Julia Extra Band 363
Nähe fühle ich mich so sicher wie noch nie zuvor.“
Erst jetzt merkte er, dass er die Luft angehalten hatte, während sie sprach. Ihr Geständnis überraschte ihn – das war mehr, als er zu hoffen gewagt hatte. Aber sie hatte seine Frage noch nicht beantwortet. „Wo also liegt das Problem?“
Ihr Blick verriet einen inneren Kampf, dessen Ausgang noch ungewiss war. Doch was war der Grund dafür? Als sie die Worte endlich aussprach, trafen sie ihn vollkommen unvorbereitet. „Ich bin schwanger. Wir bekommen ein Kind.“
Das war das Letzte, womit er gerechnet hatte. Er stand wie vom Donner gerührt, während seine Gedanken sich überschlugen. Wie hatte das passieren können? Schwanger. Ein Baby. Das war unmöglich.
Langsam schüttelte er den Kopf. „Aber wir haben verhütet.“
Sie stöhnte leise auf. „Das dachte ich auch.“
„Und es gab keinen anderen?“ Die Frage brannte ihm auf der Zunge, er konnte sie nicht zurückhalten. Schon einmal hatte man ihn auf diese Weise betrogen, und der Gedanke an Marias letztes Geständnis versetzte ihm noch heute einen Stich. Doch er bereute seine Worte sofort, als er den gequälten Ausdruck auf Emmas Gesicht sah.
Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, aber ihre Worte waren klar und deutlich. „Ich verbitte mir solche Unterstellungen, Gianni. Was du auch tust …“, sie hielt einen Augenblick inne, um sich zu sammeln, „zweifle niemals an meiner Ehrlichkeit!“
„Ich entschuldige mich für meine unbedachten Worte.“ Er merkte selbst, wie steif und unnahbar seine Stimme klang, während sich alles in seinem Kopf drehte. Natürlich hatte er ihre kurze Affäre genossen und fühlte sich zu Emma hingezogen. Aber waren seine Gefühle stark genug, um mit ihr zu leben und ein gemeinsames Kind großzuziehen? Mit einer Frau, die er kaum kannte, allenfalls im biblischen Sinn? Er wusste ja noch nicht einmal, welcher Religion sie angehörte. Ob sie bereit wäre, zum Katholizismus zu konvertieren und mit ihm nach Italien zu ziehen?
So oder so, ihm blieb keine Wahl. Er würde das einzig Richtige tun.
„Dann müssen wir so schnell wie möglich heiraten“, verkündete er entschlossen.
„Um Himmels willen“, murmelte Emma, und Gianni war schockiert. Wollte sie etwa ablehnen?
„Wenn das ein Heiratsantrag sein sollte – danke, kein Bedarf.“
Gianni straffte die Schultern. „Es gibt keine andere Möglichkeit.“
„So einfach ist das nicht.“ Emma ließ sich aufs Sofa fallen, als würden ihre Beine sie nicht mehr tragen. Gianni nahm neben ihr Platz.
„Für meine Tochter bist du ein Fremder. Ich habe hier eine Familie.“ Sie beschrieb eine ausladende Geste durch das einfache, aber geschmackvoll eingerichtete Wohnzimmer. „Ein Zuhause. Nicht zu vergessen einen Beruf, der mich erfüllt und für den ich mein Leben lang hart gearbeitet habe. Ich werde es allein schaffen, auch mit einem zweiten Kind.“
Dann sah sie Gianni fest in die Augen. „Wie soll das funktionieren? Du bist hier nur auf der Durchreise. Dein Zuhause liegt auf einem anderen Kontinent.“ Sie schloss die Augen und atmete tief ein. Es war Zeit für ein zweites Geständnis. „Außerdem habe ich mir selbst das Versprechen gegeben, keine feste Beziehung mehr einzugehen. Du solltest wissen, dass ich vermutlich an einer schweren Erbkrankheit leide. Du verdienst eine Frau, die dir gesunde Kinder schenken kann.“ Traurig schüttelte sie den Kopf. „Diese Frau kann ich nicht sein.“
Ihr Test war also positiv ausgefallen. Aber all das hatte nichts zu bedeuten, denn er war der Vater dieses Kindes. Trotzdem wollte er es genau wissen. „Bist du dir sicher? Hast du dich testen lassen?“
Er sah die Ungläubigkeit in ihrem Gesicht, als ihr klar wurde, dass er ihr Geheimnis bereits kannte. Gleichzeitig war da ein Anflug von Unsicherheit und Furcht. Er verstand.
Arme, tapfere, wunderbare Emma. „So oder so, ich werde für dich und für unser Kind da sein. Für dich und die Kinder“, berichtigte er sich.
Emma rang um Fassung. Dieses Gespräch nahm einen noch schlimmeren Verlauf, als sie sich vorgestellt hatte. Er wollte bei ihr bleiben. Er würde sich ihr und dem Kind zuliebe aufopfern, obwohl er sie nicht wirklich liebte. Das würde sie nicht zulassen. Dass sie von ihm schwanger war, hieß noch lange nicht, dass er sein eigenes Leben aufgeben musste.
„Verstehst du nicht, Gianni? Es kann sein, dass ich das Huntington-Gen habe, und dann sind auch Grace und das Baby in Gefahr. Aber selbst wenn ich
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