Julia Extra Band 361
hatte eher den Eindruck, dass Sie aus Buffalo weggegangen sind, weil Sie dachten, keine andere Wahl zu haben“, sagte sie ihm auf den Kopf zu.
Jake wandte sich ab. Eigentlich wiederholt Caro genau das, was mir Dean schon unzählige Male mitgeteilt hat, dachte er.
„Warum interessieren Sie sich so sehr dafür, Caro?“, fragte er. „Sie haben genug eigene Sorgen.“
„Das stimmt, aber …“
„Aber?“ Er baute sich vor ihr auf.
Sie wich nicht zurück, sondern tippte ihm mit dem Finger auf die Brust und sagte: „Sie sind mir wichtig, Jake. Okay?“
Dieser Satz traf ihn mitten ins Herz. Ich bin ihr wichtig? dachte er.
Er nahm ihr Gesicht in die Hände, widerstand aber der Versuchung, sie in seine Arme zu schließen und zu küssen. Er dachte daran, wie Miranda ihn in seiner schwersten Zeit verlassen hatte.
„Sie wären bei mir geblieben“, sagte er langsam.
Caro sah ihn fragend an.
„Vergessen Sie’s“, sagte er, nahm ihre Hand und drückte sie. „Sie sind mir ebenfalls wichtig.“
Dann wandte er sich um und ging ins Haus. Caro folgte ihm.
Eine Stunde später zog Jake sich abermals den Mantel an. Er musste unbedingt in den Arbeitsschuppen gehen. Was würde passieren, wenn er noch länger allein mit Caro im Haus blieb? Sein Verlangen war einfach zu groß.
In der Werkstatt begann er sofort mit der Arbeit. Er hatte schon länger vorgehabt, eine Verkleidung für den Kamin in seinem Zimmer zu bauen. Das Zimmer, in dem Caro heute Nacht noch einmal schlafen würde.
Als er sich vorstellte, wie Caro in seiner Bettwäsche lag, wurde sein Verlangen beinahe unerträglich. Er wäre so gern bei ihr gewesen, hätte jeden Zentimeter ihres Körpers erforscht. Stattdessen arbeitete er mit einer solchen Heftigkeit weiter, dass das Holz zerbrach. Verärgert warf er das Werkzeug in die Ecke.
Er blieb noch eine Stunde in der Werkstatt, doch ihm wollte heute einfach nichts gelingen. Außerdem wurde ihm langsam kalt.
Er ging ins Haus zurück. Nachdem seine Familie fort war, kam ihm der Gasthof noch größer und ruhiger vor.
Caro stand in der Küche. Sie hatte sich ein Geschirrtuch um die Hüfte gebunden und in ihre marineblaue Hose gesteckt. Der zarte Stoff umschmeichelte ihre langen Beine. Das Verlangen regte sich erneut in ihm. Auch wenn er sie noch so sehr wollte, er durfte seinen Gefühlen nicht nachgeben. Vom Gesetz her gehörte sie einem anderen Mann.
„Haben Sie Hunger?“, fragte sie, als sie sich zu ihm umdrehte. „Ich habe ein paar Reste aufgewärmt.“
Ja, er hatte Hunger. Aber der Eintopf aus grünen Bohnen, den seine Mutter gekocht hatte, würde seinen Hunger nicht stillen. Jake wollte nur eines: Caro.
„Nein, ich habe keinen Hunger“, sagte er stattdessen.
„Nein?“ Sie sah ihn fragend an.
„Vielleicht später.“ Er machte eine Geste in Richtung Tür. „Ich muss mich … um den Abfluss im Badezimmer kümmern.“
Caro musterte ihn nachdenklich.
„Ich fürchte, Riley hat etwas in den Abfluss gesteckt. Er ist verstopft.“
„Ach so.“ Sie nickte kurz. „Dann stelle ich Ihren Teller in den Ofen, und Sie können später essen. Wenn Sie soweit sind.“
„Danke.“
Wenn ich soweit bin, steht noch eine Menge an, dachte Jake. Ich muss Entscheidungen treffen, Veränderungen akzeptieren und die Gespenster der Vergangenheit endlich vertreiben.
Er ging die Treppe hinauf, an dem Badezimmer vorbei, in dem er angeblich den Abfluss reparieren musste. Als er sein Zimmer betrat, schloss er die Tür und atmete Caros Duft, der in der Luft hing, tief ein. Dann fiel sein Blick auf ein kleines Foto in einem Silberrahmen, das neben dem Bett stand.
Cabot.
Jake nahm das Foto und setzte sich auf die Bettkante. Der Junge war ein echter Herzensbrecher. Auf seinen Pausbacken prangten zwei Grübchen. Seine Augen erinnerten Jake an Caros Augen. Und sein Kinn war eine kleine Ausgabe von Caros Kinn. Der Junge lachte über das ganze Gesicht. Caro hatte ihm erzählt, dass Cabot ein ansteckendes Lachen hatte.
Wie die Mutter, so der Sohn, dachte Jake. Obwohl Caro in letzter Zeit nicht allzu viel zu lachen gehabt hatte. Genau wie Jake. Bis zu diesem Wochenende zumindest. Auch seiner Mutter war die Veränderung aufgefallen.
Er stellte das Foto zurück, dann zog er sein Tagebuch aus der Schublade. Eigentlich hatte er nur darin lesen wollen, doch dann nahm er einen Stift zur Hand. Er musste seine Gedanken aufschreiben.
Wenn du jetzt bei mir wärst, müsste ich mich bei dir entschuldigen. Ich war dir kein gutes
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