Julia Extra Band 363
das. Radford hatte seine ganze Willensstärke aufbringen müssen, um sich ihr nicht zu nähern. Kristie war schön, verführerisch … Aber perfekt? Das war sie beileibe nicht.
Eines war jedoch klar: Wer auch immer sie so enttäuscht hatte, war derjenige, der sie den Männern gegenüber vorsichtig gemacht hatte. Vorsichtig? Regelrecht ablehnend! Nur Paul schien in ihrer Gunst zu stehen, doch auch er hatte es nicht geschafft, richtig an sie heranzukommen. Kristie hatte echt ein Problem! Das Beste wäre, sie schnellstens zu vergessen.
Radford wünschte sich nun, dass er seine Mutter nie überredet hätte, Kristie in das Arbeitszimmer einziehen zu lassen. Je weniger er von ihr sah, desto besser. London, ich komme, beschloss er an Ort und Stelle.
Sein Plan ging jedoch nicht auf – am nächsten Morgen musste seine Mutter für ihre alljährliche Untersuchung zum Arzt, und Felicity verlangte nach seinem Beistand in irgendeiner Hochzeitsangelegenheit. Gegen Mittag war sich Radford der Anwesenheit Kristies so deutlich bewusst geworden, dass er sie einfach sehen musste.
Er hatte sie vorhin aus dem Wagen aussteigen sehen in ihrem schicken elfenbeinfarbenen Hosenanzug und den lächerlich hohen High Heels, hatte ihren Hüftschwung beobachtet, als sie in Richtung der französischen Fenster spaziert war. Sein Testosteron war sofort in die Höhe geschnellt. Eine gefährliche Frau! Mochte sie noch so durchtrieben und kratzbürstig sein – sie besaß definitiv alles, was es brauchte, um seine Urinstinkte zu wecken …
Radford pochte geräuschvoll an die Tür des Arbeitszimmers und betätigte die Klinke. Fest verschlossen. Er fluchte leise. Nach dem gestrigen Abend hatte Kristie keinen Grund, ihn auszusperren. Außer, sie ahnte, dass er sie über ihren Sohn ausfragen wollte.
„Machen Sie die Tür auf, Kristie“, befahl er laut.
Keine Reaktion.
„Verdammt noch mal, öffnen Sie die Tür.“
„Ich bin beschäftigt“, kam es leise von innen. Sie hatte so eine schöne, melodiöse Stimme, die bewirkte, dass sich die feinen Härchen überall an seinem Körper aufstellten.
Radford erinnerte sich schnell daran, dass er nichts mehr mit Kristie zu tun haben wollte. Kehr um und verschwinde, befahl er sich selbst. Doch seine Hand hatte offenbar einen anderen Willen. Wieder klopfte er an die Tür.
Er hörte, wie sich der Schlüssel drehte. Die Tür schwang auf, und vor ihm stand Kristie in einem elfenbeinfarbenen Oberteil aus Seide. Seine Augen wanderten unwillkürlich zu ihren Brüsten, deren wohlgeformte Rundungen sich deutlich unter dem Stoff abzeichneten. Pochendes Verlangen durchströmte ihn gegen seinen Willen.
„Wieso haben Sie mich ausgesperrt?“, zischte er.
„Warum sollte ich das tun?“, antwortete sie und hob ihre fein gezeichneten Augenbrauen.
„Sagen Sie es mir.“
„Ich glaube, Sie leiden an einem Komplex.“
Radford atmete hörbar aus. „Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass der Junge zu Ihnen gehört?“
Kristie setzte sich wieder vor ihren Schreibtisch. „Ich wüsste nicht, warum ich Ihnen über alles Rechenschaft ablegen sollte.“
„Wir haben gestern den ganzen Abend zusammengesessen. Sogar da haben Sie sich geweigert, mir irgendetwas von sich zu erzählen. Was soll die Geheimniskrämerei?“
„Es gibt kein Geheimnis“, erwiderte sie ruhig. „Ich spreche eben nicht mit jedermann über mein Privatleben.“
„Ich bin also jedermann?“, rief Radford empört. Langsam verlor er wirklich die Beherrschung, vor allem, weil sie bei alldem so sachlich blieb. „Ich hatte gedacht, ich bedeute Ihnen langsam etwas mehr.“
„Dann machen Sie sich etwas vor“, antwortete Kristie. „Ich habe eine geschäftliche Beziehung mit Ihrer Mutter, und das ist alles, was uns verbindet.“
„Wie alt ist der Junge?“
„Sie meinen Ben?“, fragte sie leicht säuerlich. Ihre Gelassenheit schwand allmählich.
„Ja, ich meine Ben.“
„Fünf.“
„Und wer ist Chloe?“, wollte er wissen.
„Seine Babysitterin, meine Haushaltshilfe, wie immer Sie das nennen wollen.“
„Wo ist der Vater des Kindes?“
Kristie betrachtete ihn kühl. „Das geht Sie nichts an.“
„Er ist derjenige, der Ihnen das angetan hat, nicht wahr?“
„Korrekt“, erwiderte sie und errötete leicht. „Er ist ein Schwein der übelsten Sorte.“
„Und ganz aus Ihrem Leben heraus?“
„Schön wär’s.“
Radford runzelte die Stirn. „Er treibt sich hier immer noch herum?“
„Ich habe ihn erst kürzlich
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