Julia Extra Band 363
Peggy, aber ich würde mich besser fühlen, wenn ich Miete zahlen könnte.“
„Sie wollen nicht als Almosenempfängerin dastehen, nicht wahr?“, fragte die ältere Frau verständnisvoll. „Wie Sie wollen, wir werden etwas arrangieren. Nun sagen Sie, gibt es irgendetwas, was Sie sonst noch brauchen? Molly wird Ihnen Ihren Morgenkaffee und den Nachmittagstee bringen, und ich würde es sehr schätzen, wenn Sie mit mir zu Mittag äßen.“
Kristie schüttelte den Kopf. „Danke, aber ich bin zu der Zeit fast immer auswärts. Ist Radford nach London gefahren?“
Peggy nickte. „Ja, bereits letzten Abend, das hat mich sehr überrascht. Er sagte, dass er gleich heute früh einen dringenden Termin hat. Ich werde ihn wohl ewig nicht mehr zu Gesicht bekommen.“
Erneut verspürte Kristie eine enorme Erleichterung. Nun konnte sie sich in Ruhe auf ihre Arbeit konzentrieren.
Noch am selben Abend hatte Paul angerufen, um sich mit ihr zu treffen. Tatsächlich besuchte er sie diese Woche jeden Abend. Kristie hätte sich eigentlich vollkommen entspannen können, wäre Radford ihr nicht ab und zu im Kopf herumgespukt. Sie fühlte sich in Pauls Gesellschaft stets sehr wohl; sie stritten nie und kamen einfach unkompliziert miteinander aus.
An Kristies zweitem Montag im neuen Büro wurde ihr Friede allerdings grob gestört. Da Peggy sie jeden Morgen für eine Viertelstunde besuchte und sie davon ausgegangen war, dass sich Radford in London aufhielt, hatte sie ihre Tür unverschlossen gelassen. An diesem Morgen fiel das Klopfen lauter als üblich aus. Sie hatte keine Zeit zu antworten, denn plötzlich wurde die Tür mit einem Ruck aufgestoßen.
Kristie brauchte nicht einmal aufzublicken, um zu wissen, wer es war. Peggy wartete immer höflich, bis sie eintreten durfte – aber nicht so Radford. Mit großen Schritten durchmaß er den Raum. Gekleidet in ein schwarzes Poloshirt und eine schwarze Hose, wirkte er bedrohlicher als sonst. „Was machen Sie hier?“, fragte Kristie kühl.
Radfords grimmiges Lächeln ging ihr durch Mark und Bein. „Höflich wie immer, alles klar.“
„Sollten Sie nicht in London sein!“
„Meine Mutter braucht mich.“
„Ach so, was ist denn los?“ Letzten Freitag war mit Peggy noch alles in Ordnung gewesen.
„Keine Sorge, sie ist nicht krank. Es geht um die Hochzeit. Ich habe Sie gewarnt, dass Flick ihre Meinung ändern könnte.“
„Und das muss sie mit Ihnen besprechen, nicht mit mir?“, gab Kristie scharf zurück.
„Sie wollte es klären, bevor sie mit Ihnen spricht. Haben Sie ein schönes Wochenende gehabt?“
„Ich denke, mein Privatleben steht ganz unten auf Ihrer Prioritätenliste“, schleuderte sie ihm entgegen. „Wieso sind Sie hier? Um mich über die Änderungen aufzuklären, oder um mich zu quälen?“
„Ich quäle Sie?“ Er hob fragend die Brauen. „Weshalb nur, frage ich mich?“
Kristie seufzte ungeduldig. „Sagen Sie mir, weshalb Sie hier sind – und dann gehen Sie bitte.“
„Ich wollte Sie fragen, ob ich Sie für heute Abend zum Dinner einladen kann.“
„Sie fahren nicht nach London zurück?“
„Alles zu seiner Zeit“, antwortete er schelmisch grinsend. „Wie lautet Ihre Antwort?“
„Ich denke, das wissen Sie“, erwiderte Kristie knapp.
Radford ließ sich in einem der gemütlichen Ledersessel nieder. „Ich habe die letzte Woche viel über Sie nachgedacht“, erklärte er. „Warum Sie mich so sehr hassen. Ich erinnere mich, was Sie gesagt haben, aber es überzeugt mich nicht. Also – hier bin ich und hier bleibe ich vorerst.“
Kristies Herzschlag hatte inzwischen ein besorgniserregendes Tempo erreicht. Sie hätte auf die Auseinandersetzung lieber bis nach der Hochzeit gewartet. Aber konnte sie überhaupt warten? Er würde sie ja so lange reizen, bis sie damit herausplatzen musste!
Allerdings könnte sie das verhindern, indem sie vorgab, einen jähen Sinneswandel erlebt zu haben. Aber würde sie es schaffen, ihm plötzlich Sympathie vorzutäuschen? Nun, sie musste es wohl oder übel, wenn sie Peggy nicht verstimmen wollte.
„Sieht ganz so aus, als hätte ich keine Wahl“, meinte Kristie so gelassen wie möglich.
In Radfords Lächeln lag Triumph. „Ich werde Ihnen beweisen, dass ich kein Monster bin!“
„Das werden wir sehen“, meinte sie leise. „Wenn Sie erlauben, ich habe noch viel zu erledigen!“
„Um wie viel Uhr werden Sie in etwa fertig sein?“, fragte Radford, bevor er sich erhob und vor Kristie hinstellte.
Sie
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