Julia Extra Band 363
getroffen.“
„Ich hoffe, Sie haben ihm gesagt, wohin er sich verziehen kann!“ Sollte er diesem Kerl jemals begegnen, würde es ihm ein Vergnügen sein, ihn sich so richtig vorzunehmen.
„Er lässt ein Nein als Antwort nicht so leicht gelten.“
„Vielleicht brauchen Sie Polizeischutz? Kann ich Ihnen helfen?“
Kristie lächelte bedrückt. „Ich denke nicht, dass es zum Äußersten kommt. Und ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen, vielen Dank.“
Radford ließ das Thema nur widerwillig fallen. „Wie geht es Ihrem Sohn jetzt?“
„Es geht ihm gut“, antwortete Kristie. „Er hat nur zu viel Eis gegessen. Aber das interessiert Sie wohl kaum.“
„Zum Teufel, Kristie, wie können Sie das sagen?“, meinte er aufgebracht und schritt zu ihrem Schreibtisch hinüber.
„Ganz einfach“, erwiderte sie. „Sie kommen mir nicht wie ein Mann vor, der Kinder mag.“ Sie erinnerte sich noch genau daran, wie er Ben einen „Bengel“ genannt hatte.
„Und wie kommen Sie zu der Ansicht?“, wollte Radford mit rauer Stimme wissen. Er stand neben ihr, die Hände auf die Tischplatte gelegt, und überragte sie drohend. Vorsicht, ermahnte sich Kristie, du darfst jetzt nicht die Nerven verlieren! Letzte Nacht war ihr ein genialer Einfall gekommen: Sie könnte sich an Radford rächen, wenn auch indirekt, indem sie ihm die Tatsache verschwieg, dass Ben sein Sohn war. Das war grausam, aber der Gedanke gefiel ihr. Normalerweise würde sie sich nie so verhalten, doch Radford Mandervell-Smythe hatte den Tod ihrer Schwester zu verantworten, und das würde sie ihm niemals verzeihen.
„Das ist doch wirklich gleichgültig“, fuhr sie ihn an.
Radford drehte sich kopfschüttelnd weg. „Sie sind wirklich schwer zu durchschauen.“
„Und das bereitet Ihnen Kopfzerbrechen?“, meinte sie verächtlich.
„Ich würde Sie gerne besser kennenlernen.“
„Ich denke, das wäre keine so gute Idee“, erwiderte Kristie. „Wir haben nichts gemeinsam.“ Außer einem süßen kleinen Jungen namens Ben.
Plötzlich kam ihr ein fürchterlicher Gedanke. Sollte Radford jemals herausfinden, dass Ben sein Sohn war, würde er alles Erdenkliche in Bewegung setzen, um ihn ihr wegzunehmen. Nun, das war nur ein weiterer guter Grund, ihm nie etwas davon zu verraten. Der Gedanke, Ben zu verlieren, war schier unerträglich.
„Sie faszinieren mich“, meinte Radford.
„Und deshalb soll ich mich noch öfter mit Ihnen treffen?“, gab Kristie kalt zurück. „Ich denke nicht. Mir wäre es lieber, Sie gehen jetzt und kommen nie mehr zurück.“
„Haben Sie sich gestern Abend nicht wohlgefühlt?“
„Ehrlich gesagt schon, sehr zu meiner Überraschung.“
„Aber Sie würden es nicht wiederholen wollen?“
„Dazu sehe ich keinen Grund.“
Radford atmete scharf ein. „Ich wollte eigentlich heute nach London fahren, aber ich glaube, ich bleibe ein paar Tage hier. Ich liebe Herausforderungen.“
„Wie meinen Sie das?“, fragte Kristie entsetzt.
„Ich möchte Ihnen beweisen, dass nicht alle Männer vom selben Schlag sind.“
„Und Sie glauben, das funktioniert?“
Er lächelte überlegen. „Es kommt auf einen Versuch an.“
„Sie würden nur Ihre Zeit verschwenden“, meinte Kristie entschieden.
„Aber Sie behaupten nicht, dass ich es nicht kann?“
Verdammt, was wollte er von ihr? Radford war ein Mann, dem man nicht viel entgegensetzen konnte, hatte er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt. „Würde Sie das denn aufhalten?“
„Langsam kennen Sie mich“, stellte er lächelnd fest.
Leider, dachte Kristie. Wo bleibt dein Mumm? Wehr dich endlich!
Sie schaffte es nicht. Zu ihrer tiefsten Beschämung gab es da einen winzigen Teil in ihr, der sich zu Radford hingezogen fühlte. Und dieser Teil ergriff langsam, aber sicher Besitz von ihr. Sie sehnte sich nach der Aufregung, die sie verspürte, wenn ihr Radford nahe war, wollte ihre Arme ausstrecken, um ihn zu berühren, seine Küsse schmecken und seinen durchtrainierten Körper dicht an ihrem spüren.
Der Gedanke daran ließ sie ihre Lippen befeuchten.
„Wir werden gemeinsam zu Mittag essen“, verkündete Radford.
Seine Verwegenheit hätte sie eigentlich nicht überraschen dürfen. „Unmöglich. Ich habe um zwei einen Termin.“ Das war natürlich eine Lüge.
„Dann wird es eben ein früher Lunch.“
Kristie schüttelte vehement den Kopf. „Dafür habe ich keine Zeit. Ich habe Sandwiches dabei.“
„Dann essen wir zusammen Sandwiches.“
Offenbar gab es nichts,
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