekommen wären? Würde sein Leben so aussehen wie vorher, wenn ihre Zeit miteinander vorbei war?
„Der ist neu“, sagte sie leise.
„Was?“
„Der Ausdruck in deinen Augen …“
Bevor er sie mit einem Kuss ablenken konnte, klingelte ihr Handy.
„Geh nicht ran.“
„Ich muss.“ Und während des Gesprächs verwandelte sie sich wieder in die andere, emotionslose Jo.
Nachdem sie es beendet hatte, hielt er ihr das Kaninchen entgegen. „Ich trage dieses Viech nicht in der U-Bahn.“
„Ein Gentleman würde es tun.“
„Schade, dass du mit mir zusammen bist, nicht?“
Jo hielt ihn nicht davon ab, sie zu begleiten. Aber sie hätte es getan, wenn sie geahnt hätte, was er vorhatte. Es war höchste Zeit, dass er sich Jack einmal vornahm.
11. KAPITEL
Beim Shoppen sollte man aufgeschlossen sein. Man bekommt nicht immer, was man möchte, aber mit etwas Geduld entdeckt man vielleicht genau das, was man braucht.
„Er sollte jetzt erst einmal etwas essen“, erklärte Jo, nachdem sie Jack kurz nach Einbruch der Dunkelheit in seine Wohnung gebracht hatten.
Daniel nickte. „Du kannst in dem Laden auf der anderen Straßenseite einkaufen. Ich kümmere mich solange um ihn.“ Als sie zögerte, fügte er energisch hinzu: „Ich habe hier alles im Griff.“
Jo nahm ihre Handtasche. Mit lebenslangen Gewohnheiten zu brechen, um Hilfe anzunehmen, entsprang vermutlich dem Bedürfnis nach etwas Freiraum, wie sie sich eingestehen musste. Es war ein wunderschöner Nachmittag gewesen, und so gern sie ihn trotz der Unterbrechung immer wiederholt hätte, sie konnte keine Erinnerungen sammeln und musste es Daniel endlich sagen. Nur warum fiel es ihr so verdammt schwer, die richtigen Worte zu finden?
Auf halbem Weg zum Laden fiel ihr ein, dass sie gar nicht im Kühlschrank nachgesehen hatte, was sie einkaufen musste. Als sie in die Wohnung zurückkehrte, hörte sie Daniel gerade sagen: „Wir sollten uns unterhalten.“
Jo erstarrte auf der Schwelle. Was hatte er vor?
„Es interessiert Sie vielleicht nicht, welche Folgen Ihr Verhalten für Ihre Tochter hat, aber mich schon. Wenn Sie ihr Kummer machen, verfolge ich Sie rund um die Uhr. Ist das klar?“
Sie wollte gerade zu ihm gehen, als Jack erwiderte: „Ich liebe meine Jo.“
„Haben Sie sie auch geliebt, als sie Ihretwegen obdachlos geworden ist?“, fragte Daniel schonungslos. „Es hätte böse enden können. Jemand, den sie kannte, ist dabei ums Leben gekommen. Hat sie Ihnen das erzählt?“
„Nein.“
„Natürlich. Weil sie alles mit sich ausmacht. Wenn sie wüsste, dass ich gerade mit Ihnen rede, würde sie mir den Kopf abreißen.“
Das stimmte. Oder zumindest wäre sie wütend auf ihn, weil er sich einmischte. Stattdessen blieb sie wie erstarrt stehen. Sogar das Atmen fiel ihr schwer.
„Sie ist wie ihre Mom“, sagte Jack.
„Es tut mir wirklich leid, dass Sie Ihre Frau verloren haben“, erklärte Daniel ernst. „Aber meinen Sie, Ihre Frau wäre glücklich darüber, dass Jo an jenem Tag beide Eltern verloren hat?“
Jo war verblüfft. Woher wusste er das?
„Wenn Sie ihr Andenken in Ehren halten wollen, ist das hier nicht der richtige Weg“, fuhr er rau
Weitere Kostenlose Bücher