Julia Extra Band 363
losgelassen, und ihr wurde umso drastischer bewusst, was für ein Gefühlschaos er innerhalb so kurzer Zeit in ihr angerichtet hatte.
„Das war absolut unerhört von Ihnen. Was würde Ihre Mutter denken, wenn sie wüsste, dass Sie mich belästigt haben?“
Er musterte sie aufgebracht. „Sie nennen einen kurzen Kuss eine Belästigung? Der war übrigens viel kürzer als der, den Sie Ihrem Freund gegeben haben. Und Sie können nicht leugnen, dass es Ihnen gefallen hat.“
Er hatte recht, verdammt – sie konnte die Auswirkungen des Kusses noch lebhaft spüren, ihr ganzer Körper fühlte sich mit einem Mal unglaublich lebendig an. So etwas hatte sie nie gefühlt, wenn Paul sie geküsst hatte. „Tun Sie das nie wieder!“
„Das meinen Sie nicht so, Kristie. Sie ärgern sich nur, weil Sie gegen Ihren Willen auf meinen Kuss reagiert haben.“ Seine Mundwinkel zuckten leicht, und er wirkte betont entspannt, als er sich gegen den Türpfosten lehnte, die Daumen in den Hosentaschen vergraben.
„Reagiert? Auf Sie? Sie scherzen wohl. Sie sind der letzte Mensch auf Erden, mit dem ich etwas zu tun haben will.“ Ihre Schwester war seinetwegen gestorben. Kristie hasste ihn mit jedem Atemzug. Ihr war jetzt klar, dass sie den Job sofort hätte ablehnen müssen, als sie erfuhr, mit wem sie es zu tun hatte.
„Wieso?“
Die direkte Frage überraschte Kristie. Das kalte Blitzen in Radfords Augen kam jedoch nicht unerwartet – er war ein Mann, der sich nicht gerne zurückweisen ließ. „Weil Sie sich als Beglücker aller Frauen fühlen“, fuhr sie ihn an. „Sie mögen allen anderen den Kopf verdrehen, aber nicht mir! Ich habe einen besseren Geschmack.“
Radford zog die Luft scharf zwischen den Zähnen ein. „Wir sollten gehen“, meinte er steif.
Sie wusste, dass sie ihn bald mit der Wahrheit konfrontieren musste – doch vorher wollte sie ihn noch besser kennenlernen. Auch wenn sie nicht so recht wusste, wie sie das anstellen sollte. Dieser Abend würde eine einzige Qual werden.
Radfords schwarzer Mercedes war geräumig und luxuriös, doch Kristie wünschte sich, sie könnte auf der Stelle in dem weichen Ledersitz versinken. Radfords sexuelle Aura füllte den Raum, und sie hatte das Gefühl, ersticken zu müssen. Sie fühlte sich wie die Fliege im Spinnennetz. Der kurze Kuss hatte ihr vor Augen geführt, wie leicht es wäre, ihm zu verfallen. Sie musste jede Sekunde auf der Hut sein.
„Ich beiße nicht“, knurrte Radford, als er sah, wie sie sich gegen die Wagentür drängte.
„Das ist mir klar“, gab Kristie wütend zurück.
„Warum weichen Sie dann vor mir zurück? Mein Kuss hat Sie verunsichert, nicht wahr? Wenn Sie Angst haben, ich könnte es noch einmal versuchen – keine Sorge! Mir ist es lieber, wenn meine Frauen willig sind.“
Seine Frauen! Das bestätigte Kristie in ihrer Meinung, dass er ein Playboy war. Wieso dachten alle Männer, die über Geld und Macht verfügten, dass sie jede Frau haben konnten? Der Gedanke machte sie rasend.
Sie würde ihm keine Antwort geben. Stattdessen richtete sie ihren Blick geradeaus auf die Straße. Den Rest der Fahrt über herrschte gedrücktes Schweigen.
Radford konnte einfach nicht verstehen, weshalb ihn Kristie so sehr hasste. Bis zu dem Zeitpunkt, als sie Paul Derring geküsst hatte, war er davon ausgegangen, dass sie Männer generell nicht leiden konnte. Was sie an diesem anderen Mann fand, konnte er allerdings überhaupt nicht nachvollziehen. Paul war kein Mann, er war eine Memme – hatte sich einfach kleinlaut fortgeschlichen, als er aufgetaucht war.
Vielleicht mochte Paul ja dominante Frauen. Wollte lieber geführt werden, als selbst den Ton anzugeben. Und möglicherweise bevorzugte Kristie diese Rollenverteilung ebenfalls. Das könnte der Grund sein, warum sie ihn derart massiv ablehnte. Es gefiel ihr einfach nicht, dass er immer und überall die Führung übernehmen wollte.
Radford lächelte grimmig in sich hinein. Kristie Swift würde eine echte Herausforderung werden. Noch wusste sie es wahrscheinlich nicht, aber er war fest entschlossen, sie für sich zu gewinnen. Zurückweisung stand ihm nicht gut.
Aber was für ein Kuss! Er hatte zwar nur einen flüchtigen Moment gedauert, seinen Testosteronspiegel jedoch in schwindelerregende Höhen schnellen lassen. Ihr Geschmack war sündhaft gut gewesen, ihr Körper weich und feminin und unglaublich begehrenswert, ihre Berührung elektrisch … Es hatte ihn nach mehr verlangt, viel mehr.
Angesichts
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