Julia Extra Band 359
Augen besonders betonte. Die Knie wurden ihr weich. Als dieser Mensch sich auch noch ihr Handgepäck unter den Arm klemmte und sich in Bewegung setzte, erwachten ihre Lebensgeister wieder.
„Sergej!“ Sie zögerte den Bruchteil einer Sekunde, dann sprintete sie ihm hinterher.
„Sergej! Warte!“ Sie musste sich nicht beeilen. Die Angst, ihn zu verlieren, war unbegründet, er überragte alle anderen um Haupteslänge.
„Bleib stehen! Stopp!“, schrie sie. Es war ihr egal, was die Leute von ihr dachten. Er ist mir nachgereist! Sie war mit ihren Gedanken beschäftigt, bemerkte nicht, dass Sergej ihrem Befehl folgte, und rannte in ihn hinein.
Er ließ das Gepäck fallen und stemmte die Hände in die Hüften. Der Blick, mit dem er sie ansah, ließ sie erschreckt zurückweichen.
„Schön, dass zur Abwechslung mal du mir nachlaufen musst“, stieß er hervor. „Wie fühlt sich das an, Clementine?“
„Ich …“ Ihr fehlten die Worte, sie fasste es immer noch nicht, dass er leibhaftig vor ihr stand. „Wie kommst du denn hierher?“ Eine völlig banale Frage, aber etwas Intelligenteres wollte ihr im Moment nicht einfallen.
Er machte eine wegwerfende Handbewegung, die so typisch für ihn war. Als könnten praktische Überlegungen, mit denen sich normale Sterbliche herumschlagen mussten, ihn überhaupt nicht berühren. Sergej, Herrscher in einer Welt, die sich nur um ihn drehte. Sergej, den sie so sehr liebte.
„Du bist wie ein Wildpferd, kisa . Immer auf der Flucht! Seit dem Tag, an dem ich dich das erste Mal gesehen habe, muss ich dir nachlaufen. Warum sollte es jetzt auch anders werden?“
Er klang bemüht ruhig, aber ein Blick in seine Augen verriet ihr seine innere Erregung.
„Ich bin doch nicht auf der Flucht! Ich bin einfach nur nach Hause gefahren. Der Urlaub ist vorbei, ich habe es kapiert. Die Reise nach Paris war dein Abschiedsgeschenk.“ Ihre Stimme brach. „Die Zeit mit dir war die schönste meines Lebens … und du hast alles kaputtgemacht.“
Sie sah, wie er erstarrte und alle Farbe aus seinem Gesicht wich, und ein Gefühl tiefer Genugtuung erfüllte sie. Endlich weiß er, wie mir zumute ist, wie sehr es mich schmerzt, dachte sie. Doch dann überwältigte sie unendliche Traurigkeit.
„Das tut mir leid, Clementine. Das war nicht meine Absicht. Ich wollte dir nie wehtun.“
Hast du aber! Sogar ihr Körper begann zu rebellieren. Das Herz schlug ihr bis zum Hals hinauf, und ihre Beine schienen sie nicht mehr tragen zu wollen. „Such dir einfach eine andere, Sergej“, stieß sie hervor. „In New York gibt es garantiert Dutzende von Frauen, die nur darauf warten, dass du mit den Fingern schnippst.“
Er streckte unvermittelt eine Hand nach ihr aus, und erst jetzt nahm sie seinen gequälten Gesichtsausdruck wahr, aber sie sah noch etwas. In seinem Blick lag unglaubliche Zärtlichkeit.
„Wie kommst du auf diese absurde Idee, Clementine? Habe ich anderen Frauen auch nur einen einzigen Blick gegönnt, seit du bei mir bist?“
Es kam ihr vor, als wollte ihr das Herz in der Brust zerspringen. Wenn ich ihm nur glauben könnte, dachte sie, wusste jedoch, dass es zu schön war, um wahr zu sein, und schüttelte seine Hand ab. „Dein Ruf kommt nicht von ungefähr. Meinst du, ich bin blind und taub? Ich habe oft genug gehört, mit was für Frauen du dich normalerweise umgibst.“
„Aber mit dir … das ist doch etwas völlig anderes!“
„Wir hatten Sex miteinander. Darauf beschränkt sich unsere Beziehung, hast du nicht genau das in Paris zu mir gesagt? Was glaubst du, wie ich mich dabei fühle? Wie soll ich damit umgehen? Ich bin nicht so wie du. Ich kann das nicht!“
„Das weiß ich inzwischen.“
Sie schüttelte den Kopf, denn sie verstand ihn nicht. „Ich komme nicht mit dir zurück nach New York. Es ist vorbei.“
„Nein.“ Das war keine flehentliche Bitte – es war eine Feststellung.
Wie kann er einfach Nein sagen? Wut erfasste sie und beflügelte sie. „Geld ist nicht alles, Sergej. So unwiderstehlich bist du nun auch wieder nicht.“ Inzwischen wollte sie, dass er wusste, wie sehr er sie verletzt hatte – und sie wollte es ihm heimzahlen. Er sollte selbst einmal spüren, wie weh es tat, abgewiesen zu werden.
„Weißt du, Männer wie dich kenne ich zur Genüge. Es ist gerade mal ein Jahr her, da meinte ein anderer Typ, der ebenfalls nicht wusste, wohin mit seinem Geld, er könnte alles kaufen. Wir gingen ein paar Wochen miteinander aus. Er schenkte mir Kleider und
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