Julia Extra Band 358
angesehener Olivenfarmer aus einer ehrenwerten Familie war, der Glück mit seinen Investitionen hatte. Er und seine Frau führten ein luxuriöses Leben, zu luxuriös, als dass die Erträge der Olivenhaine es hätten finanzieren können. Und ja, er hat tatsächlich investiert – in einen Stall voller Frauen, wie er es nannte. Er behandelte sie gut … wie man wertvolle Pferde behandelt. Er kümmerte sich um alles Nötige, um sie dann zu den Kunden zu schicken. Er selbst hat ihre Dienste ebenfalls genutzt. Meine Mutter war seine Lieblingsfrau. Er war der einzige Mann, der ohne Kondom mit ihr schlafen durfte.“
„Und sie hat weiter für ihn arbeiten müssen, selbst nachdem sie seinen Sohn geboren hatte?“
„Er hat mich erst als Sohn anerkannt, als ich schon älter war. Als klar wurde, dass seine Ehefrau ihm keinen Erben für die Olivenhaine schenken würde, kam er zum Heim, um mich zu holen. Er war der festen Ansicht, ich müsste ihm dankbar sein, dass er mich ‚adoptieren‘ wollte.“
„Was für ein unmoralischer, egoistischer Widerling.“ Ihr tat das Herz weh bei dem Gedanken an den Jungen, der er gewesen war.
„So sah ich es auch. Ich hatte nicht vor, den dankbaren Sohn für einen Mann zu spielen, der meine Mutter als Ware betrachtet und mich jahrelang in einem Waisenhaus gelassen hatte.“
„Also sind du und Neo zusammen weggelaufen“, vermutete sie richtig.
„Ja. Um uns ein Leben aufzubauen, das nichts mit dem zu tun hatte, in das wir hineingeboren worden waren.“
„Das habt ihr definitiv geschafft. Bewundernswert.“ Trotzdem wollte sie wissen, warum er so angespannt war. „Es gibt doch einen Grund, warum du ausgerechnet jetzt deinen Vater aufbringst, oder?“
„Richtig.“ Mit einem schweren Seufzer wandte er das Gesicht ab. „Sobald ich die Möglichkeit hatte, stellte ich sicher, dass die Wahrheit über seine ‚Investitionen‘ öffentlich wurde.“
Ah, jetzt verstand sie. „Du meinst, deine skrupellose Seite hat sich gezeigt.“
„Ja.“
„Kam er hinter Gitter?“
„Nein. Er hatte genug Geld, um sich aus der Affäre freizukaufen. Nur seine Ehefrau konnte er mit seinem Geld nicht halten. Sie ließ sich scheiden. Ironie des Schicksals … heute ist er mit einer seiner Prostituierten verheiratet und hat zwei Töchter mit ihr.“ Abrupt brach er ab, Panik huschte über seine Miene. „Wir werden sie nicht zur Hochzeit einladen. Die Mädchen sind zu jung, sie wissen nichts von mir. Und ich habe nicht vor, diesen Zuhälter jemals als meinen Vater anzuerkennen.“
Piper erschauerte. „Keine Sorge, das würde mir im Traum nicht einfallen.“
Die Erleichterung war ihm deutlich anzusehen. „Also?“
„Also was?“
Er musterte ihr Gesicht, als könnte er nicht einschätzen, was hinter ihrer Stirn vorging.
„Ich bin skrupellos.“ Er ließ es klingen, als sei das eine Neuigkeit.
„Es ist schon ein wenig verstörend.“ Sie konnte die Chance nicht ungenutzt lassen, ihn zu necken.
„Verstörend genug, um die Heirat mit mir noch einmal zu überdenken?“
Sie weigerte sich, das Ganze von der ernsten Warte her zu sehen. „Hängt davon ab.“
„Wovon?“
„Ob es da noch mehr Leute gibt, von denen ich deiner Meinung nach die Wahrheit wissen muss.“ Sie klimperte übertrieben mit den Wimpern, um klarzumachen, dass sie scherzte.
Doch Zephyr blieb todernst. „Nein.“
„Das sollte ein Witz sein.“ Offensichtlich musste sie es ihm unmissverständlich erklären. „Nichts von dem, was du mir erzählt hast, ändert etwas an meinen Gefühlen für dich.“
„Du glaubst also nicht, dass ich wie mein Vater bin?“
„Was?“ Sie packte ihn bei den Schultern. „Wie kannst du so etwas nur fragen? Du hast absolut nichts mit diesem Ausbeuter gemein. Und deine Skrupellosigkeit … Du bist skrupellos ehrlich, das kann manchmal schwer zu ertragen sein. Doch du bist kein Mann, der Schwächen und Notlagen anderer ausnutzt, um sein luxuriöses Leben zu finanzieren.“
„Mir ging es nie darum, ihn zu bestrafen. Ich wollte nur, dass die Welt endlich erkennt, was er in Wirklichkeit ist. Er hat unzählige Leben zerstört. Meine Mutter wollte mich nicht aufgeben, das hatte ich schon als kleiner Junge begriffen. Aber sie hatte keine Wahl.“
„Sie wollte nicht, dass du in einem Bordell aufwächst. Also wählte sie das kleinere von zwei Übeln und zahlt seither den Preis dafür.“
Er schaute sie an, als wäre ihm eine Erleuchtung gekommen. „Ich glaube, du hast recht.“
„Das ist
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