Julia Extra Band 363
gewesen, ihre Gefühle offen zur Schau zu stellen, sodass er jetzt alles daransetzen würde, ihre Beweggründe herauszufinden. Deshalb auch die Einladung zum Dinner.
Vielleicht würde sie gut daran tun, ihn gleich mit den Fakten zu konfrontieren und es hinter sich zu bringen. Andererseits könnte sie ein solches Verhalten den Auftrag kosten. Die beste Lösung war wohl, Ruhe zu bewahren, ihm immer höflich zu begegnen und ihre Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen zu erledigen.
Ganz einfach …
3. KAPITEL
Am nächsten Morgen deckte sich Kristie vollständig mit Arbeit ein. Sie zerstreute absichtlich alle Gedanken an einen gewissen Radford Smythe – bis das Telefon läutete. Seine Mutter war am Apparat.
„Kristie, ich würde Sie gern treffen. Gerade eben kam mir eine großartige Idee.“
Kristie stöhnte innerlich auf. „Mrs Mandervell-Smythe, ich bin ziemlich im Stress. Im Moment kann ich leider nicht vorbeikommen.“
„Sie müssen nicht sofort kommen, meine Liebe. Vielleicht darf ich Sie zum Dinner einladen?“ Als die Frau Kristies Zögern bemerkte, meinte sie rasch: „Ein Nein lasse ich nicht gelten. Ich glaube, Sie werden von der Idee begeistert sein …“
Wie hätte sie ablehnen können? Zumal dies eine der größten Hochzeiten war, die sie jemals hatte organisieren dürfen. Die Mandervell-Smythes waren einflussreiche Leute und scheuten keine Kosten. Der Auftrag könnte ihr eine stattliche Summe einbringen. Außerdem würde Ben schon im Bett sein, wenn sie abends ausging.
„Wann möchten Sie, dass ich vorbeikomme?“
„Sie sind ein Schatz! Nun, sagen wir um halb acht? Ich schicke Ihnen meinen Chauffeur vorbei.“
Kristie fragte sich, weshalb Mrs Mandervell-Smythe so aufgeregt war. Doch schon bald war sie wieder in ihre Arbeit vertieft.
Sie liebte es, Hochzeiten ganz individuell auszurichten. Jedes einzelne Fest war eine Herausforderung. Kristies Job erforderte, sich in die zukünftige Braut hineinzuversetzen, um herauszufinden, was es alles brauchte, damit deren Hochzeit ein unvergessliches Ereignis würde. An Felicity gefiel ihr, dass sie voller eigener Ideen steckte, genau wusste, was sie wollte, und das auch klar und präzise artikulieren konnte. Sie war eine überaus intelligente junge Frau. Erneut fragte sich Kristie, welches Schicksal dazu geführt haben mochte, dass sie im Rollstuhl saß.
Sobald Ben im Bett war, nahm Kristie eine Dusche und machte sich für das Dinner fertig. Sie hoffte inständig, dass Radford heute Abend nicht anwesend sein würde. Allerdings wusste sie genau, dass die Chancen dafür äußerst gering waren.
Sie schlüpfte in ein himmelblaues Seidenkleid und eine Jacke in derselben Farbe – das Outfit hatte sie zuletzt bei der Hochzeit ihrer Cousine getragen – und wählte dazu passende elegante High Heels. Außerdem steckte sie ihr Haar zu einer lässigen Fülle von Locken hoch und entschied sich für lange Silberohrringe.
„Du siehst fantastisch aus“, meinte Chloe bewundernd. Ihre Mitbewohnerin, von kleiner und etwas plumper Statur, beschwerte sich immer darüber, dass an ihr kein Kleidungsstück richtig saß.
„Du glaubst nicht, dass es übertrieben ist?“, fragte Kristie etwas verunsichert. Radford sollte nicht glauben, sie hätte sich seinetwegen so zurechtgemacht.
„Es wird ihn umhauen“, grinste ihre Freundin.
„Ich treffe mich nicht mit Radford, sondern mit seiner Mutter“, protestierte Kristie etwas zu heftig.
Chloe zuckte mit den Schultern. „Wie du meinst.“ Aber es war offensichtlich, dass sie ihr kein Wort glaubte. Radfords gestriges Auftauchen hatte bei ihr offenbar mächtig Eindruck hinterlassen. Im Anschluss hatte sie Kristie mit Fragen nur so bombardiert.
Als um Viertel nach sieben die Klingel läutete, war Chloe sofort zur Stelle. „Ich mache auf. Ich möchte noch einen Blick auf Mr Sexy werfen! Bitte!“
„Er ist es doch nicht. Es ist nur der Chauffeur“, klärte Kristie sie auf. Es stellte sich jedoch heraus, dass es keiner von beiden war.
„Paul!“, rief Kristie überrascht aus. „Was machst du denn hier?“
„Ich wurde auch schon freundlicher begrüßt“, erwiderte der Mann, lächelte jedoch. „Ich wollte dich eigentlich ausführen, aber es sieht ganz so aus, als käme ich zu spät.“
Paul war ein großgewachsener, schlaksiger Mann mit mausbraunem Haar und haselnussbraunen Augen. Außerdem war er der liebenswürdigste und aufrichtigste Kerl, den man sich vorstellen konnte, und verstand sich auch prächtig
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