Julia Extra Band 363
früh.
Im gleichen Moment, als Gianni mit dem werdenden Vater die Station betrat, stieß Juliette einen markerschütternden Schrei aus. Zwischen ihren gespreizten Beinen zeigte sich ein kleines, dunkelhaariges Köpfchen.
Im Handumdrehen glitten die Schultern des Babys heraus, dann der Bauch und die Füße, gefolgt von einem kräftigen Schwall Fruchtwasser und der Nabelschnur.
Beruhigend drückte Emma Juliettes Schulter. „Also dafür, dass Sie keine Kinder bekommen können, sind Sie ganz schön gut darin.“
„Ach du meine Güte.“ Juliette schwankte zwischen Weinen und Lachen, als sie den ersten Blick auf ihr Baby warf. Dann errötete sie. „Tut mir leid, dass ich so gebrüllt habe.“
Emma trocknete das winzige Gesicht des Jungen ab, der prompt die Nase rümpfte und aus Leibeskräften zu schreien begann. Emma zwinkerte Juliette zu und lächelte. „Ein gesunder Schrei gehört dazu. Sieht so aus, als wäre Ihr Sohn auch dieser Meinung.“
Gianni reichte Emma ein Handtuch, und sie trocknete das Baby ab, bevor sie es seiner Mutter auf den Bauch legte.
Mit einigen geschickten Handgriffen löste sie die Nachgeburt und richtete sich auf. „Herzlichen Glückwunsch, Sie sind soeben Eltern geworden“, verkündete sie strahlend, und der frischgebackene Vater sank ohnmächtig gegen Giannis Schulter.
Gianni fing ihn auf und ließ ihn sanft zu Boden gleiten. Ron kam schnell wieder zu sich und stöhnte leise. Emma schnappte sich ein Kissen von einem der unbenutzten Betten, schob es ihm unter den Kopf und reichte ihm einen feuchten Waschlappen. „Bleiben Sie ruhig noch ein bisschen liegen, Ron.“
Eine Viertelstunde später hatten sie die kleine Familie glücklich auf die Geburtsstation verlegt und machten sich daran, die Patientenakten zu vervollständigen.
Verstohlen schielte Gianni zu Emma hinüber, die über eine Liste gebeugt saß. Auch für ihn war diese Geburt ein außergewöhnliches Erlebnis gewesen. „Ich muss schon sagen, dies scheint ein sehr fruchtbarer Ort zu sein.“
Emma fuhr gereizt herum. „Fang bloß nicht damit an.“
Gianni setzte eine Unschuldsmiene auf. „Ich will damit nur sagen, dass eine wundersame Geburt wie diese gefeiert werden muss. Du solltest heute Abend mit mir ausgehen.“
Ihr Blick war skeptisch. „Das glaube ich kaum.“
„Du könntest mich auch zum Abendessen zu dir nach Hause einladen.“
Emma verdrehte die Augen, aber er sah, dass sie amüsiert ihre Mundwinkel verzog. Schon besser.
Den ganzen Tag hatte er sich den Kopf darüber zerbrochen, wie er erneut mit ihr ins Gespräch kommen sollte. Je mehr Zeit er verstreichen ließ, umso schwerer würde es werden, die Mauer zu durchdringen, die sie um ihr Herz errichtet hatte.
„Wie gut, dass du dich nicht aufdrängst“, sagte sie schnippisch und legte ihm das Rezept für Juliette vor.
Er setzte seine Unterschrift darunter und versuchte es erneut. „Und wenn ich ein original italienisches Abendessen mitbringe?“
Er sah, wie sie ins Schwanken geriet. „Das klingt schon besser“, entgegnete sie widerwillig.
Sein Herz schien einen Purzelbaum zu schlagen. „Wird Grace mit uns essen?“
„Auf jeden Fall. Und sie ist wählerisch.“
Er verzog keine Miene, damit sie es sich nicht noch anders überlegte. „Kein Problem für mich.“ Pünktlich um achtzehn Uhr stand Gianni vor ihrer Tür. Reichlich früh für ein Abendessen , dachte er. Andererseits war das wohl normal, wenn man ein achtjähriges Kind hatte.
Grace öffnete ihm. „Hallo, Dr. Bon-ma-ri-to. Mummy ist in der Küche.“
„Du kannst mich Gianni nennen.“ Feierlich überreichte er ihr ein in Aluminiumfolie eingeschlagenes Knoblauchbrot. Außerdem hatte er zwei Flaschen Wein – davon eine mit alkoholfreiem Lambrusco – und eine Auflaufform mit dem Hauptgang mitgebracht. Der köstliche Duft des Nudelgerichts hatte ihm bereits im Auto das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.
„Was ist denn in dem großen Topf?“
„Das sind meine berühmten Spaghetti Bolognese.“ Er hatte noch kein Kind getroffen, das Bolognese-Soße nicht mochte. Hoffentlich stellte Grace keine Ausnahme dar.
„Lecker!“, rief diese begeistert und runzelte dann die Stirn. „Normalerweise kocht Mummy für uns.“
„Heute lassen wir deine Mutter einmal ausruhen.“
Ernst sah das Mädchen ihn an. „Das ist eine gute Idee. Sie war diese Woche ziemlich müde.“ Dann führte sie ihren Besucher in die große offene Küche, wo Emma schon dabei war, den Tisch zu decken. Ihre
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