Julia Extra Band 363
wirklich großartig. Zum Glück haben wir uns doch noch dazu entschlossen, das Kind in der Klinik zur Welt zu bringen. Zuerst hatten wir an eine Hausgeburt gedacht.“
„Auch bei einer Hausgeburt hätte Ihre Hebamme alles Nötige dabeigehabt“, beruhigte ihn Emma.
Trent nickte. „Ja, ich weiß, dass Montana die Situation unter Kontrolle hatte. Trotzdem war es gut, dass Sie so schnell gekommen sind.“
„Für heute hatten wir jedenfalls genug Aufregung“, stellte Montana fest. Zusammen mit Emma räumte sie die gebrauchten Tücher und Kanülen zusammen. Dann kontrollierten sie noch einmal Elises Puls und Blutdruck, bevor sie das Baby sanft von der Brust seines Vaters lösten und seiner Mutter in die Arme legten.
Gianni betrachtete das nunmehr so friedliche Bild und ließ seinen Blick über die tadellos aufgeräumte Station schweifen. Es gab keine übertriebene technische Ausstattung, aber es war alles vorhanden, was in einem Notfall gebraucht wurde. Offensichtlich war hier ein gut eingespieltes Team am Werk.
Dann fiel sein Blick auf Emmas Gesicht, als die junge Frau ihr Baby an die Brust legte. Ein wehmütiger Ausdruck trat in ihre Augen und ließ ihn innehalten. Unwillkürlich rückte er ein Stück näher an sie heran, wie um sie zu trösten, aber sobald sie ihn bemerkte, drehte sie sich schnell zur Seite, und der Zauber war gebrochen. Was mochte in ihrem Kopf vorgehen?
Montana bedankte sich noch einmal für die Hilfe, dann verließen Emma und Gianni die Station. Gianni nahm mit Bedauern zur Kenntnis, dass die gelöste Stimmung, die heute Nachmittag zwischen ihnen geherrscht hatte, wieder verflogen war. Sobald sie das Klinikgelände verlassen hatten, wollte er Emma eine Hand auf die Schulter legen, aber sie wich zurück. Warum verhielt sie sich auf einmal wieder so abweisend? Er wurde nicht schlau aus dieser Frau.
„Emma?“
„Ich muss jetzt gehen“, sagte sie hastig, drehte sich auf dem Absatz um und bog eilig auf den Weg ab, der zu ihrem Haus führte. Mit wachsendem Argwohn sah Gianni ihr nach, während es hinter seiner Stirn zu arbeiten begann.
Grace war heute Abend bei ihrer Großmutter. Gut. Vielleicht konnte er die Gelegenheit nutzen, um endlich allein mit Emma zu sprechen. Emma wusste, dass Gianni sie an diesem Abend noch aufsuchen würde. Müde fuhr sie sich mit beiden Händen durch die Haare und schloss die Augen. Alles war ein einziger Schlamassel, alles war unendlich kompliziert, und sie hatte das endlose Grübeln satt.
Ebenso satt wie die ständigen Ausflüchte. Es war schwierig genug gewesen, Gianni aus dem Weg zu gehen, während sie auf ihrer eigenen Station arbeitete – sobald sie jedoch wieder in der Ambulanz eingesetzt war, wäre es ein Ding der Unmöglichkeit.
Sie musste mit offenen Karten spielen. Alles andere war feige. Abgesehen davon hatte er ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren. Sie hatte einfach etwas Zeit gebraucht, um sich selbst an die neue Situation zu gewöhnen.
Vielleicht wäre ihr alles leichtergefallen, wenn sie Gianni nicht so gerngehabt hätte. Falls gernhaben das richtige Wort dafür war. Alles an ihm schien ihr so vertraut, als würde sie ihn schon ewig kennen. Nein, das, was sie für ihn empfand, war viel stärker. Aber sie durfte sich nicht in ihn verlieben. Schließlich hatte sie sich selbst ein Versprechen gegeben. Gianni bemerkte einen Anflug von Panik in Emmas blauen Augen, als sie die Tür öffnete, und fragte sich einmal mehr, was sie quälte. Zweifellos hatten sie einiges zu bereden.
„Darf ich hereinkommen, Emma?“
„Ja, sicher“, sagte sie nach kurzem Zögern und ließ ihn herein. Erleichtert über diesen ersten kleinen Erfolg folgte Gianni ihr durch den Hausflur.
Irgendetwas stimmte nicht. Eigentlich hatten sie beide ihre gemeinsame Nacht in guter Erinnerung behalten wollen, aber offenbar hatte sich ihre Meinung geändert.
Im Wohnzimmer angelangt, blieb Emma unschlüssig in der Mitte des Raumes stehen. Sie wirkte angespannt. „Warum bist du gekommen, Gianni?“
„Warum?“ Er wusste nicht, wie er ihre Stimmung deuten sollte, die widersprüchlichen Signale. Er besaß wenig Übung darin, die komplexen Gedankengänge von Frauen zu entschlüsseln. „Weil irgendetwas mit dir nicht in Ordnung ist. Warum gehst du mir aus dem Weg und sprichst nur das Nötigste mit mir? Hast du etwa Angst vor mir?“
Emma seufzte. Ihre Stimme verriet unendliche Erschöpfung. „Natürlich habe ich keine Angst vor dir, Gianni. Ganz im Gegenteil. In deiner
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