Julia Extra Band 363
kostet nichts.“
Kristie schämte sich ein wenig. Das Bild, das sie hier abgab, entsprach so gar nicht ihrer üblichen professionellen Gelassenheit.
„Sagen Sie“, fragte Radford scharf, „was genau haben Sie eigentlich gegen mich?“
Kristie schloss kurz die Augen. Das war nicht der richtige Zeitpunkt, um seine Beziehung mit Tarah zu diskutieren. Chloe und Ben konnten jeden Augenblick nach Hause kommen. Ihn hier hereinzulassen war purer Wahnsinn gewesen.
„Streiten Sie es nicht ab“, warnte Radford sie.
„Es gibt einfach gewisse Sorten von Männern, die ich leiden kann, und solche, die ich nicht ausstehen kann“, erwiderte Kristie. Sie schluckte und riskierte einen direkten Blick in seine Augen.
„Und ich gehöre zur letzteren Sorte?“
Sie nickte.
„Und Sie denken, es ist in Ordnung, jemanden einfach in eine Kategorie einzuordnen, ohne ihn zu kennen?“
„Das war ein Fehler“, gab Kristie zu. „Es tut mir leid. Gehen Sie jetzt?“ Sie wollte sich bei Radford nicht entschuldigen, aber wenn sie ihn dadurch loswurde …
„So leicht kommen Sie mir nicht davon“, fauchte er. „Ich möchte gerne wissen, was Ihnen dieser Typ angetan hat, dass …“
„Woher wollen Sie wissen, dass es ein bestimmter Typ war?“, unterbrach sie ihn. „Wie auch immer, es geht Sie nichts an.“
„Vielleicht nicht“, stimmte er ihr zu, „aber was immer es war, es muss Sie tief getroffen haben. Haben Sie derzeit einen Freund?“
Kristie starrte ihn wütend an. „Ich beantworte keine weiteren Fragen mehr. Bitte gehen Sie.“
„Und hier arbeiten Sie?“, fragte Radford, der seinen Blick über ihren Schreibtisch, den Aktenschrank und das Bücherregal gleiten ließ.
„Ja.“
„Sieht nicht besonders professionell aus“, meinte er stirnrunzelnd. „Haben Sie keinen separaten Raum, den Sie als Arbeitszimmer verwenden können?“
„Das brauche ich nicht“, erwiderte sie gepresst. „Das hier genügt mir völlig.“
„Ich …“
Radford wurde vom Geräusch eines Schlüssels unterbrochen, und im nächsten Moment erschien Chloe im Zimmer. „Ich habe mir schon gedacht, dass du Besuch hast. Ich gehe jetzt Ben baden, er hat sich blendend amüsiert.“ Auch der kleine Ben warf einen Blick ins Zimmer, kam jedoch nicht wie üblich auf Kristie zugerannt. In der Gegenwart von Fremden war er unglaublich schüchtern, worüber Kristie unter diesen Umständen sogar froh war.
Doch Radfords Neugier war schon entfacht. „Sie wohnen im selben Haus?“
Kristie nickte.
„Wem gehört das Haus – Ihnen oder Ihrer … ähm … Freundin?“
„Mir“, meinte sie mit rauer Stimme. „Kredite gibt’s nicht im Sonderangebot.“
„Also läuft Ihr Geschäft nicht gerade prächtig?“
Das ist genau, was er hören will, vermutete Kristie. Jeder Vorwand kam ihm gelegen, um sie in ein schlechtes Licht zu rücken. „Es läuft gut, vielen Dank, aber ich kann es mir nicht leisten, mich auf meinen Lorbeeren auszuruhen. Es dauert eine Weile, sich vollständig zu etablieren und eine Reputation aufzubauen, wie Sie vielleicht wissen. Ich denke, Sie sind auch Geschäftsmann, Mr Smythe?“
„Ich führe den Familienbetrieb“, bestätigte Radford.
Das bedeutete wohl, dass er sich nicht nach oben gearbeitet hatte wie die meisten Leute. Kein Wunder, dass er so anmaßend und wichtigtuerisch war: Die Welt lag ihm regelrecht zu Füßen, und er war offensichtlich der Meinung, er könne mit den Menschen umgehen, wie er wollte.
„Ich muss jetzt wirklich duschen gehen, Mr Smythe. Ich begleite Sie hinaus.“
Radford konnte Kristies Verhalten nur schwer verstehen. Eine Frau wie sie hatte er noch nie getroffen. Je mehr sie ihn ihre Abneigung spüren ließ, umso faszinierender fand er sie.
„Ich bin nicht sicher, ob ich schon bereit bin zu gehen“, erwiderte er knapp.
„Was gibt es noch zu besprechen?“, fragte sie und funkelte ihn aus bezaubernden grünen Augen ungehalten an. Noch nie hatte er Augen von einer solch fesselnden Schönheit gesehen. Sie waren von einem außergewöhnlich blassen Grün, und rund um die Iris befand sich eine dunkle Linie, die das Grün umschloss. Groß und rund und mit ungewöhnlich langen Wimpern bedacht, konnten diese Augen das Herz eines jeden Mannes höherschlagen lassen. Vorausgesetzt, die Besitzerin war bereit, ihre Reize einzusetzen.
Ob sie jedem Mann so feindselig begegnete? Oder war nur er es, der diese Sonderbehandlung genoss? Radford wurde einfach nicht schlau aus ihr. Sie hatte noch nicht
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