Julia Extra Band 363
einmal die Frage beantwortet, ob es einen Mann in ihrem Leben gab. Fotos waren ihm im Zimmer keine aufgefallen. Es war ein so nüchternes Zimmer, dass Radford sich fragte, wie sie sich darin wohlfühlen konnte. Der einzige Farbtupfer war Kristie selbst.
Während der Besprechung im Haus seiner Mutter hatte sie ein lindgrünes, elegant geschnittenes Kostüm mit einer cremefarbenen Bluse getragen. Sie hatte wie die Verkörperung einer erfolgreichen Frau ausgesehen – selbstbewusst, sehr feminin und überaus begehrenswert.
Er war ein wenig erschrocken, als er sie in Jeans gesehen hatte. Nicht dass sie schlecht darin aussah, im Gegenteil. Die enge Hose umschmeichelte ihre Figur perfekt, brachte ihre Hüften und ihren Po aufregend zur Geltung. Er spürte ein schmerzhaftes Ziehen, sobald er daran dachte, was sich unter diesen Jeans verbarg. Und dieses T-Shirt! Es verhüllte gar nichts. Ihre Brüste hatten sich ihm darin einladend entgegengereckt, wie geschaffen für seine Berührung.
Radford gab sich mental einen Ruck; er sollte solche Gedanken nicht zulassen. Nicht, wenn sie ihm so unmissverständlich klarmachte, wie sehr sie allein seinen Anblick verabscheute. Er sollte lieber gehen, ihrer Bitte endlich nachkommen – und trotzdem: Irgendetwas hielt ihn zurück, drängte ihn, mehr über diese rätselhafte Frau herauszufinden.
„Ich glaube wirklich, dass …“
„Es gibt nichts mehr zu sagen, Mr Smythe“, fiel Kristie ihm ins Wort.
„Sie sind ganz schön hart, Miss Swift.“
„Das muss ich auch sein.“
„Hätten Sie Zeit, heute Abend mit mir essen zu gehen?“ Es war ihm einfach so herausgerutscht.
„Wieso?“
„Muss es einen Grund geben, dass ein Mann eine schöne Frau einlädt?“
„Ja – wenn Sie es sind!“
„Und was soll das wieder heißen? Wollen Sie etwa behaupten, dass ich Hintergedanken habe?“
„Ehrlich gesagt, ja“, erwiderte sie. „Sie wollen mich nur wieder mit Ihren Fragen bearbeiten …“
Sie war scharfsinnig, das musste er zugeben. „Sie reden nicht gerne mit mir?“
„Ich denke einfach, mein Privatleben geht Sie überhaupt nichts an.“
Radford verspürte den plötzlichen Drang, ihr zusammengebundenes Haar zu lösen, sodass es einer feurigen Kaskade gleich um ihr Gesicht floss. Er wollte sie berühren, ihren schlanken Körper gegen den seinen drücken. Er sehnte sich danach, sie zu küssen. Und jeder dieser Gedanken verwunderte ihn. Kristie hatte ganz offensichtlich keine Zeit für ihn, und dennoch begehrte er sie wie keine Frau zuvor. „Ich lasse ein Nein als Antwort nicht so leicht gelten“, ließ er sie wissen.
„Sie verschwenden nur Ihre Zeit.“ Mit diesen Worten öffnete Kristie die Haustür. „Auf Wiedersehen, Mr Smythe.“
„Bis zum nächsten Mal“, erwiderte er lächelnd. Als sie sich an ihm vorbeischob, verspürte er ein derart übermächtiges Verlangen, sie zu küssen, dass er sich kaum noch unter Kontrolle hatte. Sie war auf aufregende Weise sexy, und er konnte immer noch den Duft ihres Parfums wahrnehmen, das ihn vorhin so berauscht hatte. Zu ihr durchzudringen würde harte Arbeit und viel Taktgefühl erfordern.
Radford blieb einen Moment dicht vor Kristie stehen und blickte ihr direkt in die Augen. „Ich bin schon gespannt, Sie kennenzulernen, Miss Swift.“ Mit diesen Worten ging er hinaus.
Kristie knallte die Tür hinter ihm zu. Radfords Auftauchen konnte einfach nichts Gutes bedeuten. Und sie war wirklich nicht besonders höflich gewesen. Verdammt! Sie konnte es sich schlecht leisten, einen Auftrag zu verlieren. Wieso hatte sie ihre persönlichen Gefühle nicht einfach zur Seite schieben können?
„Mummy! Mummy!“ Ben kam die Treppe hinuntergelaufen, und alle Gedanken an Radford Smythe lösten sich in Luft auf – bis sie spätabends in ihrem Bett lag.
Dort konnte ihn nichts mehr aus Kristies Gedanken vertreiben. Radford war ein derart attraktiver Mann, dass er Gefühle in ihr weckte, die sie schon lange Zeit nicht mehr erlebt hatte. Wenn überhaupt. Gefühle, von denen sie wusste, wie gefährlich sie waren, und die sie besser für immer vergessen sollte. Denn sie hasste ihn mit jeder Faser ihres Herzens.
Sie brauchte dringend Abstand von ihm. Wenn er doch nur nach London zurückkehren und am besten bis zur Hochzeit nicht mehr auftauchen würde! Doch insgeheim ahnte sie, dass er das nicht tun würde. Er würde jedes kleinste Detail überwachen.
Radford hatte ihre tief sitzende Abneigung sofort gespürt. Und sie war so unvorsichtig
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