Julia Extra Band 363
sie lächelnd zurück.
„All das und mehr werden Sie bekommen. Mir persönlich ist besonders an der schönen Aussicht gelegen.“
Auf der hölzernen Veranda trat Emma gleich ans Geländer und schaute hinunter auf den See, der ruhig und friedlich im Mondlicht lag. Gianni stand dicht hinter ihr. Seine Brust berührte ihre Schultern, seine Hüften drängten sich gegen ihre. Emma spürte seine Männlichkeit an ihrem unteren Rücken.
Ohne zu zögern erwiderte sie seine Berührung und presste sich eng an ihn. Die Welt um sie herum schien zu versinken, während sie so unter dem klaren Sternenhimmel standen. Aus der Entfernung ertönte noch immer der Klang des Glockenspiels. Plötzlich wich Gianni einen Schritt zurück, und Emma bemerkte, dass der Kellner mit dem Kaffee eingetroffen war. Gianni rückte einen Stuhl für sie zurecht, und sie saßen schweigend, während der Kellner eine silberne Kaffeekanne, Tassen und eine kleine Schale Pralinen abstellte.
„Grazie.“ Gianni nickte ihm wohlwollend zu.
„Ich muss schon sagen, Sie haben sich einen schönen Ort ausgesucht“, bemerkte der Kellner mit einem Blick auf den See.
Einen schönen Ort wofür? Emma lachte still in sich hinein. Nein, heute Abend wollte sie nicht vernünftig sein. Sie seufzte wohlig und streifte die Schuhe ab. Blitzschnell schob Gianni daraufhin seine Füße unter ihren Stuhl, sodass sie ihre nackten Fußsohlen auf seinem Knöchel absetzte.
Er war wie verzaubert von ihrem Anblick. Das Mondlicht brachte ihre Wangenknochen und die makellose Haut zur Geltung und betonte den sanften Schwung ihrer Lippen. Sie sah unglaublich verführerisch aus.
Als Emma auf seine Berührung reagierte, indem sie langsam ihre Zehen an seinem Bein hochwandern ließ, war es vollends um ihn geschehen. „Was ist denn unter diesem Tisch los?“, neckte er sie mit heiserer Stimme. Emma hielt in ihrer Bewegung inne, und er ergriff erneut ihr Handgelenk und liebkoste die empfindliche Haut, wie vorhin im Restaurant. „Hör bitte nicht auf. Ich glaube, ich entdecke gerade meinen Fußfetisch.“ Mit einem zweideutigen Lächeln entledigte er sich ebenfalls seiner Schuhe. Emma sog scharf den Atem ein. Sie hatte keine Ahnung gehabt, wie erotisch sich Füße anfühlen konnten.
„Ich bin nicht sehr geübt in diesen Dingen.“ Eine plötzliche Scheu überkam sie, und sie wollte sich abwenden. Doch er legte zärtlich einen Finger unter ihr Kinn und drehte ihr Gesicht ins Mondlicht.
„Du brauchst gar nicht zu üben.“ Langsam schüttelte er den Kopf. „Weißt du überhaupt, wie schön du bist? Du siehst aus wie ein Engel. Kaum zu glauben, dass du hier neben mir sitzt.“
„Vielleicht bin ich ja gar kein Engel, sondern ein Wesen aus Fleisch und Blut.“
Er sah sie durchdringend an. „Das will ich hoffen.“
„Nur heute Nacht.“ Er hörte die Entschlossenheit in ihrer Stimme. „Damit wir unsere Sorgen für eine Weile vergessen können.“
Gianni verstand. Diese Nacht barg kein Versprechen auf eine gemeinsame Zukunft. Diese Nacht sollte die Schatten der Vergangenheit vertreiben, die Erinnerung an all die Menschen, die er nicht retten konnte. Und sie sollte auch Emma Trost spenden – was auch immer es war, das sie bedrückte. Er wollte ihr widersprechen, ihr sagen, dass diese Nacht ebenso gut ein Anfang sein konnte, doch er ahnte, dass sie nichts davon hören wollte.
Darum stand er ohne ein weiteres Wort auf, hob sie auf seine Arme und trug sie in die schwach erleuchtete Hütte, wo nur noch die Leidenschaft zählte.
4. KAPITEL
Als Emma früh am nächsten Tag erwachte, lag eine zarte Morgenröte über dem See. Die ersten Sonnenstrahlen wärmten ihr Gesicht, und sie reckte sich wohlig unter dem glatten Laken, während sie an die vergangene Nacht zurückdachte. Es war eine Nacht wie ein langer, erotischer Tanz gewesen. Sie fragte sich, wie sie jemals wieder aufstehen sollte, denn sie spürte jeden einzelnen Muskel ihres Körpers.
Heute würde Gianni abreisen. Der Gedanke traf sie wie ein Blitz.
Sie drehte sich um und sah direkt in seine weit geöffneten dunklen Augen. Er lächelte verschlafen, hob ihre Hand an seine Lippen und küsste jeden einzelnen ihrer Finger. Auf einmal musste Emma gegen aufsteigende Tränen anblinzeln.
Sie wusste genau, dass diese Beziehung keine Zukunft haben konnte. Und doch hätte sie ihn jetzt am liebsten angefleht, bei ihr zu bleiben. In den letzten Stunden hatte sie sich so sicher und geborgen gefühlt wie nie zuvor. Sie wollte diesen Moment
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