Julia Extra Band 359
in Kenntnis setzen sollen. Aber Flora hatte nichts verraten.
„Ich hielt es nicht für wichtig“, entgegnete Matthew in demselben gelangweilten Ton, den er auch im letzten Jahr ihrer Ehe so oft angeschlagen hatte.
Neben ihm ließ Alyssa ihren Kaugummi platzen und lächelte.
Während sie Matthew musterte, fragte Rachel sich, weshalb sie sich so sehr bemüht hatte, ihre Ehe zu retten. War es schon immer so offensichtlich gewesen, wie wenig sie beide gemeinsam hatten? Hatte sie Matthew wirklich geliebt, oder hatte sie nur jemanden heiraten wollen, der das genaue Gegenteil ihres verantwortungslosen Vaters darstellte?
Ja, sie war auf Nummer sicher gegangen, und ihre eigene Dummheit konnte sie Matthew kaum vorwerfen.
„Nicht wichtig?“ Rachel hob ihre Stimme.
Unangenehm berührt schaute er zur Tür. Sie warteten darauf, dass die Maklerin mit den Unterlagen zurückkam, um den Verkauf zum Abschluss zu bringen. Alyssa hatte keine eigene Maklerin, sondern hatte ebenfalls Flora beauftragt. Nach Rachels Ansicht war dies eindeutig ein Interessenskonflikt.
„Ich wäre ganz bestimmt nicht damit einverstanden gewesen, den Preis um zehntausend Dollar zu senken, dann auch noch auf die Kücheneinrichtung zu verzichten und alle Vertragskosten zu übernehmen, wenn ich gewusst hätte, dass du dort mit deiner Teenager-Mätresse wieder einziehen willst.“
„Hey, ich bin kein Teenager“, protestierte Alyssa. „Ich weiß zwar nicht, was eine Mätresse ist, aber Matthew und ich sind jetzt verlobt.“
Die junge Frau wedelte mit der linken Hand, wo ein großer, in Platin gefasster Brillant an ihrem Finger glitzerte. Selbst ohne Lupe konnte Rachel erkennen, dass die Qualität des Steins vermutlich nicht dem Preisschild entsprach. Dennoch war es eine nette Ergänzung zu den überdimensionalen Diamant-Ohrringen, deren Rechnung Rachel gefunden hatte.
Immerhin war Matthew anständig genug, um rot zu werden. „Ich wollte es dir sagen.“
„Wieso? Wir sind geschieden. Aber du wirst verstehen, wenn ich euch keine Glückwünsche ausspreche“, gab Rachel trocken zurück.
„Du hättest wissen können, dass es dazu kommt.“
„So wie ich hätte wissen müssen, dass du mich betrügst?“
Wieder wurde er rot, doch seine Augen blitzten verärgert. „Du warst immer so verdammt viel mit deinem Laden beschäftigt. Und das hat dir noch nicht mal gereicht. Nein, du musstest ja auch noch anfangen, deinen eigenen Schmuck zu entwerfen. Zuletzt hat sich bei dir alles nur darum gedreht.“
Der Vorwurf war nicht neu, und Rachel wusste, dass er teilweise auch berechtigt war.
„Es tut mir leid, Matthew.“
„Was?“
„Es tut mir leid. Du hast recht. Ich bin nicht ganz fair zu dir gewesen.“ Obwohl auch er immer sehr viel gearbeitet hatte.
Matthew wirkte verblüfft über Rachels versöhnlichen Ton. „Meinst du das ernst?“
„Ja, ehrlich.“
Daraufhin entspannte er sich sichtlich. Was das anging, konnte Rachel ruhig großmütig sein. Das Haus dagegen war eine ganz andere Sache.
„Ich denke, wir wissen beide, nach dem, was jetzt zutage gekommen ist, dass ich wegen des Hausverkaufs großen Staub aufwirbeln könnte. Wenn ich wollte, könnte ich hier rausgehen, ohne die Papiere zu unterschreiben, und meinen Anwalt anrufen. Was ihr drei da ausgeheckt habt, ist unethisch, wenn nicht sogar illegal. Glaub ja nicht, dass damit unsere Scheidungsvereinbarung erfüllt ist.“
Matthews Augen wurden schmal. „Willst du dich etwa vor der Rückzahlung meines Darlehens für dein Geschäft drücken?“
„Nein.“ Auf keinen Fall wollte sie ihm noch weiterhin verpflichtet sein. „Ich werde dir jeden einzelnen Cent zurückzahlen, den ich dir schuldig bin. Das ist nur fair. Und Fairness verlange ich auch von dir. Sonst gehe ich hier sofort raus.“
Während ihrer Ehe hatte Rachel so selten Ärger gemacht, dass ihr kompromissloser Tonfall ihn offenbar schockierte. Matthew sah aus, als wäre ihm ein wenig übel. Alyssa fingerte an ihrem protzigen Ring herum und kaute geräuschvoll ihren Kaugummi.
Während des folgenden Schweigens kam die Maklerin zurück. Prüfend blickte Flora in die angespannten Mienen ringsum und setzte ein gespielt fröhliches Lächeln auf.
„Also dann.“ Sie tippte auf die Papiere, die vor ihr lagen. „Ich glaube, die Unterlagen sind alle so weit vorbereitet.“
„Es hat sich eine Änderung der Zahlungsbedingungen ergeben“, verkündete Rachel. Befriedigt hörte sie, wie Matthew einen unterdrückten Fluch ausstieß
Weitere Kostenlose Bücher