Julia Extra Band 358

Lauras Seite auftauchte und ihre Hand an seine Lippen führte. Dann küsste er seine Braut, als würde er sie nach langer Zeit zum ersten Mal wieder in den Armen halten.
    „Das war ein wunderschöner Tag“, seufzte Laura.
    „Aber trotzdem bist du traurig, weil die Menschen fehlen, die uns am wichtigsten sind?“, las er ihre Gedanken.
    „Ja, unsere Eltern“, bestätigte sie leise und lächelte schwach.
    „Sie sind hier, Liebste. Da bin ich mir ganz sicher. Sie sind hier bei uns und freuen sich mit uns über unser Glück. Auch wenn wir sie nicht sehen können. Die Liebe ist eine unheimlich starke Kraft. Und nach allem, was wir beide durchgemacht haben, ist mir eines klar geworden: Die Liebe unserer Eltern lebt in uns und um uns herum. Sie ist nicht mit ihnen gestorben, sondern sie umgibt uns die ganze Zeit. Für den Rest unseres Lebens. Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel.“
    „Ja“, stimmte Laura zu. „Wahrscheinlich hast du recht.“
    Der Blick, den sie ihm schenkte, ließ Vasiliis Knie weich werden. Wie sehr er diese Frau liebte! Sie hatte ihn ins Leben zurückgeholt, als es keine Hoffnung mehr für ihn zu geben schien. Und er würde sein ganzes Leben lang versuchen, ihr in dieser einzigartigen Hingabe gerecht zu werden.
    „Wenn du mich noch länger so intensiv anschaust, werden wir es nicht mehr zu unserem eigenen Empfang schaffen“, warnte sie ihn lachend. „Was für ein Skandal! Der Bräutigam macht sich über die Braut her, um ihr seine Liebe zu beweisen, während die Gäste allein bei Sekt und Häppchen im Garten herumsitzen.“
    „Du hast mein Leben verändert, Laura“, raunte Vasilii. „Du hast es völlig auf den Kopf gestellt und aus all den Qualen und Ängsten etwas unfassbar Gutes gemacht. Du hast mir gezeigt, was echte Liebe ist. Und ich will den Rest meines Lebens damit verbringen, dir zu zeigen, was du mir bedeutest.“
    Sie merkte kaum, wie stark sie zitterte. Seine Worte markierten den Beginn eines ganz neuen Lebens für sie. Freude und Liebe und die Sehnsucht nacheinander bestimmten ihr Gefühlsleben. Selbst in ihren kühnsten Vorstellungen hätte sie kein vollkommeneres Bild von ihrer eigenen und ihrer gemeinsamen Zukunft malen können.
    Die Kirchenglocken ertönten in der Ferne, und die Hochzeitsgäste warteten auf das frisch getraute Paar. Der offizielle Teil des Tages stand bevor. Es war der erste Tag vom Rest ihres Lebens, den sie in Liebe miteinander verbringen würden. Bis zum Ende …
    „Ich liebe dich“, flüsterte Laura, als Vasilii sie zu der weißen Limousine führte, die sie zum Empfang bringen sollte.
    „Und ich liebe dich. Mehr als alles andere auf der Welt.“ Lächelnd gab er ihr einen zärtlichen Kuss auf die Lippen.
    – ENDE –



Heiße Nächte, süße Folgen

PROLOG
    Zephyr Nikos sah über den Hafen von Seattle und dachte an die Zeit zurück, als er und Neo Stamos vor mehr als zehn Jahren hier angekommen waren. Damals war alles anders gewesen. Zephyrs gesamter Besitz hatte in einen zerschlissenen Seesack gepasst. Den Sack hatte er noch immer, er lag gut verstaut in dem großen begehbaren Schrank mit den unzähligen Maßanzügen und der teuren Designermode – als Erinnerung, woher er gekommen war und wohin er nie wieder zurückkehren wollte. Neo und er waren sich sicher gewesen, dass hier ein neues Leben für sie beginnen würde. Ein Leben, das nichts mit dem zu tun hatte, das sie in Athen geführt hatten.
    Sie hatten recht behalten. Die beiden griechischen Straßenjungs hatten ein Multimilliarden-Dollar-Imperium aufgebaut. Heute dinierten sie in den teuersten Restaurants, flogen in Privatjets und verkehrten mit den reichsten Leuten der Welt. Sie hatten ihren Traum verwirklicht.
    Und jetzt hatte Neo sich verliebt und heiratete demnächst.
    Auch wenn Zephyr als der Lockerere und Zugänglichere galt … ihn überraschte es nicht, dass Neo sein privates Glück eher gefunden hatte als er selbst. Zephyr glaubte nicht daran, dass ihm so etwas passieren würde. Sicher, eines Tages würde er vermutlich heiraten, aber das würde wohl eher eine geschäftliche Transaktion werden. Genau wie seine Existenz einem Geschäft zu verdanken war.
    Früh hatte er gemerkt, dass ein Lächeln eine wirkungsvolle Maske sein konnte, doch sein Herz war schon vor langer Zeit zu Stein geworden. Ein Geheimnis, das er sicher bewahrte, zusammen mit anderen Schatten seiner Vergangenheit.
    Selbst Neo kannte die Wahrheit nicht, sondern glaubte, Zephyr hätte eine ähnliche Kindheit