Julia Extra Band 358
zu ändern war.
Seine Behauptung beim Dinner, dass sie keine besondere Frau sei, stand in krassem Gegensatz zu der Art, wie er sie liebte. Und so wundervoll die körperliche Vereinigung auch war, klang für Piper ein seltsam dissonanter Ton beim Liebesspiel mit. Sie schlief mit brennenden Tränen hinter den Lidern ein und wünschte, sie hätte ihre wahren Gefühle nie erkannt und Zephyr hätte seine verschwiegen.
Auch als Piper am nächsten Morgen aufwachte, war da dieser geisterhafte Misston. Wie immer fühlte sie sich sicher und geborgen in Zephyrs Umarmung, gleichzeitig jedoch versetzte das neue Wissen ihrer Stimmung einen erheblichen Dämpfer. Sie wusste nun mit Sicherheit, dass Zephyr sie nicht liebte, sie wahrscheinlich nie lieben würde und ihre intime Beziehung irgendwann abbrechen würde.
Sie hatte nicht vorgehabt, sich zu verlieben, es war einfach geschehen. Allerdings wusste sie auch nicht, wie sie es hätte aufhalten sollen. Zephyr war alles, was sie sich von einem Freund und Lover wünschte. Sie hatten nicht nur viele gemeinsame Interessen, er achtete auch auf sie. Er hatte ihr dabei geholfen, ihr Geschäft aufzubauen, hatte sie weiterempfohlen. Hatte sie sogar einmal versorgt, als sie mit einer Grippe im Bett lag. Und jetzt hatte er alles darangesetzt, um diesen Kurzurlaub zu ermöglichen.
Er behandelte sie wie eine Königin. Piper kuschelte sich an ihn, ein angenehmer Schauer rann ihr über den Rücken, als er im Schlaf sein Bein über ihren Schenkel schob. Und er liebte sie wie der weltbeste Gigolo.
Sie grinste, als sie sich vorstellte, was er zu einem solchen Vergleich sagen würde. Beleidigt wäre er wohl nicht, eher würde der arrogante Tycoon sich geschmeichelt fühlen. Er war stolz auf seine Virilität. Wäre er der Liebe gegenüber genauso offen wie gegenüber dem Sex, würde sie nicht so in der Klemme stecken.
Als sie Zephyr Nikos zuerst kennenlernte, hatte sie ihn für einen lässig-charmanten Geschäftsmann gehalten, doch die Zusammenarbeit mit ihm hatte sie schnell eines Besseren belehrt. Der Mann war schlichtweg brillant. Er war reich, er war mächtig … und ehrlich gesagt hatte sie keine Ahnung, weshalb er sich überhaupt mit ihr abgab, mit einer geschiedenen Frau, die sich bemühte, ein Inneneinrichtungsstudio aufzubauen. Sie spielte weit abgeschlagen von seiner Liga.
Eigentlich war es unvermeidlich gewesen, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Dass sie eine sexuelle Beziehung mit ihm eingegangen war, nicht. Sie hatte geglaubt, sie könne damit umgehen. Nun, sie hatte sich getäuscht. Nein, sie hatte wirklich kein gutes Händchen bei der Wahl ihrer Männer. Erst Art, den sie fälschlicherweise für die Quelle der Solidität gehalten hatte, und jetzt der scheinbar so offene Zephyr, der hinter seiner charmanten Fassade verschlossener war als jeder andere, den sie kannte.
Nur in einer bestimmten Situation verlor er die Kontrolle – wenn sie miteinander schliefen. Vermutlich hatte er deswegen beim ersten Mal so verblüfft, ja regelrecht schockiert ausgesehen. Sein wirres Haar und seine schweißglänzende Haut hatten sie so angetörnt, dass sie gleich die zweite Runde eingeläutet hatte. Am nächsten Morgen war sie allerdings allein aufgewacht und als sie sich das nächste Mal trafen, wurde das Geschehene mit keinem Wort erwähnt. Erst gegen Ende des gemeinsamen Projekts suchte sich die sexuelle Spannung zwischen ihnen in einer zweiten wilden Nacht ein Ventil.
Rückblickend konnte Piper sagen, dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits angefangen hatte, sich in den milliardenschweren Tycoon zu verlieben, ganz gleich, wie oft sie sich gesagt hatte, dass es nur Sex mit einem Freund war. Sie hatte eine Seite an Zephyr Nikos zu sehen bekommen, die er sonst niemandem zeigte. Es hatte sie fasziniert und gefesselt.
Vor allem, nachdem er ihr gegenüber zugab, dass es für ihn mit anderen Frauen nicht so war. Aufgrund dieser windigen Aussage hatte Piper emotionelle Bindungen aufgebaut und sich gleichzeitig selbst belogen – sie hatte ignoriert, was in ihrem Herzen vor sich ging.
Aber war die Aussage denn wirklich windig?
Trotz seiner Worte gestern wusste sie, dass sie etwas Besonderes für ihn war. Schon allein, weil sie Freunde waren, und davon hatte er nicht viele. Die körperliche Beziehung zwischen ihnen hielt bereits länger als jede andere, die Zephyr gehabt hatte. Und Piper wusste, wie sie eine Seite an ihm hervorlocken konnte, die sonst niemand zu sehen bekam. Zählte man hinzu, dass
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