Julia Extra Band 362
besorgter. „Das wird nicht funktionieren. Du bist viel zu emotional, um in so jungen Jahren eine solche Beziehung einzugehen.“
Zara reckte das Kinn. „Wir haben einen Handel geschlossen, Bee. Er hat zugestimmt, dass die Kids und ich in London leben und dass ich Ediths Firma weiterführen kann, solange ich nicht Vollzeit arbeite.“
Diese Aussage schien Bee zu überraschen. Sie schüttelte den Kopf und blickte noch skeptischer drein. Zaras Eltern hatten einfach nur gelacht, als Zaras Tante Edith gestorben war und ihrer Nichte ihre kleine, aber erfolgreiche Gartenbaufirma Blooming Perfect hinterlassen hatte. Die Vorstellung, dass ihre Tochter, die eine schwere Legasthenikerin war, eine eigene Firma leitete, fanden sie einfach nur absurd – noch dazu in einem Gebiet, das Expertenkenntnisse erforderte. Ihr Vater ignorierte völlig, dass Zara, die die Liebe ihrer Tante zur Natur teilte, in den vergangenen Jahren mehrere Gartendesign-Kurse erfolgreich abgeschlossen hatte.
„Ich will … ich muss mein eigenes Leben führen“, gestand Zara mit mehr als einer Spur Verzweiflung.
„Natürlich musst du das.“ Als sie die Tränen in den Augen ihrer Schwester sah, griff Bee voller Mitgefühl nach deren Hand. „Aber ich glaube nicht, dass die Heirat mit Sergios der richtige Weg ist. Du tauschst nur den einen Käfig gegen einen anderen aus. Demonides wird genauso viele Hintergedanken haben wie deine Eltern. Bitte überleg dir das alles noch einmal gut“, drängte sie. „Ich bin dem Mann nur einmal begegnet, aber ich mochte ihn nicht, und ich würde ihm ganz sicher nicht vertrauen.“
Zara ging nicht darauf ein. Sehr zu Bees Missfallen verabschiedete sie sich rasch und verließ das behindertengerechte Haus, das Bee mit ihrer im Rollstuhl sitzenden Mutter teilte. Eine ganze Menge Dinge spukten ihr im Kopf herum.
Sie konnte sich genauso wenig vorstellen, sich zu verlieben, wie sie sich vorstellen konnte, nackt über die Straße zu laufen. Eine Zweckehe kam ihr sehr entgegen, denn Liebe machte nicht nur blind, sondern auch sträflich dumm, wie sie aus eigener, schmerzvoller Erfahrung wusste.
Da war zum Beispiel ihre Mutter Ingrid, die einen Mann geheiratet hatte, der regelmäßig fremdging. Ingrid, ein ehemaliges schwedisches Model aus ärmlichen Verhältnissen, idealisierte ihren Mann, den luxuriösen Lebensstil und das gesellschaftliche Ansehen, das ihr die Heirat mit ihm verlieh. Egal wie oft Monty Blake die Beherrschung verlor, Ingrid verzieh ihm jedes Mal oder gab sich selbst die Schuld für seine Fehler.
Und hinter geschlossenen Türen sind die Fehler meines Vaters um einiges furchteinflößender, als irgendjemand vermuten würde, dachte Zara mit einem Schaudern.
Sie parkte vor der kleinen Gärtnerei von Blooming Perfect . Rob, der Manager, den ihr Vater eingestellt hatte, saß in dem chaotischen kleinen Büro. Er stand auf, als sie hereinkam, und begrüßte sie mit einem Grinsen. „Ich wollte dich gerade anrufen – wir haben einen potenziellen Auftrag aus dem Ausland.“
„Woher?“, fragte Zara überrascht.
„Italien. Der Kunde kennt einen der Gärten, den deine Tante in der Toskana entworfen hat. Offensichtlich schätzt er ihn sehr.“
Zara runzelte die Stirn. Sie hatten bereits mehrere potenzielle Kunden gehabt, die jedes Mal einen Rückzieher machten, wenn sie hörten, dass ihre Tante nicht mehr lebte. „Wie hat er reagiert, als du ihm gesagt hast, dass sie gestorben ist?“
„Ich habe ihm gesagt, dass du Gärten in der Tradition von Ediths Arbeiten entwirfst, allerdings mit einem etwas moderneren Touch“, erklärte Rob. „Er will dich immer noch nach Italien einladen, um ein Design zu entwerfen. Alle Kosten übernimmt er. Ich nehme mal an, dass er ein Bauunternehmer ist, das Haus renoviert hat und jetzt will, dass der Garten dazu passt. So wie es sich anhört, steckt in dem Projekt einiges an Geld. Es könnte genau die Chance sein, auf die du gewartet hast.“
Rob reichte ihr den Notizblock auf seinem Schreibtisch, damit sie sich die Details ansehen konnte, die er notiert hatte. Zara zögerte, ehe sie widerwillig die Hand ausstreckte. Um den Schein zu wahren, blickte sie auf den Block hinunter, doch sie konnte die handschriftlichen Notizen nicht lesen. Als Legasthenikerin fiel es ihr so schon schwer genug zu lesen, aber Handschriftliches war noch schwieriger als Gedrucktes. „Himmel, was für eine Möglichkeit“, bemerkte sie pflichtschuldig.
„Oh, tut mir leid, das habe ich ganz
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