Julia Extra Band 361
entfernte sich, ihre Sandalen klapperten, bis sie auf den dicken Aubusson-Teppich trat. Vielerlei Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf, und ihr wurde schwindlig davon.
Ein Gedanke stand an erster Stelle: Ihre gesamten Anstrengungen hatten sich mit einem Schlag in Luft aufgelöst.
Zorn stand in ihren Augen, als sie in der Mitte des Teppichs Halt machte und die Hände in die Hüften stemmte. „Wer hat Ihnen erlaubt, Ihre Nase in meine Angelegenheiten zu stecken? Genau diese Situation habe ich immer vermeiden wollen. Verdammt noch mal, Sie haben alles kaputt gemacht!“
Verständnislos sah Royce sie an. „Wären Sie bitte so freundlich, mir zu erklären, was genau ich kaputt gemacht haben soll? Ich habe nicht die leiseste Ahnung.“
„Alles!“ Shara raufte sich die Haare. „Genau dies ist der Hauptgrund, warum ich keinen Bodyguard will. Ich brauche niemanden, der sich in meine Angelegenheiten einmischt. Ich bin sehr wohl in der Lage, meine eigenen Probleme selbst zu meistern.“
Royce ließ sich von Sharas Ausbruch nicht im Mindesten beirren. Ruhig und gelassen stand er noch immer am Telefon.
Die Tatsache, dass er sich so gut unter Kontrolle hatte, während sie aus der Haut fuhr, brachte Shara zur Weißglut.
„Als Ihr Vater mich engagierte, hat er mir jede Freiheit gegeben, die Dinge auf meine Art zu lösen, Shara. Nur so kann ich arbeiten. Er weiß das. Er hat mir quasi Prokura verliehen.“ Er verschränkte die Arme vor dem beeindruckenden Brustkorb. „Zweitens muss ich bekennen, dass die Art und Weise, wie Sie mit Ihrer verzwickten Situation umgehen, alles andere als effektiv ist.“
In ihrem Kopf baute sich starker Druck auf. Shara fürchtete, er würde gleich explodieren. Sie war unfähig, sich zu bewegen.
Wieder wollte ein Mann ihr vorschreiben, was sie tun sollte.
Erneut versuchte ein Mann, sie kleinzukriegen.
Nun, soll er’s ruhig versuchen, er wird schon sehen, dachte sie trotzig.
Mit einem bitterbösen Blick überbrückte sie die Distanz zwischen ihnen. „Wie können Sie es wagen? Sie eingebildeter Fatzke! Sie kennen mich gerade mal ein paar Minuten und wollen schon ein Urteil über mich fällen? Sie haben soeben meine Situation um hundert Prozent verschlimmert. Mir ist vollkommen gleich, wer Sie sind und wo Sie herkommen. Da können Sie noch so sehr einer von Vaters bezahlten Lakaien sein. Gehen Sie mir ab sofort aus dem Weg, sonst werden Sie es noch bereuen!“
Damit machte Shara auf dem Absatz kehrt und stürmte aus dem Raum.
Sie lief die Treppe hoch und griff sich Handtasche und Wagenschlüssel. Sie wusste nicht, wohin sie getrieben wurde, doch sie brauchte frische Luft.
Wie konnte Royce es wagen, sie so zu behandeln?
Aber sie hatte es ihm gezeigt, und darauf war sie stolz.
Sie war auch stolz auf den Mut, den sie bewiesen hatte, als sie Steve verließ und seine Schikanen ignorierte.
Mr Nur-Royce würde sich wundern!
Sie nahm den Hinterausgang, um das Haus zu verlassen. Mit einem Seufzer der Erleichterung, dass sie unentdeckt geblieben war, kam sie an der Garage an, setzte sich in ihren Wagen und ließ den Motor an. Sie brachte die Einfahrt hinter sich und streckte siegesgewiss die Faust in die Luft.
Doch einen halben Kilometer später verging ihr das Lachen. Ein Blick in den Rückspiegel verwandelte ihre gute Laune in ein Stirnrunzeln.
Vier oder fünf Wagenlängen hinter ihr fuhr eine schwarze Limousine.
Die gleiche Art von Limousine, wie Steve sie fuhr.
Und diese Limousine folgte ihr unbeirrt.
Sie knirschte mit den Zähnen, Angst machte sich in ihr breit.
„Nein“, sagte sie laut. „Das darf nicht wahr sein.“
Ein weiterer Blick nach hinten zeigte ihr, dass die Limousine ein Stück zu ihr aufgeschlossen hatte. Das Fahrzeug war nur mehr drei Wagenlängen hinter ihr und kam näher.
Ihre Hände umklammerten das Lenkrad, bis die Knöchel weiß wurden.
„Du Idiotin“, murmelte sie voll Zorn.
Wann würde sie endlich begreifen, dass all ihre Entscheidungen nach hinten losgingen? Wann würde sie lernen, dass sie in der Erregung stets das Falsche tat?
Keine zwanzig Minuten zuvor hatte sie Royce vorgehalten, die Situation verschlimmert zu haben. Und was tat sie nun selbst?
Das Haus hüten, wo sie sicher war?
Nein – sie doch nicht. Sie musste sich immer etwas beweisen.
Hatte sie auch die Folgen bedacht?
Oh nein.
Hatte sie abgewartet, bis sie sich beruhigt hatte, bevor sie den nächsten Schritt unternahm?
Wieder nein.
„Verdammt. Wann endlich werde ich aus
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