Julia Extra Band 363
Wangen glühten, und sie wich seinem Blick aus. Allzu müde sah sie jedenfalls nicht aus.
„Hallo, Gianni“, begrüßte sie ihn, ohne ihre Tätigkeit zu unterbrechen. „Das riecht aber gut.“
„Das sind Bisgetti Bolonese“, erklärte Grace und drückte ihrer Mutter das Brot in die Hand.
Emma schmunzelte über den Versprecher, korrigierte sie aber nicht. „Und dazu noch Knoblauchbrot und Wein. Das wird ja eine richtige Party!“
Grace drehte sich zu Gianni um. „Weißt du, dass meine Mummy heute Geburtstag hat?“
Gianni blinzelte verblüfft. „Tatsächlich?“
„Ja“, sagte Emma verlegen. „Mein fünfundzwanzigster.“
„Dann bekommst du die ganze Flasche von dem Alkoholfreien, und Grace und ich erledigen nachher den Abwasch.“
Sie lachte, und der Anblick stimmte ihn froh. Er nahm sich vor, später heimlich im Lakeside Restaurant anzurufen und einen Geburtstagskuchen zu bestellen.
„Dann hole ich besser die guten Gläser.“ Mit diesen Worten verließ Emma die Küche. Gianni beugte sich verschwörerisch zu Grace hinunter. „Hast du nicht ein paar Luftballons und bunte Schleifen?“
Grace nickte eifrig und eilte davon, um kurze Zeit später mit drei Ballons und zwei roten Geschenkbändern zurückzukehren.
„Prima“, lobte Gianni sie. „Was hältst du davon, wenn ich die Ballons aufblase und wir sie über dem Esstisch aufhängen, bevor deine Mutter zurückkommt?“
Grace nickte mit leuchtenden Augen. „Und ich habe in der Schule eine Geburtstagskarte gebastelt. Das habe ich ganz vergessen.“
„ Perfetto. Und nach dem Essen bekommen wir einen Kuchen geliefert. Aber das bleibt vorerst unser Geheimnis.“
„Was ist denn hier passiert?“, staunte Emma, als sie wenige Minuten später mit den Gläsern die Küche betrat und die beiden außer Atem neben dem bunt dekorierten Tisch stehen sah. Grace lief zu ihr und überreichte ihre Karte. Gerührt gab Emma ihr einen Kuss. „Danke, meine Süße.“
„Und was ist mit mir? Schließlich habe ich die Ballons aufgeblasen“, meldete sich Gianni zu Wort und hielt ihr die Wange hin. Tatsächlich belohnte sie ihn mit einem flüchtigen Kuss.
„Gianni, möchtest du dir meine Barbiepuppen ansehen?“, fragte Grace hoffnungsvoll. „Sie wohnen in einem eigenen Haus.“
Barbiepuppen? Hilfesuchend sah Gianni zu Emma, die amüsiert die Lippen zusammenpresste. „Natürlich, gerne.“
Während Grace in ihr Zimmer hinaufstürmte, schob Emma die Auflaufform und das Brot in den vorgeheizten Backofen. Sie war froh, eine Beschäftigung zu haben, die sie von Gianni ablenkte. Obwohl er keinen Schritt näher gekommen war, spürte sie eine Hitze im Raum, die definitiv nicht aus Richtung des Ofens kam.
In Windeseile war Grace mit einem großen rosafarbenen Puppenhaus zurück und stellte Gianni jede einzelne seiner Bewohnerinnen vor. Ihre Barbies schienen ausnahmslos Mütter oder Hebammen zu sein. Neugierig erkundigte sich Gianni, ob sie gar keinen Mann zur Gesellschaft hatten. Vielleicht einen Arzt?
„Sarah-Jane ist Ärztin.“ Grace hob eine spärlich bekleidete brünette Barbie in die Höhe. „Aber jetzt hat sie gerade keine Schicht.“
Gianni zwinkerte Emma zu. „Ich sehe, deine Tochter weiß bestens Bescheid über unsere Schichten.“
„Vor allem weiß sie sich selbst zu beschäftigen. Eine ausgesprochen nützliche Fähigkeit“, sagte Emma. „Grace, wir setzen uns auf die Terrasse und trinken ein Glas Wein vor dem Essen. Möchtest du mitkommen und draußen weiterspielen?“
„Nein, danke.“ Grace war vollkommen in ihr Spiel vertieft.
Gianni folgte Emma nach draußen. Von ihrer Terrasse aus hatte man einen wunderbaren Blick auf den See, der vom satten Grün ausladender Bäume umgeben war.
„Ihr habt es wirklich schön hier.“
„Oh, ja“, sagte Emma mit einem Seufzer. „Es ist meinem Vater schwergefallen, von hier wegzuziehen, aber wir konnten meine Mutter nicht mehr allein versorgen. Leider gibt es im näheren Umkreis von Lyrebird Lake keine geeignete Pflegeeinrichtung. Die nächste ist in Brisbane.“
Gianni betrachtete ihre rosigen Wangen und ihr blondes Haar, das der Wind sanft hin und her bewegte. Er konnte sich kaum an ihr sattsehen. Ihre Tochter war ihr wirklich wie aus dem Gesicht geschnitten. „Wie lange lebt deine Mutter schon im Heim?“
„Seit sechs Jahren.“ Gedankenverloren blickte Emma über das Wasser.
„Dein Vater ist die ganze Zeit bei ihr?“
Emma nickte. „Er hat eine kleine Wohnung in Brisbane gemietet und
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