Julia Extra Band 361
wir beschäftigt waren.“ Und nach einer kurzen Pause fuhr er mit tieferer Stimme fort: „Also, dann schlaf schön, Izzy. Wir sehen uns morgen im Büro.“
Wütend stach Isobel mit dem Zeigefinger auf die Taste ein, um die Nachricht zu löschen, anschließend ging sie in ihre kleine Küche, wo die frühe Morgensonne ihre Strahlen durchs Fenster schickte. Es war eine seltsam unbefriedigende Nachricht von dem Mann, an den sie ihre Unschuld verloren hatte. Er musste auf ihre Mailbox gesprochen haben, als sie bereits im Bett gewesen war. Aber was hatte sie erwartet? Liebesgeflüster? Warum sollte er sich damit aufhalten, wo er sie doch ausdrücklich gewarnt hatte?
Sie starrte auf den Toast, der eben aus dem Toaster gesprungen war, warf ihn kurzerhand in den Mülleimer. Kein Frühstück heute! Sie war nicht in Stimmung für Frühstück. Eigentlich war sie für gar nichts in Stimmung. Am liebsten hätte sie sich die Decke über den Kopf gezogen und wäre bis Ende der Woche im Bett geblieben. Auf keinen Fall aber wollte sie ihrem Chef gegenübertreten … nicht nach dem, was gestern Abend im Büro passiert war.
Sie schloss die Augen und erschauerte. Sie konnte es noch immer kaum glauben, was sie getan hatte. War sie verrückt geworden? Wie hatte sie Tariq bloß erlauben können, mit ihr in seinem Büro Sex zu haben … und auch noch an der Wand, im Stehen?
Wieder erschauerte sie. Jahrelang hatte sie sich gefragt, ob sie überhaupt die normalen Seximpulse einer Frau hatte und nun musste sie entdecken, dass sie in der Tat sehr normal war. Sie war fast schon besessen gewesen! Hatte nicht einmal abwarten können, um zumindest ein Bett zu benutzen!
Dabei wusste sie ganz genau, was für ein Mann er war. War sie nicht stets der Meinung gewesen, dass sich eine Frau, die sich mit Tariq einließ, den Kopf untersuchen lassen sollte? Willkommen im Club! Jetzt würde er bestimmt auch ihr das Herz brechen.
Sie starrte sich im Spiegel an.
Oh, nein, das musste sie unter allen Umständen verhindern.
Es durfte nicht mehr als ein einmaliger Fehltritt sein, den sie am besten ganz schnell aus ihrer Erinnerung löschte. Fehler passierten, alle Menschen machten Fehler. Aber intelligente Menschen lernten aus ihren Fehlern. Deshalb würde sie jetzt sofort ins Büro gehen, um ihm – und sich selbst – zu beweisen, dass sie ein intelligenter Mensch war.
Sie widerstand dem Drang, in eine erst kürzlich gekaufte Bluse zu schlüpfen, und entschied sich für ein fliederfarbenes Kleid aus feiner Wolle. Das Haar frisierte sie sich wie gewohnt straff aus dem Gesicht, bevor sie das Haus verließ und mit dem Bus ins Büro fuhr.
Die erste Hälfte des Tages verlief angenehmer als erwartet. Das lag allerdings vor allem daran, dass Tariq dem Greenhill Poloclub in Sussex einen Besuch abstattete, den er letztes Jahr dem König von Zaffirinthos abgekauft hatte. Isobel vereinbarte Termine, beantwortete E-Mails und hatte ihre liebe Mühe damit, einen besonders lästigen Sportjournalisten abzuwimmeln.
Als Tariq um vier Uhr auftauchte, war sie so in ihre Arbeit vertieft, dass sie nicht einmal hörte, wie die Tür aufging.
Erst als sie den Kopf hob, sah sie sich dem Kreuzfeuer von Tariqs Blicken ausgesetzt. Sein Haar war vom Wind verweht, und sein Gesicht wirkte frisch und erholt wie nach einem längeren Aufenthalt im Freien. Er sah so arrogant und sexy aus, dass ihr Herz einen Purzelbaum machte. Sie fragte sich, ob er unten in Greenhill eins seiner Poloponys geritten hatte, was ihre Fantasie prompt auf Abwege brachte.
Hör sofort auf damit, schalt sie sich selbst, während sie versuchte, ein – hoffentlich – unverfängliches Lächeln aufzusetzen. Weder verträumt noch kokett … definitiv nicht kokett. Heute war ein Tag wie jeder andere, ein ganz normaler Arbeitstag.
„Hallo Tariq“, begrüßte sie ihn, die Finger immer noch auf der Tastatur. „Wie war’s in Greenhill? Ich hatte am Vormittag einen Reporter von der „Daily Post“ am Telefon, der mich wieder mal wegen der Vertragsverhandlungen bei den ‚Blues‘ aushorchen wollte, aber ich habe geschwiegen wie ein Grab.“
Tariq stellte seinen Aktenkoffer ab und runzelte die Stirn. Eigentlich hatte er erwartet, dass …
Dass was?
Dass sie wenigstens rot wurde, wenn sie ihn sah! Und verlegen nach Worten kramte, um irgendwie zu erklären, was gestern passiert war, auch wenn es eigentlich nicht zu erklären war. Alles Mögliche, bloß nicht diese kühle Sachlichkeit.
„Ich mache dir einen
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